Erneute Bevormundung in der Türkei - Verbot Raki-Festivals
- Geschrieben von Portal Editor
Ein Fest mündiger Bürger sollte es auch in diesem Jahr wieder werden, statt dessen folgt ein Verbot, das die Debatte um die schleichende Islamisierung des Landes Türkei erneut neu belebt.
Neben der Presse- und Medienfreiheit ist es gerade die Beschränkung, besser die politische Einflussnahme auf grundlegende Bürgerrechte, die zu großen Bedenken Anlass geben müssen. Kann und darf nicht jeder mündige Bürger selbst entscheiden, ob er / sie sich für den Besuch des Raki Festivals in Adana entscheidet? Was soll diese Bevormundung mündiger Bürger?
Bislang feierten im Dezember jedes Jahr tausende Menschen in der südtürkischen Stadt Adana ihren Lieblingsalkohol, den klaren Anisschnaps Raki. Wenn man sich die Statistiken des Alkoholkonsums besonders im Vergleich zu anderen Ländern anschaut, gibt es überhaupt kein Problem mit dem Bürgerverhalten. Warum also diese Eingriffe? Warum solche Verbote? Nach Protesten islamischer Organisationen gegen die „schändliche“ Veranstaltung haben die Gouverneurs-Behörden das Raki-Festival verboten. Eine Begründung für sein Verbot nannte der zuständige Gouverneur Mustafa Büyük allerdings bislang nicht. Die Medien zitierten ihn lediglich mit den Worten: „Wir wollen nicht, dass die Menschen Alkohol trinken, und wir können das nicht hinnehmen, wenn es in aller Öffentlichkeit geschieht.“
Wenn das keine Beschränkung persönlicher Entscheidungsrechte ist, fehlen entsprechende Reaktionen einer breiten, internationalen Öffentlichkeit, die nicht zu knapp ausfallen sollte, selbst wenn man hinsichtlich der Flüchtlingsprobleme auf die Türkei angewiesen zu sein scheint.
Nur wenige Proteste erfolgen noch auf diese willkürlichen und politisch motivierten Beschränkungen, so verurteilte Adanas Bürgermeister Hüseyin Sözlu die Entscheidung. Der Oppositionspolitiker sieht darin einen „Eingriff in die individuelle Freiheit“. Recht hat er. Der Journalist Deniz Zeyrek sagte dem Nachrichtensender CNN-Türk, die Behörden mischten sich in das Privatleben der Menschen ein, wenn sie das Festival einfach untersagten.
Die islamisch-konservative AKP von Präsident Recep Tayyip Erdogan hat in ihrer 13-jährigen Regierungszeit die Steuern für Alkohol und Tabak merklich erhöht - nach offiziellen Angaben, um die öffentliche Gesundheit zu schützen. Vor zwei Jahren löste Erdogan zudem eine Kontroverse aus, als er anstelle von türkischem Bier und Raki-Schnaps das Joghurtgetränk Ayran als Nationalgetränk bezeichnete. Und mit welcher Konsequenz diese Bevormundung umgesetzt wird, musste gerade erst ein staatliches Tee-Unternehmen, denn wer in der Türkei den Ayran verspottet, bekommt die volle Härte des Gesetzes zu spüren: Ein Tee-Unternehmen würde angeblich in einem Werbespot das türkische Joghurtgetränk beleidigen. Jetzt muss es rund 70.000 Euro Strafe zahlen.
In dem Fernsehspot für den Eistee "Didi" der Firma Caykur wird gesungen: "Ich habe Ayran getrunken, das hat mich einschlafen lassen." Das Handelsministerium verdonnerte daher die Firma Caykur zu einer Geldstrafe von umgerechnet 70.250 Euro, weil das Joghurtgetränk "Ayran grundlos beleidigt" worden sei, berichtete die Zeitung "Hürriyet".
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