Wenn du einmal den Geschmack des Fliegens ...
Ich wurde am 14. Juni 1977 in Istanbul geboren und lebe seit 1989 ohne Unterbrechung in Ankara. Von Beruf bin ich Computeringenieur.
Ich war schon immer stark an Luftfahrt interessiert und häufig habe ich vom Fliegen geträumt, sogar davon aus einem Flugzeug abzuspringen.
An der Computersimulation erlernte ich grundlegende Kenntnisse über das Fliegen und mein Streben dahin wurde zunehmend größer. Über einen Freund lernte ich einen Piloten kennen und erklärte mein Streben. Mit ihm, Erdoğan Menekşe ist sein Name, als Inhaber der Luftfahrtfirma “Menekşe Aviation” kam ich meinem Ziel schrittweise näher. Als exzellenter Pilot und Himmelstaucher lud er mich ein, einen Flug mit ihm zu machen. Einmal in der Maschine, überlies er mir die Steuerruder unter seiner Anleitung, so das hier meine ersten Flugerfahrungen zu suchen sind. Er hat alle notwendigen Papiere um als Fluglehrer zu arbeiten und wollte so meine tatsächlichen Ambitionen erfahren. Dies wurde mein erster richtiger Flug.
Meine Geschichte bezüglich des Paraglidens begann ebenfalls in Ankara. Ursprünglich hatte ich geplant zu einem Training von Skydivern nach Izmir zu fahren, eine Idee, die ich mit einem Freund teilte. Unglücklicherweise hatte er zu diesem Zeitpunkt einige Probleme mit seiner Arbeitsstelle und so konnte er Ankara für den benötigten Zeitraum von 10 Tagen nicht verlassen. Aber er erzählte mir von einer anderen Idee. Über diese Idee lernte ich einen seiner Freunde kennen, der sich mit dem Paragliden beschäftigte. Obwohl ich zu dem Zeitpunkt wenig über das Paragliden wusste, es erschien mir wenig interessant für mich zu sein, akzeptierte ich zumindest einen Versuch. Wir lernten uns näher kennen, übten erste grundlegende Dinge über das Paragliden und begannen dann mit dem Training im Ucus Kulubu.
Die ersten Tage des Trainings waren wirklich einfach nur nervend, teilweise schlechte Windbedingungen, teilweise so enorme Hitze, das die Freude verging. Aber es war manchmal auch recht lustig am Boden mit einem wie toten Flügel zu trainieren. Noch schwieriger war es, aufgrund unserer fast mangelhaften und nicht kompletten Ausstattung, jeweils auf den anderen zu warten, da die Ausrüstung in Abhängigkeit der Gewichte der Piloten geteilt werden musste. Der schlimmste Teil für mich war jeweils die Übergabe des Helmes, der vom Vorgänger durchgeschwitzt nach jeder Übung weitergereicht wurde. Es war wirklich schrecklich bis dann endlich jemand mit einem Paket Servietten aus einem Restaurant kam und damit für etwas Abhilfe sorgte.
Das Paragliden ist wohl die kostengünstigste Variante, wenn man selbst fliegen möchte. Während des Fluges erfährt man das wohl natürlichste Gefühl eines echten Fluges und es ist auch eine exzellente Art und Weise viele weitere Details der umgebenden Natur kennen zu lernen, als wenn man ein wirklicher Teil von ihr ist. Dabei ist es nicht nur die Zeit während man wirklich in der Luft ist sondern besonders auch die Vorbereitungs- und Nachbereitungszeit am Boden, von der man sagt, das sie weitaus größere Zeitanteile beinhaltet als das eigentliche Fliegen. Der Begriff para-waiting (das Warten auf bessere Bedingungen) ist unter Paraglidern weit verbreitet. Ich fühle mich oftmals wie jemand der mit anderen Kindern draußen herumspielt während man sich im Startbereich aufhält. Mittlerweile habe ich eine Vielzahl anderer Piloten aus allen Herren Länder kennen und schätzen gelernt. Wir hatten schon viele tolle Tage zusammen verbracht und ich konnte viel vom Wissen anderer Piloten profitieren. Was wir alle einfach nur brauchen, ist eine gute Ausrüstung und gute Wetterbedingungen, egal wo auch immer auf der Erde. Wir stehen immer bereit uns mit anderen Piloten am blauen Himmel oder in der Nähe von weißen Schäfchenwolken zu treffen und uns von dem aufregenden Gefühl von wirklicher Freiheit einfangen zu lassen.
In den ersten Jahren der Entwicklung waren die Geräte dazu entwickelt worden von den Bergklippen herabzuspringen aber nicht wirklich zum Gleiten designed, eher wie ein Fallschirm wirkend. Deshalb war die reine Flugzeit sehr kurz bemessen und Überlandflüge waren überhaupt nicht möglich. Dann begannen die Designer an der Entwicklung neuer Typen und die Paraglider heutiger Zeit sind das Ergebnis: riesige Distanzen von einigen hundert Kilometern sind heute durchaus möglich. Wer es noch etwas aufregender möchte, kann sich auch mit akrobatischen Kunststücken während des Fluges beschäftigen (siehe Pal Takats).
Mit den Tagen wurde meine Freude am Fliegen immer größer. Heute ist es einer Infektion gleichzusetzen, die ich allerdings nicht mehr missen möchte. Häufig fragen mich die Leute, ob ich denn keine Angst hätte in der Luft? Ich weiß es nicht wirklich. Vielleicht nehme ich mir auch einfach nur nicht die Zeit darüber richtig nachzudenken. Ich fühle mich toll und möchte keine Zeit mit Grübeln verbringen. Wenn die Bedingungen härter werden, brauche ich meine gesamte Konzentration sowieso nur dazu, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Sie sehen, es bleibt kaum Zeit für Ängste. Ich habe mich einige Male in schwierigen Situationen wiedergefunden, immer ergab die Analyse hinterher, das es meine Fehler waren, glücklicherweise gab es bislang keinerlei Verletzungen. Für mich ist der schwierigste Teil des Paraglidens immer noch das Wetter richtig zu deuten. Es ist nicht leicht aufgrund wechselnder klimatischer Bedingungen und sich ändernder Geographie die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Ich erlebe heute kaum einen Tag an dem ich nicht zumindest über das Fliegen nachdenke. Ich liebe die Worte, die einst Leonardo da Vinca gesagt haben soll: „ Wenn du einmal den Geschmack des Fliegens erfahren hast, wirst du immer über die Erde wandeln mit dem Blick gegen den Himmel gerichtet. Dort bist du gewesen und nach dorthin wirst du eines Tages zurück kehren.“
- Paraglider Devrim Bostancı
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