Wer den Wind mag, der geht sicherlich auch hinaus an die frische Luft, wenn so richtig bläst, so zumindest ist unsere Einstellung und so sind wir während unseres Besuchs in Bremen hinaus an die Weser marschiert.
Teilweise heftige Böen konnten uns nicht abschrecken, zumal ein Hochwasser der Weser angekündigt war, dass sich von der Nordsee her bis nach Bremen hinein bemerkbar machen sollte.
Weser - Hochwasser aufgrund der Flussbegradigung
Der Lauf der Weser und vor allem ihr Bettvolumen, basierend auf Breite und Tiefe des Flussbettes, änderten sich durch bautechnische Arbeiten im Laufe der Jahrhunderte sehr stark. War die Weser bei Bremen anfangs ein stark gewundener Fluss mit zahlreichen Untiefen und Inseln, wurde sie hauptsächlich seit der Weserbegradigung unter der Leitung von Baumeister Ludwig Franzius großräumig begradigt und vertieft. Diese Korrektionsmaßnahmen, die unter anderem eine Vertiefung auf fünf Meter sowie die beidseitigen Uferbefestigungen beinhalteten, begannen an der Tidegrenze (soweit reichen die Auswirkungen von Ebbe und Flut der Nordsee) in Bremen und zogen sich bis zur Mündung des Flusses hin, immerhin 80 Kilometer.
Zusätzlich wurde das Mittlere Hochwasser nun effektiver bis ins Landesinnere nach Bremen gedrückt, was wirtschaftlich den Aufschwung des dortigen Hafens zur Folge hatte. Andererseits verlor der Fluss durch die Begradigung und die Befestigungen den Großteil seiner natürlichen Flutgebiete. Dadurch bot sich den Wassermassen aufgrund der nun geringeren Breite des Flusses weniger Spielraum. Der Tidenhub, der um 1900 nur bei etwa einem Meter lag, erhöhte sich durch die Ausbaumaßnahmen auf mehrere Meter, was allein schon immer ein Naturspektakel bietet, da auch sonst in der Nordsee lebende Tiere dann den Weg bis nach Bremen finden. Wir hätten das Glück auf einen Seelöwen zu treffen, der trotz Hochwasser bis nach Bremen gelangt war.
Hochwasser kommt auch aus der Nordsee
Eine besondere Hochwassergefahr für Bremen sind die Sturmfluten der Nordsee. Sie treten für gewöhnlich, ähnlich wie die Binnenhochwasser, in den Monaten November bis März auf. Dabei kommt es oft zu massiven Überflutungen, da Orkanstürme das Nordseewasser in die Trichtermündung der Weser drücken, deren eigenen Abfluss verhindern und sie somit aufstauen. Die Hochwasserwelle rollt von Bremerhaven flussaufwärts und erreicht die Stadt Bremen innerhalb von etwa drei Stunden. Die stark eingeengte und begradigte Weser kann im Stadtgebiet wenig Energie der auflaufenden Wellen abbauen, weshalb sich sehr schnell hohe Wasserstände entwickeln. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Sturmfluten auch in die Ochtum und die Lesum drücken, sie anschwellen und über die Ufer treten lassen, was eine Überflutung des Stadtgebietes von drei Seiten gleichzeitig zur Folge haben kann. Eine besondere Gefahrensituation ist das Zusammentreffen von Sturmflut und Binnenhochwasser in der Stadt Bremen.
Mit unserer Ankunft am Ufer der Weser konnten wir aus sofort die Auswirkungen des heutigen Hochwassers sehen – Ufersandstreifen und Ruhewiese waren komplett überflutet, die Fußwege am eigentlichen Uferrand überspült. Das Hochwasser hatte erste Busch- und Baumgruppen erreicht, die uns bei vorherigen Besuchen am Sandstrand als Windschutz gedient hatten. Geschätzter Wasserstand etwa 2,50 Meter über dem normalen Hochwasser. Dazu der peitschende Wind – Nordlicht was willst du mehr?
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