Rapsani: Zum Weinbaugebiet an die Hänge des Olymp
Kurz nachdem man die Autobahn in Richtung Larisa / Athen verlassen hat, findet man einen Wegweiser nach rechts, der in das Olymp Massiv Richtung Rapsani weist.
Rapsani liegt etwa 15 Kilometer von der Hauptstraße entfernt in einer bergigen, mit Weinreben bestandenen Landschaft hoch oben am Hang. Sehenswürdigkeiten der Gegend sind die zahlreichen alten Kirchen, die wunderschöne Herrenhäuser, der hübsche Marktplatz in Ortsmitte, die traditionellen Tavernen, die Schlucht von Tempi, die herrliche Aussicht über die Ägäis und natürlich die außergewöhnliche Schönheit des Götterberges Olymp.
Rapsani, die heutige Kleinstadt am südlichen Hang des Olymp wurde vermutlich im 10. Jahrhundert aus vier kleineren Ortschaften gegründet. Der Sage nach war Rapsani eine wunderschöne und sehr tatkräftige Frau, die vier kleine Dörfer zu einem größeren und stärkeren vereinte. Sechs Wassermühlen aus dem 12., 13. und 14. Jahrhundert belegen, dass Rapsani eine florierende byzantinische Stadt war, die eine mehr als 900 jährige Geschichte aufweist. Von der „Platia“, dem Dorfplatz von Rapsani, hat man einen schönen Ausblick auf den Gipfel des Ossa / Kissavos, das Meer und das Pinios-Delta. Mehrere Weinhandlungen sind in dem Ort verteilt, die auch zu Weinproben einladen.
Der auf etwa 500 Höhenmetern gelegene Ort gilt als einer der besten Weinbaugegenden des Festlandes. Die Weine aus Olynthos, Akanthos, Stagira, Mendi,… gehörten in der Antike zu den Spitzengewächsen von Griechenland. Von Chalkidiki aus verbreitete sich dann die Weinbaukultur in ganz Griechenland und in weite Teile des Mittelmeerraumes. Bevorzugt wird die spezifisch einheimische, sehr alte rote Rebsorte Xinomavros angebaut, die zusammen mit den nur in Rapsani vorkommenden Gewächsen Stavroto und Krassato in Mischkultur gezogen wird und zusammen gekeltert wird.
Xinomavro bedeutet Sauer (Xino) und Schwarz (Mavro), weil sie Weine mit strenger Struktur und dunkler Farbe ergibt. Xinomavro-Weine haben ein besonders großes Reifepotenzial. Krasato wird nur in der Gegend von Rapsani angebaut. Krasato ergibt alkoholreiche Weine von milder Säure und vielen schnell reifenden Tanninen. Stavroto wird auch nur in der Gegend von Rapsani kultiviert. Die Stavroto-Beeren sind von normaler Größe mit mäßig dicker Haut. Stavroto-Wein ist von mittlerem Alkoholgrad, mit mäßiger Säure und Farbe. Stavroto ist gerbstoffreich mit schnellreifenden Tanninen.
Das über 2.900 hohe Olymp-Gebirge und als Kontrast dazu die Nähe des Ägäischen Meeres bilden ein einzigartiges Mikroklima, das den eigenständigen Charakter der Weine von Rapsani prägt. Stetige Winde lassen keine Nebelbildung zu und verringern so das Krankheitsrisiko der Reben. Der Götterberg Olymp liefert ausreichend Schmelzwasser und mildert die Hitze des Sommers. Viele, viele Sonnenstunden sorgen für vollreife Trauben.
Die Weinberge befinden sich in einer Höhe zwischen 250 und 800 Metern. In Rapsani besteht der Boden hauptsächlich aus eisenhaltigem Schiefer, der arm an organischen Substanzen ist. Der hohe Eisenanteil reguliert die Wasserkapazität des Bodens, dessen Struktur die Rebwurzeln tief in den Untergrund vordringen lässt. Die Neigung der Weinberge garantiert den Wasserablauf während der regenreichen Wintermonate. Sand und Ton im Unterboden sorgen auch im heißen Sommer für ausreichende Wasserversorgung der Pflanzen.
Der Rebensaft von den Hängen des Olymp, aus den autochthonen Sorten Xinomavro, Krasato und Stavroto, ist kraftvoll, von guter Struktur und kann lange lagern. Der Engländer Edward Clarke beschrieb den Rapsani schon 1816 als „den wohlschmeckendsten Wein von ganz Griechenland“.1971 war die Rapsani-Weinregion eine der ersten, die mit dem Prädikat „Herkunftsbezeichnung höherer Qualität“ ausgezeichnet wurde. Seit dem 18. Jahrhundert bildet der Weinbau die wichtigste Erwerbsquelle der Einwohner von Rapsani. Leider zeigte auch hier die Krise Griechenlands ihre Auswirkungen, so setzt man heute verstärkt auf Weintourismus, was sich auch in den Gasthäusern der Region spiegelt: leckere, einheimische Gerichte, von denen auch wir überzeugt werden konnten.
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