Demonstration – Radwegbau von Middoge nach Oldorf

Wir waren auf dem Rückweg von Neuharlingersiel an der Nordsee kommend, als Jochen die Kreisstraße 89 über Middoge, Tettens, Pievens und Oldorf für den Rückweg auswählte.

Schon nach dem ersten Kilometer waren uns die vielen Fahrräder aufgefallen, die rechts und links der Straße nach Middoge  in und an den Straßenbäumen befestigt waren,  am Straßenrand oder an Gattern zu den Viehweiden standen. Merkwürdig, war der erste Gedanke. Denn weder eine Bushaltestelle noch sonstige Einrichtungen waren zu erkennen, die das Abstellen von Fahrrädern erklären konnten. Sollten Scherze zu Silvester zu diesem Fahrradensemble geführt haben? Teilweise mit Schäden behaftet, machte eine Vielzahl der Fahrräder allerdings durchaus den Eindruck der Gebrauchsfähigkeit.

Bürgerprotest wurde jetzt etwas massiver

Nur wenig später wurde uns klar, dass es sich hier um eine Protestaktion der hiesigen Bürger handelte, denn erste Plakate wiesen auf den Missstand des fehlenden Fahrradweges entlang der Kreisstraße 89 hin. Jetzt war unser Interesse geweckt und schnell fanden wir auch erste Passanten, die uns freudig Auskunft zu der Protestaktion gaben. Seit etwa 20 Jahren fordern die Anlieger den Bau eines Fahrradwegs entlang der Kreisstraße 89, die die Orte Middoge, Tettens, Pievens und Oldorf miteinander verbindet.  Da bislang nicht passiert ist, wurde der Bürgerprotest jetzt etwas massiver. Dabei ist das Fahrrad neben dem Auto das meistgenutzte Verkehrsmittel zwischen den Dörfern um zur Schule oder zum Einkaufen zu fahren. Der Protest richtet sich vor allem also auch für Einrichtung eines sicheren Schulwegs für die Kinder.

100.000,- Euro zum Bau des Radwegs in seinen Haushalt eingestellt

Mehr als 200 Fahrräder, eine Vielzahl an Plakaten und Postern verzieren jetzt die Kreisstraße 89 um endlich Fortschritt bei Planung und Bau eines Radwegs entlang der Kreisstraße zu erzielen. Eine Protestaktion, die jetzt vor der Landtagswahl in Niedersachsen am 20. Januar 2013 sicherlich nicht ohne Wirkung bleiben wird. So hat denn der Landkreis auf die Aktivitäten der Bevölkerung auch bereits reagiert und einen Etat von 100.000,- Euro zum Bau des Radwegs in seinen Haushalt eingestellt. Eine Summe, die allerdings bei weitem nicht reicht, um die 4 Dörfer mit einem sicheren Radweg zu verbinden. Erste Kalkulationen sprechen von 1,2 Millionen Euro Baukosten insgesamt, so dass man mit großer Unterstützung des Landes Niedersachsen rechnen muss. Ein allerdings geringer Betrag, wenn es um die Verkehrssicherheit der Kinder geht.

Hilfe gab es allerdings von zwei Firmen aus dem Bereich des Schrotthandels

Jetzt stehen oder hängen also Fahrräder an fast jedem Straßenbaum, an den Schildmasten, an Zäunen und Ortsschildern, weisen Plakate und Poster auf den dringenden Bedarf des Radwegs hin. „Wir wollen ohne Erwachsene zur Schule fahren“ ist auf einem Plakat zu lesen. „Ich möchte sicher über die Tettenser Kreuzung  fahren“ auf einem weiteren Plakat. Jung und Alt sind sich bei dieser Aktion einig: ein Radweg muss her. Kinder der Tetta-von-Oldersum- Grundschule, die teilweise von Middoge und Oldorf jeden Morgen auf der Kreisstraße zur Schule fahren müssen, ein riesig hohes Gefahrenpotential in der Dunkelheit, das immer wieder zu Unfällen geführt hat. Alle zum Protest notwendigen Mittel sind von den Bürgern selbst aufgebracht worden. Hilfe gab es allerdings von zwei Firmen aus dem Bereich des Schrotthandels, die ein Großteil der Räder zur Verfügung gestellt haben.

Wir zollen den Bürgern der friesischen Dörfer hohen Respekt für diesen Einsatz und die wirklich gute Idee auf den Missstand des fehlenden Radwegs aufmerksam zu machen. Vielleicht findet sich ja auch über den Weg dieser Veröffentlichung zusätzliche Unterstützung für das Projekt Fahrradweg von Middoge bis Oldorf.

Bitte lesen Sie auch:

Aufstieg zur Burg Petrela - Kaffeepause im Burghof

Ljubljana - Street Art und Kultur in Metelkova

View the embedded image gallery online at:
https://www.alaturka.info/de/deutschland/niedersachsen/92-demonstration-auf-friesische-art-radwegbau-von-middoge-nach-oldorf/amp#sigProIdb88f988fd5

Weitere Informationen zu Ostfriesland finden Sie hier: Wir empfehlen:

Reiseführer Ostfriesland – Ostfriesische Inseln

Keine Hektik, keine Berge, kaum Großstadt, dafür endlose Deiche, grüne Wiesen, riesige Felder, uralte Kirchen, Klappbrücken, historische Windmühlen und natürlich das Meer und das Watt – die ostfriesische Halbinsel zwischen Wilhelmshaven und Emden ist Refugium für alle, die weite Landschaften lieben und auf vollkommene Entspannung setzen.

Dieter Katz - Michael Müller Verlag, 300 Seiten, farbig, 170 Fotos, 35 Detailkarten ISBN 978-3-96685-048-3, 6. Auflage 2022, Buch: 18,90 EUR

Reiseführer Norderney

Norderney gilt als die »Königin der Ostfriesischen Inseln«. Die weiß getünchten Hausfassaden im Inselort versprühen noch etwas vom mondänen Charme der Gründerzeit, quirlig und lebendig geht’s in der Shoppingmeile mit ihren vielen Läden und Straßencafés zu.

Dieter Katz - Michael Müller Verlag, 168 Seiten, farbig, 101 Fotos, 13 Detailkarten, ISBN 978-3-96685-054-4, 4. Auflage 2022, Buch: 11,90 EUR