Kanusport auf der Mainschleife rund um Volkach
Den gestrigen Sonntagnachmittag verbrachten wir in der Umgebung von Volkach an der Mainschleife, wo wir dank der ausgezeichneten Ortskenntnisse unserer „Reiseleiterin“ Brita nebst ihrer Freundin Gerda einige der örtlichen Sehenswürdigkeiten kompakt präsentiert bekamen.
Sie war es auch, die uns dann zum Mittagessen entlang der Mainschleife in den Ort Köhler führte, wo wir direkt am Mainufer einkehren konnten. Die Ortschaft Köhler besteht zwar lediglich aus einer Reihe von Häusern am Fuße der Weinberge zum Main hin, aber das einzige Restaurant war von durchreisenden Motorradfahrern und sonstigen Gästen gut besucht.
Man kann sich von der Strömung treiben lassen
Einmal Platz genommen, war es herrlich den Fluss und das rege Treiben auf dem Wasser zu beobachten. Neben einigen motorisierten Schlauchbooten und einem Sportboot gab es eine Vielzahl von Kanus unterschiedlicher Größe, die während unserer Mittagspause von ihren Benutzern mainabwärts gelenkt, die Strömung des Flusses nutzend, ihren Spaß auf dem Wasser ausleben konnten. Gruppen von Jugendlichen, wahrscheinlich Mitglieder von Kanuclubs, aber auch Familien mit tierischem Anhang, in einem Fall zwei stattliche Windhunde, waren so zu beobachten. Mehrmals stoppten direkt am Ufer zum Restaurant auch Kanuten auf, um sich bei Kaffee und Kuchen eine kurze Rast zu gönnen.
Schwierig war der Kampf einer Kanugruppe gegen die Strömung den Fluss hinauf zu meistern. Ihre Schläge mit dem Paddel konnten das Kanu nur wenig voran bringen.
Erste Rennen wurden schon 1862 während einer Ruderregatta in Budapest
Erst im 16. Und 17. Jahrhundert kam der Kanusport durch englische Kapitäne nach Europa, erst im 18. Jahrhundert durch englische Studenten nach Deutschland. Heute findet man das Kanuwandern unter der Bevölkerung als weit verbreiteter Freizeitmöglichkeit auf vielen Flüssen, als Wildwassersport im Wettkampf unterschiedlicher Kategorien wobei gar noch unterschiedliches Bootsmaterial zum Einsatz kommt. Ursprünglich konnte man klar zwei Bootstypen voneinander unterscheiden: Kajaks als die überwiegend von den Inuit eingesetzten geschlossenen Kanus und Kanadier, die nach oben offenen Kanus. Moderne Kanus sind häufig eine Mischung beider Bootstypen.
Vor dem Beginn des Massensports Kanu stand die Erfindung des Faltbootes, denn es war oftmals schwierig, auf den Flüssen den Rücktransport der Kanus zu gewährleisten. So ist es nicht verwunderlich, das sich der Sport zunächst in Nord- und Mitteldeutschland ausbreiten konnte, da die Flüsse dort meist weniger starke Strömungen aufweisen. Häufig von englischen Studenten gegründet, breitete sich der Sport vor allem über Leipzig, Berlin und Hamburg weiter aus. Erste Rennen wurden schon 1862 während einer Ruderregatta in Budapest ausgetragen.
Vier neue olympische Disziplinen im Kanuslalom eingeführt
Während der Olympischen Spiele des Jahres 1972 in München wurden auf dem Eiskanal in Augsburg vier neue olympische Disziplinen im Kanuslalom eingeführt und gerade ist der Augsburger Sideris Tasiadis Silber Medaillengewinner bei den Olympischen Spiele in London geworden.
Für die vielen Freizeitpaddler auf dem Main sind diese teilweise geschichtlichen Hintergründe in der Ausübung ihrer Freizeitbeschäftigung wahrscheinlich völlig nebensächlich, interessant sind sie trotzdem. Ist es nicht schon allein wunderbar, das man wieder Freizeitsport, ja sogar Baden gehen kann, in und auf den Flüssen hierzulande. Nur zu gut kann ich mich daran erinnern, das es aufgrund starker Verschmutzung fast überall verboten war, zum Baden in die Flüsse zu gehen.
Sandstrand von Albertshofen - unglaublich? Aber wahr!
Interessant war auch das Freizeitmobil eines Schweizer Ehepaares direkt am Ufer des Main neben dem Strandabschnitt: ein zum Wohnmobil umgebauter doppelstöckiger London Bus, in Rot gehalten wie einst die original Doppeldeckerbusse. Natürlich waren wir mit dem Eigentümer schnell in ein intensives Gespräch verwickelt und erfuhren so einige Details aus der Geschichtedieses außergewöhnlichen Fahrzeugs. Nach der Ausmusterung aus dem Busbetrieb hatte der jetzige Eigentümer das Fahrzeug aufgekauft und in mühevoller Kleinarbeit durchdacht geplant und selbst zum Wohnmobil ausgebaut. Neben einer Küche mit Essplatz gibt es gar eine Dachterrasse auf dem Oberdeck, die zum Sonnen oder Entspannen geeignet ist. Auch der Schlafraum befindet sich im Obergeschoss und kann mittels Hub Dach auch zum Wohnen mit Stehhöhe genutzt werden.
Motor und Getriebe sind vor Wiederinbetriebnahme komplett überholt worden, alle Einrichtungen von Gasanlage über Strom- und Batteriebetrieb amtlich geprüft und genehmigt, TÜV abgenommen und für fahrbereit erklärt worden. Ein toller Selbstbau, der sicherlich überall die Blicke auf sich ziehen wird.
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https://www.alaturka.info/de/deutschland/bayern/1300-kanusport-auf-der-mainschleife-rund-um-volkach/amp#sigProIdbfb650e8cb
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Hans-Peter Siebenhaar - Michael Müller Verlag, 336 Seiten, farbig, 137 Fotos, 44 Detailkarten, ISBN 978-3-95654-369-2, 6. Auflage 2020