Bremer Stadtviertel Schnoor und die Böttcherstraße
Nach einer kurzen Pause an einem Imbissstand in der Nähe des Bremer Rathauses machten wir uns auf den Weg in das, zumindest historisch betrachtet, wohl älteste und bekannteste Bremer Stadtviertel, das Schnoor Viertel.
Schon im 13. Jahrhundert wurden erstmals Aufzeichnungen getätigt, in denen auf die Schnoorsiedlung am Rande des Franziskaner Klosters, von dem leider nur die Klosterkirche erhalten blieben ist, hingewiesen wird. Der Begriff Schnoor entstammt dem Plattdeutschen in der Bedeutung Snoor gleich Schnur. Gemeint ist damit eine schmale, enge Gasse, an denen sich beidseitig links und rechts die kleinen Siedlungshäuser aufreihen. So verwundert es wenig, das eine der Strassen, besser Gassen, auch den Namen "Schnoor" trägt.
Enge Gassen prägen das Bild des Schnoor Viertels
Ein weiteres Beispiel ist der Gassenname "Stavendamm", an dem die erste öffentliche Badestube zu finden war. Im Plattdeutschen versteht man unter "Stave" eine Stube / ein Wohnzimmer. Wobei man hier allerdings neben dem Baden auch andere Arten von Vergnügungen erhalten konnte. Hinter vorgehaltener Hand munkelte man gar von einem geheimen Gang bis in den Dom, so das auch der Bischof unerkannt und heimlich die Badestube aufsuchen konnte. Glaubt man den Worten der doch häufig schelmischen Stadtführer, so hat der unterirdische Gang bis zum Schifferhaus geführt.
Fachwerkhäuser und Teestuben
Schon mit dem Betreten der ersten Gasse des Schnoor Viertels kann man sich leicht, so denn der Touristenstrom nicht zu stark ist, Jahrhunderte zurück versetzt fühlen. Trotz einiger typischer Souvenirgeschäfte ist der urtümliche, romantische Gesamteindruck, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, erhalten geblieben. Viel erinnert an das Leben in früheren Zeiten. So schlendert man dann durch enge Kopfsteinpflasterstrassen, verwinkelte Gassen und ist immer wieder erstaunt, was nach der nächsten Ecke erscheint.
Die Balge - ein Seitenarm der Weser
Mit zunehmendem bürgerlichem Reichtum und damit verbundenem Wunsch nach größeren Häusern und Grundstücken entwickelte sich das Schnoor Viertel zu einem Arme-Leute-Viertel. Während hier oft einem Haus nur rund 60 m² Grund und Boden zur Verfügung standen, erreichen die einzelnen Wohngrundstücke in den Randbezirken Bremens noch heute eine Größe von mehr als 1000 m². Für wirkliche Straßen zur Nutzung von Fuhrwerken oder später gar ersten Fahrzeugen waren die Gassen des Schnoor Viertels unpassierbar, da viel zu eng.
Karl Dillschneider - Leiter der Denkmalpflege
Mit zunehmendem Tourismus wurde deutlich, das mehr und mehr touristisches Gewerbe in das Viertel Schnoor hinein drängte, dies natürlich zu Lasten der Bewohner. Um auf Dauer ein verträgliches Miteinander von Wohnen und Gewerbe zu gewährleisten, wurde im Jahr 1981 ein Bebauungsplan konzipiert, der neben bereits bestehenden Gaststätten keine weiteren zuließ. Aus heutiger Sicht ein durchaus sinnvoller Plan, denn alle damals genehmigten 14 Gastronomiebetriebe existieren noch heute und sind in den rund 30 Jahren kontinuierlich betrieben worden. Dies ist der wohl wesentliche Grund dafür, das sich die urtümlich mittelalterliche Struktur im Wesentlichen erhalten hat.
Kunsthandwerksbetriebe im Stadtviertel Schnoor
Einer der bekanntesten Bewohner des Schnoors war Jürgen Heinrich Keberle (1835−1909), der aber aufgrund seines Hinkens nur "Heini Holtenbeen" genannt wurde, obwohl er kein Holzbein hatte. Er war durch seine typische Erscheinung und schlagfertige humorvolle Art zu einem Bremer Original geworden. Ihm wurde ein Denkmal gesetzt, und ein Verein, der sich um die Erhaltung des Schnoors kümmert, wurde nach ihm benannt.
Links im Bild nahe der Weser
Die Böttcherstraße - ein weiterer Besuchermagnet Bremens
Der Backstein als Hauptbaumaterial in der Böttcherstraße
Obwohl die Böttcherstraße nur etwa 100 Meter lang ist, gehört sie doch zu den Hauptattraktionen der Bremer Altstadt. Im Mittelalter war die Böttcherstraße eine wichtige Verbindung zwischen Marktplatz und Weser. Hier wohnten und arbeiteten die Böttcher, daher der Name, Kimker, Fass- und Zubermacher. Als Mitte des 19. Jahrhunderts der Hafen verlegt wurde, verlor auch die Böttcherstraße zunehmend an Bedeutung. Dies änderte sich erst, als im Jahr 1902 (andere Quellen sagen 1906) der Bremer Kaffeekaufmann Ludwig Roselius auf Drängen der Besitzer das Haus Nr. 6 kaufte und dort den Verwaltungssitz seiner später weltberühmten Firma errichtete. Der Herr Roselius erwarb in den folgenden Jahren weitere Gebäude an der Böttcherstraße, andere Gebäude wurden nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund von Baufälligkeit abgerissen. Zwischen 1922 bis 1931 erhielt Bernhard Hoetger den Auftrag von Roselius, die künstlerische Neugestaltung der Böttcherstraße zu übernehmen. So entstand das noch heute bestehende Häuserensemble für die Architektur des Expressionismus. Natürlich unter Verwendung von Backstein als Hauptbaumaterial unter Einbindung von Sandstein.
Das Porzellanglockenspiel in der Böttcherstraße
Drehbares Turmsegment und Papierwalzensteuerung
Einzigartig war seinerzeit die Kombination des Glockenspiels mit einem drehbaren Turmsegment, das sich zwischen dem Haus des Glockenspiels und dem rechtwinklig nebenstehenden Roselius-Haus befindet. Zum Klang des Glockenspiels rotieren zehn geschnitzte und farbig gefasste Holztafeln mit Szenen bekannter Ozeanbezwinger. Entworfen wurden die Tafeln von Bernhard Hoetger, geschnitzt von Victor Kopytko. Ludwig Roselius wollte mit diesem Auftrag ein weiteres Mal „dem Pioniergeist und Tatendrang der Menschheit ein Denkmal setzen“.
Nach der teilweisen Zerstörung – nur sieben Glocken überstanden den Zweiten Weltkrieg – wurde 1954 das zweite Glockenspiel installiert. Im Gegensatz zu den ersten Glocken wurden jetzt rein weiße Glocken eingebaut. Das neue Glockenspiel wurde in das alte kupferne Rankenwerk gehängt, das in der ursprünglichen Form wieder hergerichtet werden konnte.
In den 1960er Jahren löste sich während des Spiels eine Glocke und zerschellte am Boden. Verletzt wurde niemand, aber kein einziges Porzellanteilchen konnte geborgen werden, die Souvenirjäger hatten ganze Arbeit geleistet. Es war damals fast unmöglich eine Meißener Glocke nachzubestellen. Die nach einigen Jahren beschaffte Ersatzglocke passte klanglich nicht ins Spiel und die Lösung manch technischer Probleme war auch noch nicht gefunden, um einen einwandfreien Klang der Glocken zu erreichen.
Glockenspiel dreimal täglich in der Böttcherstraße
Täglich dreimal erklangen wieder vier verschiedene Melodien (in der Adventszeit Weihnachtslieder): Auf Matrosen, die Anker gelichtet, Über Bremen fiel ein Regen (Komponist Ludwig Roselius), Wiegenlied an der Küste (Komponist Ludwig Roselius) und An der Weser, das Weserlied. Der Komponist Ludwig Roselius war ein Verwandter des Kaffeekaufmanns gleichen Namens.
Nach einer Stilllegung 1990 und umfangreicher Restaurierung auch der Holztafeln wurde die Anlage 1991 wieder in Betrieb genommen. Dieses dritte Glockenspiel – ebenfalls mit 30 Meißener Porzellanglocken – wurde von derFirma Turmuhrenbau Ferner in Meißen entwickelt, besaß eine Computersteuerung und konnte auch auf einem Keyboard bespielt werden.
Spielzeiten (bei Frost wird die Anlage automatisch abgeschaltet):
- 1. Januar – 31. März um 12.00, 15.00 und 18.00 Uhr
- 1. April – 31. Dezember zwischen 12.00 und 18.00 Uhr zu jeder vollen Stunde
Wir hatten uns rechtzeitig und früh genug gegenüber des Glockenspiels "niedergelassen", so das wir dem eindrucksvollen Tönen der Glocken lauschen konnte und dabei auch noch die sich drehenden Rollenfiguren des Turmsegments beobachten konnten. Den Abschluss unseres Tags in Bremen bildete dann nochmals der Marktplatz mit dem Roland. Vergleichbar dem Mythos des Umfassens der Beine des Esels gibt es einen Mythos auch zum Bremer Roland, der besagt, wer ihm einmal das spitze Knie gerieben hat, der wird nach Bremen zurückkehren. Rein vorsorglich haben wir unseren heutigen Kurzbesuch in Bremen mit dem Reiben des Knies des Bremer Roland abgeschlossen. Man kann ja nicht wissen!
Bitte lesen Sie auch:
Bremen - weit mehr als nur Stadtmusikanten und Bremer Roland
Hafenrundfahrt auf der Weser in Bremen
Das Bremer Stadtviertel Schnoor
-
Bremen Schnoor Viertel Bremen Schnoor Viertel -
Bremen Schnoor Skulptur Bremen Schnoor Skulptur -
Bremen Schnoor Bremen Schnoor -
Bremen Schnoor Viertel Bremen Schnoor Viertel -
Bremen Böttcherstraße Bremen Böttcherstraße -
Bremen Schnoor Viertel Bremen Schnoor Viertel -
Bremen Schnoor Viertel Bremen Schnoor Viertel -
Bremen Schnoor Viertel Bremen Schnoor Viertel -
Bremen Schnoor Viertel Bremen Schnoor Viertel -
Bremen Böttcherstraße Bremen Böttcherstraße -
Bremen Böttcherstraße Bremen Böttcherstraße -
Bremen Böttcherstraße Bremen Böttcherstraße -
Bremen Böttcherstraße Bremen Böttcherstraße -
Bremen Böttcherstraße Bremen Böttcherstraße -
Bremen Böttcherstraße Bremen Böttcherstraße
https://www.alaturka.info/de/deutschland/hansestadt-bremen/1454-bremer-stadtviertel-schnoor-und-die-boettcherstrasse-mit-porzellan-glockenspiel/amp#sigProIda9d618f388