Durch die Zeitumstellung am Sonntag, den 27. Oktober, sind in den kommenden Wochen viele motorisierte Pendler vor allem in der Dämmerung unterwegs.
Also gerade dann, wenn die Wildtiere auf Futtersuche gehen. „Wildtiere kennen keine Zeitumstellung, ganz egal, wie oft wir an der Uhr drehen“, sagt Marie Geisler, Referentin für Flächenmanagement bei der Deutschen Wildtier Stiftung. Der Biorhythmus von Rothirsch, Reh, Wildschwein, Dachs oder Fuchs orientiert sich am Sonnenstand und der Änderung in der Tageslänge. In der Dämmerung sind viele Wildtiere besonders aktiv – dann ziehen sie los, um im Schutz der Dunkelheit nach Nahrung zu suchen.
Deutsche Wildtier Stiftung warnt: Anfang November steigt die Zahl der Wildunfälle
Auf der Suche nach Mais, Rüben, Wurzeln, Pilzen, Beeren, Baumfrüchten, Kräutern oder Aas queren die Wildtiere Autobahnen, Landstraßen, Feldwege, Dorf- und Vorortstraßen. „Durch die Zeitumstellung verlagert sich die Hauptverkehrszeit der Menschen in die Hauptaktivitätsphase der Wildtiere“, sagt Marie Geisler. So werden Autofahrer, aber auch Motorradfahrer oder E-Biker zur Gefahr für Wildtiere und umgekehrt. Rein rechnerisch kollidiert nach Angaben des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft deutschlandweit alle zwei Minuten ein Wildtier mit einem Auto. Die Gefahr von Wildunfällen ist dabei von Oktober bis Dezember zum Teil fast doppelt so hoch wie in anderen Monaten, zeigt die Unfallstatistik des GDV. Über 1 Milliarde Euro pro Jahr werden für Fahrzeugschäden bezahlt. Nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes endet so gut wie jeder Zusammenprall für das Wildtier tödlich.
Besonders oft knallt es an Wald- und Feldübergängen, denn hier wechseln Fuchs, Reh, Hirsch, Dachs oder Wildschwein die Straße, um in andere Nahrungsgefilde zu gelangen. Begehrte Anlaufstellen für die Nahrungsaufnahme sind aber auch Straßenbäume, die viele Baumfrüchte abwerfen.
Eichelmast lockt Wildtiere an die Straßen
Wildschweine etwa fressen sich liebend gern an proteinreichen Eicheln satt. „Da es in diesem Jahr eine Eichelmast gibt, kann es beispielsweise leicht passieren, dass sich in der Dämmerung eine Rotte Wildschweine auf einer Eichen-Allee versammelt. Die Silhouetten der Tiere sind bei schlechten Sichtverhältnissen nur auf kurzer Distanz zu erkennen, es besteht Unfallgefahr“, so Geisler. Auch andere Huftierarten wie etwa Rehe und Damhirsche mögen Eicheln und werden auch von abgeworfenen Baumfrüchten wie Bucheckern und Kastanien an die Straßenränder gelockt. Auf Straßen, die mit Obstbäumen gesäumt sind, trifft man in der Dämmerung garantiert nicht nur auf Wildschweine, sondern fast immer auch auf Dachse und Füchse.
Nässe und Laub verlängern außerdem den Bremsweg. Viele Wildunfälle könnten jedoch verhindert werden, wenn Autofahrer die Gefahr von Wildwechsel rechtzeitig erkennen. Der Tipp der Expertin der Deutschen Wildtier Stiftung lautet darum: „Fahren Sie vorrauschauend, lieber Tempo 80 statt 100 und immer bremsbereit. Beobachten Sie in gefährdeten Bereichen den Straßenrand! Wenn reflektierende Punkte, also die Augen von Wildtieren oder eine Tiersilhouette auftauchen, bremsen Sie sofort ab. Hupen Sie, damit sich das Tier erschreckt und bestenfalls flüchtet und schalten Sie auch das Fernlicht aus. Denn ein Wildtier, das geblendet wird, bleibt erstmal starr stehen – blenden Sie ab, läuft es hoffentlich weiter. Und Achtung: Überquert ein Wildtier die Straße, folgen häufig Artgenossen.
„Kann ein Zusammenprall nicht vermieden werden, versuchen Sie aber niemals auszuweichen“, fügt Marie Geisler hinzu. Eine Kollision mit Straßenbäumen oder gar dem Gegenverkehr hat für Autofahrer deutlich schlimmere Folgen als der Zusammenprall mit einem Wildtier. Wenn es zu einem Wildunfall gekommen ist, muss der Autofahrer die Polizei benachrichtigen – auch wenn das angefahrene Wildtier noch lebt oder geflüchtet ist. Nehmen Sie das Wildtier nicht mit, denn das ist verboten. Die Polizei informiert den zuständigen Jäger, der das Tier sucht und gegebenenfalls von seinem Leid erlöst. Außerdem stellt die Polizei eine Bescheinigung über den Wildunfall aus, damit der Autofahrer den entstandenen Schaden über seine Kaskoversicherung begleichen lassen kann.
Jenifer Calvi / Pressereferentin
Deutsche Wildtier Stiftung
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Telefon 040 970 78 69-14
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