Ein Weingut und Landgasthof bei Abtswind
- Geschrieben von Portal Editor
Mit Brita waren wir von Kitzingen aus kommend in Richtung Geiselwind gefahren, als wir aufgrund unseres einsetzenden Hungergefühls beschlossen, zu einem Mittagessen in einer der Gaststätten nahe des Weges zu stoppen.
Etwas abseits der Ortschaft Geiselwind befuhren wir die KT 15 in Richtung Abtswind, als uns ein Wildgehege am Straßenrand und ein etwas versetzt dahinter befindlicher Landgasthof ins Auge fiel. Kurzentschlossen hielten wir an, um auf ein Mittagessen einzukehren.
Eine uralte Weinpresse als Augenfang
Schon bei Griechen und Römern war das Pressen von Früchten zur Gewinnung von Säften weit verbreitet, ja auch die Weinherstellung war stark verbreitet. Wurden zu Zeiten der Römer Weine durch körpereigenes, menschliches Gewicht ausgepresst, kamen später im Mittelalter auch Maschinen oder besser physikalisch wirkende Hilfsgeräte zum Einsatz. Den Vorgang des Pressens von Wein oder anderen Früchten bezeichnet man als Keltern, ursprünglich von dem lateinischen Wort calcatorium, was so viel wie „mit den Füssen treten“ bedeutet, abgeleitet. Schon früh fand man diverse Hilfsmittel zur Erhöhung des Pressdrucks durch mechanische Hebelkräfte, durch Zahnräder oder andere Antriebsverfahren, die Mensch- oder Tierkraft unterstützen sollten.
Calcatorium - Spindelpressen
Diese Baumkelter wurden später auch von den Bauern nördlich der Alpen übernommen, was allein aufgrund der Bezeichnung der Einzelteile mit lateinischen Namen schon auf den römischen Ursprung verweist. Aus Zeichnungen und Abbildungen in mittelalterlichen Handschriften kann man erkennen, das sich die Kelterbäume bis in das 20. Jahrhundert kaum verändert haben. Bei entsprechender Größe der Kelterbäume konnten durchaus Pressdrücke erreicht werden, die man heute mit modernen Maschinen erreicht.
Die Länge des Hebels bestimmt den Pressdruck
Der auf dem Presstisch verbliebene Traubenrest wird als Trester bezeichnet. Um ihn vom Presstisch zu entfernen, nutzte man in der Regel Äxte um damit den Trester zu zerteilen. Häufig wurde auch der Trester erneut aufgeschichtet und erneut gepresst um die Saftmenge zu erhöhen. Manchmal wurde dann auch noch Wasser über den Trester geschüttet und erneut gepresst. Dieser dann doch sehr wässrige Traubensaft wurde ebenfalls zu Wein vergoren, allerdings meist als Haustrunk verwendet.
Im Weinbau Museum Metzingen
Im Weinbaumuseum Metzingen steht nach wie vor eine große Gruppe dieser Kelterhäuser, die heute allerdings andersartig genutzt werden. Auch einen fast komplett erhaltenen Kelterbaum aus dem Jahr 1655 findet man hier. Heute wird allerdings nur noch in einer Kelter in Neuhausen nach dieser alten Methode gepresst.
Wesentlich weniger Platz benötigten die sogenannten Spindelpressen, die als erste mechanische Pressen gelten. Meist aus Holz bestehend findet man an gediegenen Orten nach wie vor auch einmal eine uralte Spindelpresse. Später wurden aus Gründen der Haltbarkeit auch oftmals metallische Werkstoffe mit eingesetzt.
Wir waren jedenfalls begeistert, dieses technische Meisterstück der Holzbaukunst hier vorzufinden. Und da auch das Essen noch herrlich schmeckte, war der Zwischenstopp in Abtswind als voller Erfolg zu beschreiben. Es gab hausgemachte Sülze und „Schäuferle“, dazu Knödel mit brauner Sauce. Einfach lecker.
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