Glockenturm und Wochenmarkt von Jever
- Geschrieben von Portal Editor
Gleichgültig, von welcher Seite aus man sich der Altstadt von Jever nähert, immer drängt sich der Glockenturm als zweithöchstes Gebäude der Stadt in den Bildmittelpunkt.
Und wie bei vielen friesischen Kirchen steht auch der Glockenturm in Jever separat neben der Kirche. Die Gründe dafür liegen in der Historie; aber besonders sind es die Probleme der Statik auf dem grundwassernahen Untergrund. Der Glockenturm steht hier auf einer Höhe von 12,56 m ü / NN, aber dazu später mehr.
Etwa 30 m neben dem heutigen Glockenturm – in Höhe des Hauses „Am Kirchplatz Nr. 7 – stand von 1564 bis 1877 ein hölzerner Glockenturm. Auf dem Kirchplatz ist heute nur noch ein Eckstein, ca. 80 cm aus dem Erdreich ragend, sichtbar. 1876 wurde der erste Klinkerturm mit einer Höhe von 20 Metern erbaut. Der jeversche Bauunternehmer Onnen erhielt den Auftrag. Beim Aushub der Fundamente wurde festgestellt, dass anstatt der geplanten 1,50 m bis auf 6 m Tiefe ausgeschachtet werden musste, weil 1. der gewachsene Sand / Geestboden erst bei einer Höhe von 7,50 m ü/NN liegt, 2. im Laufe der Jahrhunderte der Kirchhügel weiter aufgeschüttet worden war, so dass die heutige Höhe von 12,56 m ü/NN erreicht wurde. Bei den Gründungsarbeiten wurde ferner festgestellt, dass 3 ältere Friedhöfe übereinander liegen.
Im Jahre 1900 wurde ein neues Läutewerk für den Glockenturm angeschafft. Dabei kam der Wunsch auf, dass der Turm auch erhöht werden soll. Nach einem Architektenwettbewerb im Jahre 1902 wurde die Erhöhung des Turmes auf 52,60 m und die Neugestaltung der Fassade beschlossen. Der Turm bleibt damit, in absoluter Höhe mit 65,15 m – bezogen auf m ü/NN – mit 1,76 Metern unter dem Großherzoglichen Schlossturm von 66,91 m ü/NN.
Die Mauerstärke im Erdgeschoss beträgt 1,72 m und verjüngt sich nach oben bis auf 52 cm. Am 18. Juli 1902 wurde der Bauunternehmer L. Neddersen aus Hannover-Wilhelmshaven, zum Angebotspreis von doch stolzen 18.300 Mark, mit dem Bau beauftragt. Am 28. Juli 1902 begannen unter der Aufsicht des Architekten H. Bomhoff aus Westerland / Sylt die Bauarbeiten. Trotz Regen und Sturm wurde der Turm am 1. November 1902 fertig gestellt.
Im Turm befinden sich 4 Glocken: eine kleine Betglocke, 1727 von Mamme Fremy gegossen, mit der Inschrift „Das Kleine hat die größte Ehr, das Große brummt ihm hinterher“, sowie als besondere Kostbarkeit die bronzene „Marienglocke“. Ursprünglich 1461 vom Bremer Glockengießer Gert Klinghe für die Kirche in Eggelingen gegossen, wurde sie im Jahr 1540 – nach einer Fehde mit den Ostfriesen – als „Beutegut“ nach Jever gebracht. Allabendlich läutet sie im Sommer um 22.00 Uhr und im Winter um 21.00 Uhr – das so genannte Marienläuten“. Dieses Geläut wurde schon zu Zeiten Marias angeordnet und sollte den Bürgern der Stadt das Ende des Tages und den Beginn der Nachtruhe anzeigen. Ergänzt wird das Geläut durch 2 große Stahlglocken. Diese wurden 1955 in Bochum gegossen, als Ersatz für die im 2. Weltkrieg eingeschmolzenen Bronzeglocken.
Soweit zunächst zum Glockenturm, in dessen Schatten sich zweimal wöchentlich aber auch Ungewöhnliches ereignet: Jeden Dienstag und Freitag verwandelt sich Jevers Kirchplatz am Vormittag in eine Art Schlemmermeile: "Wochenmarkt".
Der Wochenmarkt gilt als einer der schönsten im Norden. Das sollten sich kein Besucher entgehen lassen! Vielfalt, Frische und Qualität wird hier großgeschrieben. Frisches Gemüse, Produkte aus ökologischem Anbau und unzählige Blumen, Gewächse und seltene Pflanzen gestalten das bunte Markttreiben. Und damit noch nicht genug: Der Jeveraner Wochenmarkt ist ebenso Treffpunkt für Jung und Alt. So mancher Plausch wird hier abgehalten - von Hektik keine Spur, jeden Dienstag und Freitag von 7:00 bis 12:30 Uhr.
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