Boßeln in Friesland - Ostfriesland
- Geschrieben von Portal Editor
Wer als Tourist durch Friesland / Ostfriesland reist, wird an etwas abgelegenen Straßen ab und zu auf Warnhinweis-Verkehrsschilder stoßen, deren Schriftzusatz zumindest in weiten Teilen Deutschlands unbekannt ist.
Deshalb wird manchmal auch missverstanden, besonders wenn plötzlich und unerwartet ein fröhlich anmutende Gruppe von aktiven Sportlern mitten auf der Straße auftauchen, die man als Autofahrer hier kaum vermutet.
Ein zünftiges Grünkohlessen in geselliger Runde
Meist zur Winterzeit, wenn die Straßengräben zugefroren sind, ist das fast als Nationalsport der Norddeutschen zu bezeichnende Straßenboßeln ein beliebter Freizeit- und Vereinssport, der gern am Wochenende aber auch als geselliges Beisammensein im Kreise von Freunden oder Bekannten oder auch im Rahmen von Feiern, betrieben wird. Meist folgt den sportlichen Aktivitäten im Nachhinein noch ein zünftiges Grünkohlessen in geselliger Runde.
Zu Beginn der Boßelveranstaltung werden in der Regel zwei Mannschaften gebildet, deren Ziel darin besteht, eine vorher festgelegte Strecke mit möglichst wenig Würfen jeder einzelnen Person im Team zu überbrücken. Die zu absolvierende Strecke zieht sich über Kilometer hin, beinhaltet Kurven, Abschüsse und Steigungen, so das es einen Ausgleich zwischen Kraft und Geschicklichkeit gibt. Meist kommt dabei für einen Weg traditionell eine Pockholz Boßelkugel zu Einsatz und für den Rückweg eine überwiegend rote Hartgummi Boßelkugel.
"Sportgeräte" sind in der Regel zwei verschiedenartige Kugeln
Die zum Boßeln notwendigen "Sportgeräte" sind in der Regel zwei verschiedenartige Kugeln, wobei traditionell früher immer eine Boßel aus dem harten Holz des Guajakbaumes, dem so genannten Pockholter, zum Einsatz kam, während die zweite Kugel aus Gummi bestand. Beide Kugeln haben 12 Zentimeter Durchmesser (für die Jugend gibt es auch 8,5 Zentimeter Durchmesser große Kugeln). Heute kommen häufig auch Kunststoffkugeln zum Einsatz, die dann aber nach wie vor auch Holz genannt werden. Von großer Wichtigkeit sind allerdings auch die so genannten "Klootsoeker", kleine metallische Körbe an einer langen Stange, die dazu dienen Boßelkugeln, die in den Straßengraben gerollt sind, wieder heraus zu fischen.
Der normale Abwurf ohne Drall wird "liek ut Hand" genannt
Auf halber Strecke ist eine Wende vorgeschrieben
Die Freizeit mit Boßeln zu verbringen
Heute ist das Boßeln im Rahmen von Vereinmeisterschaften wieder stark verbreitet, nachdem es die Zahl der aktiven Sportler lange rückläufig waren. Da es mittlerweile auch in anderen Regionen Norddeutschland entsprechende Boßelwettkämpfe gibt, finden auch überregionale Meisterschaften statt. Auf privater Ebene gibt es vielfache Anlässe, die Freizeit mit Boßeln zu verbringen, da hier häufig im Anschluss eine Feier oder eine regionaltypische Kohlfahrt stattfindet.
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