Kloster Zscheiplitz – ein Ziel am Unstrut Radweg
Der Ort Zscheiplitz liegt am erhöhten linken Ufer der Unstrut in Sichtweite der Neuenburg etwa zwei Kilometer westlich von Freyburg im südlichen Sachsen-Anhalt.
Wir waren mit unseren HNF Rädern einem Teilstück der so genannten Radacht von Eckardsberger über Bad Bösen und dem Lauf der Saale folgend, dann über Freiburg der Unstrut folgend zum Fuß des Klosters gekommen, das schon von Freiburg und aus der entgegengesetzten Richtung von Laucha aus zu sehen ist.
Die erste urkundliche Erwähnung des Ortes datiert auf das Jahr 1085. Der dort aufgeführte Name Sciplice deutet auf eine slawische Ortsgründung. In einer Burg Weißenburg genannten Residenz lebte hier von 1041 bis 1085 Pfalzgraf Friedrich III. von Sachsen. Nach dessen Ermordung wurde die Burg durch die Witwe Friedrichs, Adelheid († 1110), die inzwischen Ludwig den Springer geheiratet hatte, 1089 in das Benediktinerinnenkloster St. Bonifacius auf dem Berg St. Martini umgewandelt.
Der Ort gehörte bis 1815 zum wettinischen, später kursächsischen Amt Freyburg. 1813 ließ Napoléon Bonaparte den Ort durch seine Truppen besetzen, um den Rückzug nach ihrer Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig bei der Querung der Unstrut zu sichern. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam Zscheiplitz zu Preußen und wurde 1816 dem Kreis Querfurt im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem es bis 1944 gehörte.
Kloster und Kirche – Klosterkirche St. Bonifatius und Wasserturm
Ein Weingut auf dem Gelände des früheren Rittergutes bietet vier Monate im Jahr neben der Weinverkostung eine Straußwirtschaft an. Im Herrenhaus des Rittergutes werden von der Besitzerfamilie seit 2015 Ausstellungen präsentiert.
In unmittelbarer Nähe des Gutes befindet sich der 1866 als Aussichtsturm errichtete Wasserturm, der bestiegen werden kann. Er bietet einen weiten Ausblick auf das Unstruttal, die Zeddenbachmühle, die Neuenburg sowie das Schloss Balgstädt.
Zu Zeiten der DDR – ein fast unmögliches Unterfangen
Diese Form einer privaten, nicht staatlich gesteuerten Bürgerinitiative war zu Zeiten der DDR aus mehreren Gründen äußerst ungewöhnlich: Die Gründung war formal nicht legitimiert, der Wiederaufbau einer Kirche war durch den DDR-Staat nicht unbedingt gewünscht und die Bürger von Zscheiplitz organisierten sich vollständig privat ohne direkte Unterstützung durch eine Partei oder die Stadtverwaltung.
Trotzdem wurde die IGZ im Laufe der folgenden Monate, nicht zuletzt durch eine sehr geschickte Verhandlungstaktik, stillschweigend durch die für den Denkmalschutz zuständigen Behörden und die Vertretung der Evangelischen Landeskirche Anhalts de facto anerkannt. Mit der Kirche wurde im Frühjahr 1985 ein „Nutzungsvertrag“ abgeschlossen, der der Interessengemeinschaft die unmittelbare Erlaubnis gab, stellvertretend für die Kirche alle notwendigen Maßnahmen zum Wiederaufbau der Klosterkirche durchzuführen. Die rechtliche Konstruktion war wahrscheinlich einzigartig in der DDR.
Auch nach der Wende 1989 wurden der Interessengemeinschaft entgegen allen formalrechtlichen Vorgaben von den gesamtdeutschen Behörden weiterhin alle Zuständigkeiten für Maßnahmen zur Rekonstruktion der Klosterkirche zugestanden. Dazu gehörten auch die Annahme und Verwaltung aller Fördermittel.
Notsicherung durch den Verein Kloster Tscheiplitz – Klosterbrüder e.V.
Die Bedeutung der Tätigkeit der IGZ und des späteren Vereins lässt sich 2011 daran erkennen, dass über den Förderverein Welterbe an Saale und Unstrut e. V. vorgeschlagen wurde, die durch eine reine Privatinitiative vollständig restaurierte ehemalige Klosterkirche auf die Liste des UNESCO-Welterbes zu setzen.
Nicht nur für Geologen interessant: Der Geopfad Kloster Zscheiplitz führt u. a. an einem ehemaligen Kalkbrennofen vorbei.
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