Hüfingen – das Kastellbad zu Brigobannis - Römerbad
Spätestens mit dem Auffinden der Karte Tabula Peutingeriana sind viele Standorte entlang der Römischen Straßen auch heutigen Städten zuzuordnen. Dass gilt auch für die Kleinstadt Brigobanne, nahe dem heutigen Hüfingen, wo es neben der Siedlung ein Kastell mit dazu gehörigem Kastellbad gab.
Heute mit Römerstraße Neckar – Alb - Aare bezeichnet, gab es im nahen Rottweil einen bedeutenden Knotenpunkt römischer Straßen, die auch über Brigobannis führten. Die frühesten archäologischen Funde in der Region Hüfingen stammen bereits aus der Bronzezeit. Vermutet wird eine frühe keltische Besiedlung, die von den Römern übernommen wurde. Diese errichteten im frühen 1. Jahrhundert n. Chr. im Gewann Höhlenstein das Kastell Brigobannis, zu dem auch eine Badeanlage gehörte, die heute als „Römerbadmuseum“ zu besichtigen ist. Nach dem Rückzug der römischen Legionen besiedelten die Alamannen das Gebiet des heutigen Hüfingen. Aus dieser Zeit wurden mehrere große Gräberfelder entdeckt.
Brigobannis – mehrfach entdeckt und wieder vergessen
Einen raschen Aufschwung nahm die Erforschung der römischen Vergangenheit Hüfingens mit der Erstarkung des gebildeten Bürgertums im 19. Jahrhundert und dessen Interesse für die Antike. 1820 wurde der Ort als das auf der Tabula Peutingeriana verzeichnete Brigobanne identifiziert. Noch im selben Jahr veranlasste der für seine Zeit als liberal und aufgeklärt geltende Karl Egon II. zu Fürstenberg (1796–1854) die Durchführung von Ausgrabungen im Bereich des Kastellbads. Nach dem Ende der Grabungstätigkeit wurde das vollständig freigelegte Balineum 1821 mit einem der ersten Museumsschutzbauten in Deutschland versehen. Aus dieser Zeit, konkret aus dem Jahre 1824, stammt auch die erste systematische Beschreibung der römischen Hinterlassenschaften. Der damals achtzehnjährige Schüler des Badischen Großherzoglichen Gymnasiums zu Freiburg, Joseph Frick (1806–1875), verfasste sie in den Osterferien im Auftrag seines Lehrers Heinrich Schreiber (1793–1872) in lateinischer Sprache.
„Romanorum
quae hic spectas Monumenta
eruit posterisque servavit
Carolus Egon
princeps de Fuerstenberg
MDCCCXXI“
– Inschrift des Schutzbaus der Therme (1821)
Die Therme Balineum in Hüfingen
Die Hüfinger Therme befindet sich westlich des ehemaligen Kastells in einem Taleinschnitt unterhalb des „Galgenbergs“. Es handelt sich bei ihr um ein Balineum des Blocktyps, bei dem alle Räume möglichst kompakt zusammengefasst wurden. Es nimmt – ohne die Anbauten hinzuzurechnen – eine Fläche von rund 570 m² ein, wovon alleine knapp 280 m² auf das großzügig angelegt Apodyterium (Umkleide- und Ruheraum) mit einem Abkühlungsbecken entfallen. An das Apodyterium schließen sich südlich zwei Raumfluchten an, von denen die westliche mit einer Hypokaustenanlage versehen ist, mit der das Caldarium (der Heißbaderaum) und das Tepidarium (der Lauwarmbaderaum) beheizt wurden. In der östlichen Raumflucht befand sich neben dem unbeheizten Frigidarium (der Kaltbaderaum) mit seinem separaten Kaltwasserbecken das Praefurnium (der Befeuerungsraum), von dem aus der östliche Teil des Gebäudes beheizt wurde. Ein an der nordwestlichen Ecke des Gebäudes befindliches, kreisrundes Sudatorium (Schwitzbad) wurde wohl separat beheizt. Ob über ein eigenes Praefurnium, wofür der Fund eines einzelnen Tubulus (Heizkachel) spräche, oder über ein einfaches, im Raum aufgestelltes Kohlebecken, ließ sich nicht mehr ermitteln, da der Bereich zum Zeitpunkt der Ausgrabungen bereits stark zerstört war. Der an der nordöstlichen Ecke des Gebäudeblocks angesetzte Raum dürfte wohl dem Personal der Therme als Aufenthalts- und Arbeitsraum gedient haben.
In Abweichung zum Kastell wurde das Balineum ausweislich des datierbaren Fundmaterials vermutlich erst in frühvespasianischer Zeit um das Jahr 70 n. Chr. erbaut. Ein Vorgängerbau ist jedoch nicht bekannt. Nach dem Abzug der Garnison wurde das Bad von den Vicusbewohnern weiterbenutzt.
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