Gleich zwei Termine veranlassten uns zu einer Fahrt nach Marktheidenfeld, der Stadt, in der 1975 der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland gegründet wurde.
Da wir am Vormittag noch zu Terminen in Schweinfurt unterwegs gewesen waren, folgte nun eine Fahrt über die B26 bis Thüngen, dann auf der sich am Fuße des Spessarts entlang schlängelnder, landschaftlich wunderschöner Fahrtroute über Birkenfeld bis nach Marktheidenfeld.
Zuzug großer Zahlen von Heimatvertriebenen
Nach Beendigung unseres ersten Termins blieb uns Zeit genug, noch einen kleinen Rundgang durch die erstmalig im Jahr 1397 offiziell mit Stadt Marktheidenfeld bezeichnete Ortschaft zu unternehmen. Entstanden war der Ort vermutlich in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts während der fränkischen Landnahme. Wie seiner Zeit üblich gehörte der Ort um 855 dem Kloster Holzkirchen, das wiederum zur Abtei Fulda gehörte. In den Jahren zwischen 1522 und 1530 wurde in der Grafschaft Wertheim und damit auch in Marktheidenfeld die Reformation eingeführt. Unter der Leitung des Pfarrers Johannes Molitor begann im Jahr 1612 die Gegenreformation nachdem Heidenfeld nach der Fehde zwischen Würzburg und Wertheim (1599 - 1617) als würzburgsches Lehen eingezogen wurde. Nach dem Durchzug der zunächst siegreichen Schweden wurde der Ort zwischen 1632 und 1634 wieder für kurze Zeit protestantisch. Zusammen mit Würzburg fiel auch Marktheidenfeld aufgrund des Grenzbereinigungsvertrags von 1804 an Bayern. Der Zuzug großer Zahlen von Heimatvertriebenen lies Marktheidenfeld nach dem Zweiten Weltkrieg stetig wachsen, so das der Ort am 8. April 1948 zur Stadt erhoben wurde.
Das Franck-Haus aus dem Jahr 1745
Nach dem Abstellen des Fahrzeugs auf dem Großraumparkplatz an der Ludwigstraße begannen wir unseren Rundgang durch die Bronnbacherstraße. Die Altstadt bietet neben der Vielzahl historischer Fachwerkhäuser, die herrliche Mainpromenade, dem Marktplatz mit dem Fischerbrunnen eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten, darunter auch die St.-Laurentius-Kirche. Wenig später passierten wir die wohl wichtigste Sehenswürdigkeit der Stadt, das Franck-Haus aus dem Jahr 1745. Der Weinhändler und Kaufmann Franz Valentin Franck hatte das reich verzierte Gebäude der Barockzeit errichten lassen, indem er zwei schon vorhandene Fachwerkhäuser verbreitern und unter Einbindung eines Torgebäudeteils verbinden lies. So war ein großer Innenhof entstanden, dessen begrenzende Gebäude dann als Weinkontorräume dienten. Neben einigen im 1. Geschoss eingerichteten Wohnungen gab es auch einen Festsaal. Reiche Stuckarbeiten zeichnen auch den so genannten Roten Salon aus.
Eine Maria Immaculata aus Sandstein
An der Schaufassade steht unter einem von Engeln getragenen Stuck-Baldachin eine Maria Immaculata aus Sandstein. Sie hält ein vergoldetes Lilienzepter in der Rechten und zertritt die Schlange, das Symbol der Erbsünde. Die Keilsteine der Fenster im Sockelgeschoss tragen links vom Portal die vier Erdteile und rechts vom Portal die vier Jahreszeiten. Auf den Kapitellen am Torbogen stehen zwei Löwen mit Schilden, die das Errichtungsjahr 1745 und die Initialen des Bauherrn - FVF - dokumentieren. Bei der Restaurierung wurde die smalte-blaue Farbe der Fassade, die zur Erbauungszeit teuerste Farbe, wiederhergestellt. Vom Hof aus ist der alte Weinkeller (datiert 1620) mit großen Weinfässern zugänglich, der somit mehr als ein Jahrhundert älter ist als das Franck-Haus.
Heute wird das Haus für Ausstellungen genutzt. Dauerausstellungen sind die „kleinste Bibliothek der Welt“, eine Sammlung von Kleinschreibkunstwerken aus Valentin Kaufmanns Nachlass, die Schauschmiede, eine im Hof eingerichtete alte Schmiedewerkstatt, und ein Informationsraum zu Leben und Werk des Malers und Kunsthandwerkers Hermann Gradl.
21 deutsche Umweltschützer in Marktheidenfeld
Am 20. Juli 1975 trafen sich 21 deutsche Umweltschützer in Marktheidenfeld, darunter Bodo Manstein (1. Vorsitzender), Horst Stern, Bernhard Grzimek, Hubert Weinzierl, Gerhard Thielcke, Herbert Gruhl, Hubert Weiger sowie Enoch zu Guttenberg, zwecks Gründung des Vereins Bund für Natur- und Umweltschutz Deutschland, kurz BUND. Der vom Staat anerkannte Verein als Umwelt- und Naturschutzbund ist mit rund 464.000 Mitgliedern einer der größten Umweltverbände Deutschlands, muss bei Eingriffen in den Naturhaushalt durch den Bund angehört werden und verfügt aus dem Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz über ein Verbandsklagerecht. Der Verein finanziert sich aus Spenden und wird auch von zahlreichen Förderern unterstützt.
Erhaltung von Moorgebieten, zur Mobilmachung gegen die Atomkraft
Der BUND sieht sich seit Jahren in der Rolle des kritischen Mahners und Beobachters, der umweltpolitische Defizite aufdeckt, politische Lobbyarbeit leistet und die Öffentlichkeit aufklärt. Er fragt etwa danach, wie erneuerbare Energien ausgebaut werden können, wie Flüsse und Seen vor Schadstoffen geschützt werden können, wie Strahlenbelastungen reduziert werden können und wie der Naturschutz forciert werden kann. Aktionen und Kampagnen auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene führten zur Erhaltung von Moorgebieten, zur Mobilmachung gegen die Atomkraft und zur Werbung für umwelt- und gesundheitsverträgliche Produkte. Aufgaben und Funktionen, die sicherlich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.
Rudergesellschaft Marktheidenfeld veranstaltet jedes Jahr den Red Dragon Cup
Der Weg entlang der Mainpromenade lässt uns auch auf einige im Wasser dümpelnde Boote stoßen, die unser fotografisches Interesse wecken. Grund genug für einen Passanten, uns anzusprechen und auf ein besonderes Ereignis im Juli jeden Jahres zu verweisen. Seit 1999 veranstaltet die Rudergesellschaft Marktheidenfeld jedes Jahr den Red Dragon Cup. Dabei starten Betriebs- und Vereinsmannschaften in Drachenbootrennen, bei denen auch die Kostümierung der Teilnehmer prämiert wird. Ein sicherlich auch spektakuläres Ereignis, dem man im kommenden Jahr einmal beiwohnen könnte.
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