Sultan Saladin von Haydar Isik
Der kurdische Autor Haydar Isik hat einen historischen Roman über den Aufstieg des berühmten islamischen Feldherrn SultanSaladin veröffentlicht.
Als Gegenspieler der Kreuzfahrer gilt SultanSaladin als größter Held der muslimischen Welt und wird nicht erst seit Lessings Drama „Nathan der Weise“ als das Idealbild des toleranten Herrschers angesehen. Dem Aufstieg des Sultans widmet sich der in Maisach lebende kurdische Autor Haydar Isik in seinem neuen Roman, der jetzt in deutscher Sprache erschienen ist.
Bisher behandelte Isik in seinen Romanen die jüngere Vergangenheit. Warum wendet er sich nun einem Herrscher aus dem 12. Jahrhundert zu? In seiner Jugend in der Türkei wurde Saladin immer als großer türkischer Sultandargestellt, erklärt der Autor. "Erst später habe ich erfahren, dass er Kurde war." Weil die Kurden ihre eigeneGeschichte vergessen mussten, wollte er diese Seite Saladins in den Vordergrund stellen. Ihn selbst hätten dieTürken als Kind von seinen Eltern weggenommen. Isik: "In einem Internat sollte ich zu einem guten Türken erzogen werden." Saladin beeindrucke ihn seit seiner Jugend, seit er ihn in einer Filmszene gesehen habe. Darin zeigt der Kreuzfahrer Richard Löwenherz wie stark sein Schwert ist und zerteilt ein Eisenstück. Saladin ist fein und zierlich, er wirft ein Seidentuch in die Luft und hält seinen Säbel darunter, der das Tuch zerteilt. Isik: "Der Brutalität tritt Saladin durch die Kraft seines Geistes entgegen. Das hat mir imponiert."
Haydar Isik kam in den 1970er-Jahren als Lehrer nach Deutschland und blieb. Doch seine kurdischen Wurzeln sind ihm nach wie vor wichtig. Er habe sein Kurdischsein nie vergessen. Bis er sieben war, sprach er kein Wort Türkisch. "Heute schreibe ich auf Türkisch, weil ich mich in dieser Sprache am besten ausdrücken kann", sagt Isik. "Aber es ist eine koloniale Sprache, die mir aufgedrängt wurde, das vergesse ich nicht." Durch das Schreiben wolle er eine Botschaft vermitteln und aufklären: "Menschen sind friedlich, wenn man sie in Ruhe leben lässt, Fremdherrschaft kriminalisiert sie. Wir Kurden sind ein Volk und haben das Recht, frei und in Frieden zu leben."
Im Jahr 2007 wurde Haydar Isik verhaftet. Er wurde verdächtigt, die verbotene kurdische Untergrundorganisation PKK zu unterstützen. Später wurde er rehabilitiert. Dass man ihn in seiner zweiten HeimatDeutschland unter diesen Verdacht stellte, enttäuschte den Autor. Die Zeit im Gefängnis empfand er als furchtbar. "Die ersten Tage hatte ich nicht einmal etwas zu lesen, durfte nie aus der Zelle und wurde von allen geduzt. Ich habe ein ganz anderesDeutschland kennen gelernt." Er sei zwar später rehabilitiert worden, doch werde er weiter von der Türkei verfolgt.
Sein Buch soll auch ein Plädoyer für mehr Toleranz sein. Der Großteil dreht sich nicht um Saladin allein, sondern zeigt den späteren Herrscher im Kontrast zu seinem Onkel Sherko, einem heldenhaften Kämpfer. "Saladin hat auch für den Islam gekämpft, aber er war ein guter Mensch und ein weltoffener Feingeist." Er habe kein Problem mit der einheimischen Bevölkerung und ihren verschiedenen Religionen gehabt.