Shkodra - Mittelalter und Osmanen in der Stadt
- Geschrieben von Portal Editor
Keine Frage, der Stadtrundgang durch Shkodra zeigt auch hier den Einfluss der Osmanen, was sich nicht nur an den zahlreichen Moscheen deutlich zeigt.
Verwundert ist man höchstens darüber, das es Standorte in der Stadt gibt, wo direkt neben der Moschee auch eine orthodoxe oder katholische Kirche steht - ein friedliches Miteinander scheint also möglich zu sein, sogar schon im Mittelalter? Gelebte Toleranz nach langer Zeit der kommunistischen Diktatur. Hier einige Fixpunkte der Entwicklung:
Im Jahr 1040 wurde Shkodra vom Fürstentum Zeta erobert, das ab 1185 zum Serbischen Reich gehört. Ab 1360 herrschte das Adelsgeschlecht der Balšić über Zeta, das Shkodra zu ihrer Hauptstadt machte. Das Fürstentum Zeta verteidigte 1393 die Stadt erfolglos vor den Osmanen, die sie für kurze Zeit besetzt hielten.
Drei Jahre später, im Jahr 1396 übernahm die Republik Venedig die Macht in Shkodra, welches nun Teil des Venezianischen Albaniens wurde. 1403 kam es zu einem Aufstand der Shkodraner gegen die venezianische Herrschaft. Während der Herrschaft der Löwenrepublik blühte die Stadt allerdings zu einer reichen Handelsstadt auf.
1479 wurde Shkodra von den Osmanen nach langer Belagerung der Burg Rozafa erobert und Shkodra wurde Hauptstadt des gleichnamigen Vilâyets Shkodra. Es dauerte jedoch längere Zeit, bis sich die Stadt von den Zerstörungen und der Entvölkerung infolge der türkischen Eroberung erholen konnte und zu einem bedeutenden Handelsort wurde, der vom Austausch zwischen dem Osmanischen Reich und dem übrigen Europa profitieren konnte. Noch 1614 wurde Shkodra von einem französischen Reisenden als kleine Stadt mit kaum 300 Häusern beschrieben. Der türkische Reisende Evliya Çelebi dagegen schildert sie etwa 50 Jahre später als blühende Handelsstadt mit 1.800 Häusern (das entspricht etwa 9.000 Einwohnern, etwas mehr als Berlin in jener Zeit hatte) – bis zu dieser Zeit diente die Burg Rozafa auch als Wohnviertel, da wo heute die Hauptverkehrsstrasse Richtung Tirana verläuft, war einst das Basarviertel. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts konvertierten fast alle Stadteinwohner zum Islam.
1757 erklärte sich der lokale Feudalherr Mehmet Bej Bushati zum Pascha der Region Shkodra. Er führte die politischen Geschäfte fast selbstständig und erlangte so mehr Autonomie gegenüber der Hohen Pforte. Seine Blütezeit erreichte das Paschalik von Shkodra jedoch erst mit seinem Sohn Kara Mahmut, der die Grenzen seines Machtbereichs bis nach Kosovo und Berat erweiterte.
Ab ca. 1770 setzte eine Verlagerung des Stadtzentrums weg vom Basar rund zwei Kilometer nach Osten in die Ebene am Seeufer ein, so dass die Stadt bald über zwei komplett voneinander getrennte Teile verfügte. Ein drittes Viertel lag südöstlich des Burghügels am Ufer des Kir. Nach den Erdbeben von 1815 und 1837 veränderte sich aber der Lauf des Drins, der zuvor nicht in die Buna, sondern direkt ins Meer mündete, und das Tabak-Viertel wurde in der Folge regelmäßig überflutet. Die Bleimoschee, das bedeutendste Gebäude im heute sehr ländlich geprägten Viertel, war schon nach dem Ersten Weltkrieg ungenutzt. Die Bedeutung des Basarviertels nahm spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg ebenfalls ab, so dass von der historischen Substanz in den 1980er Jahren nichts mehr zu sehen war.
1785 griff Kara Mahmut das benachbarte Montenegro an und konnte die Piratenbastion Ulcinj erobern, deren Flotte er in Brand setzte. Schnell wurde der Westen Europas auf ihn aufmerksam und Kara Mahmut bat bei den Habsburgern um Waffen und Geld, um das Osmanische Reich zu bekämpfen.
Doch die Osmanen mussten schon nach dreimonatiger Belagerung der von ihnen gehaltenen Festung Rozafa sich den überlegeren Soldaten Kara Mahmuts geschlagen geben. 1796 unter nahm Kara Mahmut einen weiteren Versuch, Montenegro anzugreifen, doch dieses Mal erlebte er eine Niederlage und wurde in der Folge geköpft. Nach seinem Tod wurde sein jüngster Bruder, Ibrahim Pascha, zu seinem Nachfolger bestimmt. Dieser war jedoch ein Gegner der Politik seines Bruders und dem Sultan treu ergeben gewesen. Er verwaltete das Paschalik von Shkodra bis zu seinem Tod 1810.
Nicht umsonst war Shkodra bis vor einem Jahrhundert eines der kulturellen Zentren Albaniens, wo auch die albanische Nationalbewegung Rilindja (Wiedergeburt) viele Anhänger und Unterstützer hatte. Deswegen gilt das kulturelle und historische Erbe Shkodras als eines der bedeutendsten nicht nur in Albanien selbst, sondern in allen von Albanern bewohnten Gebieten in den Nachbarländern.
1860 gründeten Jesuiten ein Seminar in der Stadt und 1870 wurde mit Hilfe Österreich-Ungarns ein theologisches Gymnasium des Franziskanerordens eingerichtet. Die Österreicher zielten damit darauf ab, ihren Einfluss im katholischen Nordalbanien zu vergrößern. Die in Shkodra wirkenden und arbeitenden Priester und Pfarrer hatten jedoch in der örtlichen Bevölkerung keinen guten Ruf. Ihnen wurde vorgeworfen, sie würden durch die Handelsbeziehungen mit Österreich-Ungarn nur eigene Vorteile ziehen und würden die einheimischen Kleinhändler hintergehen. Die muslimischen Shkodraner – und allgemein die Albaner – waren gegenüber der Doppelmonarchie mehr als misstrauisch. Um den österreichischen Einfluss in Shkodra so weit wie möglich zu minimieren, wurden in der Stadt auch italienische Schulen eröffnet.
In den Wirren der Balkankriege 1912/13 beanspruchten Montenegriner und Serben die Stadt für ihre Staaten. Nach der Ermordung des osmanischen Kommandanten Hasan Riza Pascha hielt die montenegrinische Armee Shkodra einige Zeit besetzt, womit die Zeit der Osmanen beendet war. Auf Druck der europäischen Großmächte musste diese 1914 wieder abziehen, und Shkodra wurde dem gerade unabhängig gewordenen Albanien zugeordnet. Im Ersten Weltkrieg von 1916 bis 1918 stand die Stadt unter österreichischer Besatzung. Nach dem Krieg folgten die Franzosen, die Shkodra 1920 an den jungen Staat Albanien übergaben.
Bis zum Aufschwung der neuen Hauptstadt Tirana in den 1930ern war Shkodra die wichtigste Stadt des Landes (zeitweise in Konkurrenz mit der Hafenstadt Durrës). Im 19. Jahrhundert lebten hier mehr als 40.000 Menschen. Die vielen katholischen Bewohner hatten starke Beziehungen nach Italien und Österreich, was der Entwicklung förderlich war, so hatten katholische Mönche auch verschiedene Schulen eröffnet.
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