Fahrradtour durch das unteres Remstal - Waiblingen als Ziel
- Geschrieben von Portal Editor
Und wieder hatten sich unsere Gastgeber Heidi und Rainer eine interessante Radtour einfallen lassen, die durch das wunderbare Untere Remstal bis hinein in die Stadt Waiblingen führen sollte.
Waiblingen ist eine mittelalterlichen Stadt, die durch ihre Verbindungen und Beziehungen zu den Staufern bekannt wurde. Besonders der Altstadtbereich mit seinen prachtvollen Fachwerkhäusern deutet auf die lange Geschichte der Stadt hin, die vor allem im Mittelalter eine bedeutende Position inne hatte.
In der Region sind Funde der Alt- und Mittelsteinzeit bekannt. Bei Waiblingen selbst lässt sich eine Besiedlung in verschiedenen vorgeschichtlichen Epochen nachweisen, beginnend mit der Kultur der Linearbandkeramik (um 5000 v. Chr.). Die Kelten setzten die Besiedlungsgeschichte der Region fort. In römischer Zeit befand sich bei Beinstein eine Handwerkersiedlung, in der auch hochwertiges Tafelgeschirr (Terra Sigillata) hergestellt wurde. Beim Ortsteil Hegnach wurden weitere Hinweise auf einen Ziegelbrennofen entdeckt.
In der alemannischen Zeit entwickelte sich das Gebiet um den heutigen Waiblinger Stadtkern zu einem politischen, wirtschaftlichen und kirchlichen Zentrum. Im Umfeld der Stadt liegen mehrere Bestattungsplätze der Merowinger. Nach der endgültigen Einverleibung des bisherigen Herzogtums Alamannien durch die Franken im Blutgericht zu Cannstatt 746 wurde Waiblingen mehr und mehr zu einem Mittelpunkt der fränkischen Reichsgutverwaltung und kam in den Besitz der Karolinger.
Es entstand eine Königspfalz, in der 885 Kaiser Karl III. erstmals Schriftstücke beurkundete, was die erste schriftliche Erwähnung Waiblingens darstellt. 887 fand dort ein Hoftag statt. Die archäologisch bisher nicht nachgewiesene Pfalz wird im Bereich der Altstadt vermutet. Waiblingen blieb auch unter den nachfolgenden Herrscherdynastien der Ottonen, Salier und Staufer Königsgut, bis es vor 1253, wahrscheinlich um 1200, an Württemberg übergeben wurde. Der Staufer Friedrich I., besser bekannt als Friedrich Barbarossa, wurde 1122 möglicherweise in Waiblingen geboren, genau weiß man dies allerdings nicht. Jedenfalls wurden die Staufer in Italien Ghibellinen (italienisch für Waiblinger) genannt, denn ihr Kampfruf war "Waiblingen!".
Die Staufer (früher gelegentlich auch Hohenstaufen genannt) waren ein Adelsgeschlecht, das vom 11. bis zum 13. Jahrhundert mehrere schwäbische Herzöge und römisch-deutsche Könige und Kaiser hervorbrachte. Der nicht zeitgenössische Name Staufer leitet sich von der Burg Hohenstaufen auf dem am Nordrand der Schwäbischen Alb bei Göppingen gelegenen Berg Hohenstaufen ab. Die bedeutendsten Herrscher aus dem Adelsgeschlecht der Staufer waren Friedrich I. (Barbarossa), Heinrich VI. und Friedrich II.
Das erste exakt nachweisbare Datum der Familiengeschichte und zugleich eine wichtige Station für den Bedeutungszuwachs der Staufer zu einer der wichtigsten Adelsfamilien des Reiches ist das Jahr 1079, als der Salier Heinrich IV., römisch-deutscher König und späterer Kaiser, den Staufer Friedrich I. mit dem Herzogtum Schwaben belehnte und ihm seine Tochter Agnes von Waiblingen zur Ehefrau gab.
Agnes von Waiblingen wurde als Siebenjährige am 24. März 1079 mit dem ersten Staufer-Herzog Friedrich I. von Schwaben verlobt. Ihr Vater Heinrich IV. wollte Friedrich, einen seiner wichtigsten Mitstreiter, durch diese Verlobung und durch die gleichzeitige Erhebung Friedrichs zum Herzog von Schwaben eng an sich binden. Agnes wurde Stammmutter der Staufer, die später ihren Anspruch auf die deutsche Königskrone mit der Abstammung von den Saliern begründeten.
Nach dem Tode Friedrichs 1105 wurde Agnes von Waiblingen durch ihren Bruder, den späteren Kaiser Heinrich V., 1106 mit dem Babenberger Markgraf Leopold III. von Österreich verheiratet. Dies war der Dank dafür, dass sich Leopold im Herbst 1105, als sich Heinrich gegen seinen Vater Kaiser Heinrich IV. erhoben hatte, zusammen mit seinem Schwager Herzog Boriwoy von Böhmen fahnenflüchtig von der Seite Heinrichs IV. auf die von dessen Sohn schlug. Dadurch wurde die Lage des alten Heinrichs aussichtslos, er musste fliehen und starb 1106 als Gejagter in Lüttich. Durch Agnes wurde eine enge Beziehung zwischen Staufern und Babenbergern begründet.
Um 1250 erfolgte die Verleihung des Stadtrechts an Waiblingen. Einen direkten Nachweis zur mittelalterlichen württembergischen Bedeutung Waiblingens liefert die 1287 erfolgte Gegengründung des heutigen Stadtteils Neustadt an der Rems ("Nova Civitas"), die Waiblingen schwächen sollte.
Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts wurde die Altstadt in Waiblingen weiter rege ausgebaut. Es entstand dabei die außerhalb der Stadtmauer gelegene Michaelskirche und der äußere Stadtmauer-Ring und somit auch der Zwinger. Zudem wurden die Stadttore erhöht und mit Wappensteinen ausgestattet wie beispielsweise das 1491 entstandene Wappen von Eberhard I. (Württemberg, Herzog) am Beinsteiner Torturm.
Im Dreißigjährigen Krieg fiel Waiblingen den nach der Schlacht bei Nördlingen 1634 in das nicht mehr verteidigte Württemberg einfallenden kaiserlichen und spanischen Truppen zum Opfer: Die Stadt wurde geplündert und in Brand gesteckt. Nur wenige Häuser, außerhalb der Stadtmauer, entgingen der Zerstörung. Der Wiederaufbau ab 1640 ging aufgrund des folgenden gravierenden Bevölkerungsverlustes nur langsam vonstatten.
Nach soviel Geschichte und Besichtigung einiger wirklich interessanten und architektonisch eindrucksvollen Bauten hatten wir uns eine Pause verdient, die wir im Biergarten auf der Remsinsel verbringen wollten. Gesagt - getan. Erneut waren wir beeindruckt, dieses Mal allerdings von der Größe des Biergartens und des ihn umgebenden Parkgeländes, das von den Wasserläufen der Rems in mehrere Sektionen geteilt wurde. Ein wirklich imposantes Tagesziel dieses Waiblingen.
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