Kurzbesuch in Passau - die Dreiflüssestadt herbstlich
- Geschrieben von Portal Editor
Wir hatten den bereits angesprochenen Besuch unseres Hauptsponsors und Unterstützers Fendt-Caravan im Projekt "Verständigungs- und Kulturreise entlang Römischer Straßen" aufgrund des anstehenden TÜV-Termins und der Gasprüfung des Projektwohnwagen absolviert und für den Rückweg in den Süden weitere Zwischenziele festgelegt.
So wollten wir zunächst, einer Einladung von Horst folgend, die Stadt Kösslarn anfahren, auch um weitere Zwischenstationen (hier Passau) zur Gestaltung der sich im Entstehen befindlichen Camper Route in den Süden mit Angeboten für Outdoor Aktivitäten und zum Überwintern voran zu bringen. Im Frühjahr waren wir mit Horst auf Zypern zusammengetroffen, der in Kösslarn ein Reisebüro und ein Onlineportal zum Thema "Wandern" betreibt, um neue Routen zu inspizieren, hier dem gemeinsam erkundeten Besparmak Trail auf Nordzypern.
Nach herzlicher Begrüßung, einem Begrüßungskaffee und ersten Gesprächen legten wir auch ein zunächst grobes Zeitraster unseres Aufenthalts in Kösslarn fest. So war zunächst der Besuch der Stadt Passau geplant, selbstverständlich auch einschließlich des Museums "Römer Museum Kastell Boiotro" was dem Projekthauptziel entsprach. Hierzu folgt ein weiterer Artikel ein wenig später. Trotz leichten Regens aber Wolken verhangenem Himmel sollte es schon am kommenden Morgen nach Passau gehen. Horst hatte sich für eine Route auf der Halbinsel zwischen Donau und Inn entschieden, so das zumindest ein erster grober Überblick zur Stadt ergeben sollte.
Die Stadt Passau liegt am Zusammenfluss der drei Flüsse Donau, Inn und Ilz. Bedingt durch den Zusammenfluss der wasserreichen Flüsse Donau und Inn kommt es in den Flussniederungen, damit auch in Passau, häufig zu Nebel. Ein großes Problem der Stadt sind die immer wieder auftretenden Hochwasser, was immer wieder zu Überflutungen der Uferbebauung geführt hat und bis heute bereits viele Bewohner zum Verlassen der Stadt veranlasst hat, so hatten auch Bekannte von Horst sich entschieden, nachdem sie zweimal ein Hochwasser überstehen mussten. Wenn man sich die verschiedentlich angebrachten Hochwassermarken anschaut, kann man sich derartige Konsequenzen leicht vorstellen.
Im Jahr 1954 suchte ein verheerendes Hochwasser die Stadt Passau heim. Eine ausgeprägte Vb-Wetterlage verursachte einen ergiebigen Landregen in Bayern. Eine Vb-Wetterlage (gesprochen: „Fünf-B-Wetterlage“, V = römisch 5) ist gekennzeichnet durch die Zugbahn eines Tiefdruckgebietes von Italien über die Poebene oder Nordadria hinweg nordostwärts. Die als „Vb“ bekannte Zugbahn wurde von Wilhelm Jacob van Bebber 1891 deklariert und mit dieser Notation in das System der Großwetterlagen integriert. Das daraus resultierende Hochwasser, umgangssprachlich auch Jahrhunderthochwasser genannt, war die größte Flutkatastrophe in Passau im 20. Jahrhundert. Die Donau erreichte am 10. Juli 1954 einen Höchststand von 12,2 Meter, am Inn wurden 10,1 Meter und an der Ilz 12,15 Meter gemessen. Der Stadtteil Ilzstadt wurde am stärksten von diesem Hochwasserereignis getroffen, so standen mehrere Gebäude mehrere Tage bis zum ersten Stockwerk unter Wasser.
Unter dem Eindruck der massiven Schäden beim Jahrhunderthochwasser 1954 wurde als erste größere geschlossene Maßnahme dieser Art in Deutschland der Hochwasserschutz des Stadtteiles Ilzstadt umgesetzt, da dieser bei diesem Hochwasserereignis die größten Schäden erleiden musste. Im Rahmen der Bauarbeiten wurden sämtliche hochwassergefährdeten Gebäude abgerissen und von 60 Anwesen wurden 28 auf angeschüttetem Niveau wieder errichtet. Zudem wurde eine Betonbefestigung zur Ilz und zur Donau erbaut, die als Unterbau für eine vierspurige Straße fungiert. Für die übrigen Anwesen wurden Ersatzbauten im höher gelegenen Grubweg geschaffen. Etwa die Hälfte der Stadtteilbevölkerung musste somit die Wohnunterkunft wechseln.
In den Monaten Mai und Juni des Jahres 2013 kam es in der Stadt zu den schwersten Überschwemmungen seit fünfhundert Jahren, als am Pegel Passau/Donau die historische Marke von 12,89 m erreicht wurde, dem Jahrtausendhochwasser. Die Trinkwasserversorgung musste vorübergehend eingestellt werden, an Schulen und der Universität setzte der Lehrbetrieb aus. Während und vor allem nach der Hochwasserkatastrophe ist die engagierte Hilfe der Passauer Universitätsstudenten zu erwähnen. Die von den Studenten gegründete und verwaltete Facebook-Initiative „Passau räumt auf“ wurde im Jahr 2013 mit dem Deutschen Bürgerpreis ausgezeichnet.
1993 überschritt Passau die Marke von 50.000 Einwohnern und wurde zum Oberzentrum der Planungsregion Donau-Wald erhoben. Nachdem die Dreiländerhalle zum Jahreswechsel 2003/2004 in Betrieb genommen wurde, konnte die Nibelungenhalle im Frühjahr 2004 abgerissen werden, und mit dem Planung der Neuen Mitte begonnen werden. Mitte der 1990er Jahre wurde ein umfangreiches städtebauliches Umgestaltungsprojekt initiiert, das neben einem Einkaufszentrum unter anderem einen Büroturm, den „Zentralen Omnibusbahnhof“ (ZOB) und die Anlage eines Parks umfasste. Nachdem mehrere Entwürfe diskutiert wurden, erfolgte schließlich die Aufnahme der Bautätigkeiten zur Schaffung der Neuen Mitte. Diese städtebauliche Umgestaltungsmaßnahme stellte eine bedeutende Veränderung des Stadtbildes dar. Ende der 2000er Jahre waren die letzten Bauarbeiten beendet.
Horst liefert viele weitere Erläuterungen zur Stadt und ihrer Geschichte, zeigt uns markante Gebäude und führt uns durch die engen Gassen der Altstadt. Trotz des ungemütlichen Wetters ein Rundgang, der bei Sonnenschein wiederholt werden sollte.
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