Die Burgruine Rozafa - Sagen umwobenes Bollwerk Shkodra
- Geschrieben von Portal Editor
Unser Weg durch Albanien hatte uns schon mehrfach durch Shkodra geführt, so hatten wir natürlich auch die mächtige Festung Kalaja e Rozafës (seltener auch Kështjella e Rozafës), direkt an der Hauptstraße in Richtung Tirana bemerkt, die wir während unseres jetzigen Aufenthalts ausgiebig besichtigten wollten.
Von besonderem Interesse für uns war auch die im Volksmund noch immer erzählte Sage, auf deren Ursprung auch der Kurzname Rozafa zurück zu führen ist.
Der Sage Rozafa entsprechend bauten drei Brüder die erste Burg. Ihre Bemühungen waren aber umsonst, da die Festungsmauern jede Nacht wieder einstürzten. Ein alter Mann riet den Brüdern darauf hin, ein Opfer zu bringen wie es früher oftmals üblich war: eine Frau sollte lebendig eingemauert werden. Erst dann würden die Mauern für immer halten. Die drei Brüder vereinbarten, diejenige ihrer Ehefrauen zu opfern sei, die am nächsten Tag als erste das Mittagessen zu den Brüdern bringen würde.
Die beiden älteren Brüder weihten ihre Ehefrauen entgegen der Abmachung mit dem jüngsten Bruder in den Plan ein. So war es die junge Rozafa, die am nächsten Tag als erstes am Bauplatz erschien und somit zum Opfer werden sollte. Rozafa nahm ihr Schicksal hin, bat aber inständig darum, dass man eine ihrer Brüste, einen Arm und ein Bein nicht einmauern sollte. So konnte sie weiterhin ihrem jungen Kind die Brust geben, es streicheln und mit dem Bein die Wiege schaukeln. So soll es einst geschehen sein. Als Nachweis dieser Sage dienen bis heute die weißen Kalksinterablagerungen an der Decke im Eingangstor, die ständig feucht und tropfend an Muttermilch erinnern. Wahrscheinlich bilden diese Ablagerungen aus den Sinterröhrchen der Decke den Ursprung zur Rozafa-Sage.
Die Festung Rozafa zählt heute zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten Shkodras und kann gegen geringes Entgelt besichtigt werden. Der Fußweg hinauf zur Burg dauert vom Campingplatz Legjenda aus nur wenige Minuten, führt zunächst entlang der Hauptstraße und dann die Festungsstraße hinauf. Mit Ausnahme der nach wie vor soliden Befestigungsmauern, die hauptsächlich aus venezianischer Zeit stammen, sind die meisten Gebäude innerhalb der Burg, zu denen auch die umgewidmete Kirchenmoschee St. Stephan zählt, zerstört oder verfallen. Der Zugang zur Burg führt durch mehrere Tore und die wuchtige Außenmauer. Das davon eingeschlossene Areal umfasst drei Höfe, die durch gesicherte Mauern voneinander abgetrennt waren. An mehreren Stellen kann die Außenmauer bestiegen werden, wovon man die Aussicht über die Stadt Shkodra und den Skutarisee genießen kann.
Die Festung Rozafa wurde auf einem 130 Meter hohen Hügel errichtet, der an strategisch günstiger Stelle den Abfluss des Skutarisees über die Buna kontrolliert. Südlich wird die Anhöhe von den Flüssen Drin und Kir passiert, die Festung ist somit fast komplett von Wasser umschlossen. Die Flanken des Hügels sind bis zu den Mauern sehr steil und felsig. Das weitläufige Gelände der Burg in der Form eines unregelmäßigen Dreiecks umfasst die hingegen eher flache Hügelkuppe. Der Zugang erfolgt von Osten, wo sich der Hügel in geringerer Höhe fortsetzt.
Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. gründeten Illyrer auf dem Hügel eine Stadt mit dem Namen Scodra, die zur Vorgängerin des heutigen Shkodra zählt. Während der Römerzeit dehnte sie sich bis in die Ebene am Fuße des Hügels aus. Später haben Byzantiner, lokale Fürsten und Venezianer die Anlage genutzt. Letztere bauten die Befestigungsanlagen stark aus.
1479 konnten die Türken die Burg nach zehnmonatiger Belagerung einnehmen. Bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts war die Burg bewohnt. Erst 1863 wurde die Verwaltung des Vilâyets Shkodra von der Burg ins Stadtzentrum verlegt. Bis ins Jahr 1913, als Montenegriner die Stadt eroberten, wurde die Burg von der osmanischen Armee militärisch genutzt. Innerhalb des Geländes gibt es ein kleines Museum und ein folkloristisches Restaurant, das jetzt im Oktober allerdings geschlossen war.
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