Himmelsscheibe von Nebra – 100 Millionen Wert
- Geschrieben von Portal Editor
Der Krimi um die Himmelsscheibe von Nebra findet immer noch kein Ende. War es zunächst die spannungsgeladene Geschichte um die Raubgräber und nachfolgend die Hehler, nachdem die Himmelsscheibe am 4. Juli 1999 auf dem Mittelberg in der damaligen Gemeinde Ziegelroda nahe der Stadt Nebra in Sachsen-Anhalt
gefunden wurde, sind es jetzt die Analysen um das tatsächliche Alter der Himmelsscheibe, die die Gemüter erregen.
Aber der Reihe nach: Die Himmelsscheibe war von den beiden Raubgräbern Henry Westphal und Mario Renner „gefunden“ worden, die sie zunächst für den Mittelteil eines Schildes hielten. Die illegal agierenden Sondengänger suchten dabei mit einem Metalldetektor, was auf professionelles Raubgräbertum schließen ließ. Bereits einen Tag nach der Ausgrabung der Gegenstände erhielten Westphal und Renner 31.000 DM von einem Kölner Händler für den gesamten Fund, immerhin zwei Bronzeschwerter, zwei Beile, ein Meißel und Bruchstücke spiralförmiger Armreifen. Über verschiedene Mittelsmänner sollte dann der Fund 1999 zunächst in Berlin, später auch in München für eine Million DM verkauft werden.
Der Wert der Himmelsscheibe ist unschätzbar; ihr Versicherungswert lag im Jahr 2006 bei 100 Millionen Euro.
Zur Himmelsscheibe von Nebra
Die Applikationen aus unlegiertem Goldblech sind in Einlegetechnik gearbeitet und wurden mehrfach ergänzt und verändert. Aufgrund der bereits beschriebenen Begleitfunde ist zu vermuten, dass sie etwa um 1600 v. Chr. vergraben wurde, ihr Herstellungsdatum wird auf 2100 bis 1700 v. Chr. geschätzt.
Zusammengehörigkeit der Fundstücke
Die Ähnlichkeit des verarbeiteten Materials aller Fundstücke gilt als ein weiterer Beleg für die Zusammengehörigkeit der Bronzestücke. Das für alle Bronzeteile verwendete Kupfer weist in allen Nebra-Funden ähnliche Konzentrationen von Spurenelementen auf, lediglich der Gehalt an verschiedenen Blei-Isotopen variiert relativ stark.
Neue Diskussionen um das Alter der Himmelsscheibe
Im September 2020 publizierten die beiden Forscher Rupert Gebhard und Rüdiger Krause eine kontroverse Neueinschätzung, wonach die Scheibe nicht aus der frühen Bronzezeit, sondern erst aus der Eisenzeit (ca. 800 bis 50 v. Chr.) stammen soll. Nach ihrer Analyse des Fundkontextes sahen sie keine überzeugenden Hinweise darauf, dass die zusammen mit der Scheibe gefundenen und unstreitig bronzezeitlichen Artefakte ein mit der Scheibe zusammengehöriges Ensemble bilden würden. Gebhard und Krause wiesen auch auf Ähnlichkeiten der Himmelsscheibe zu Bildmotiven der Eisenzeit hin. Ihre Hauptkritik richtete sich gegen den Landesarchäologen von Sachsen-Anhalt, Harald Meller, der die Beweisdefizite bisher durch geschickte Rhetorik überspielt habe. Die neue Hypothese rief ein breites Medienecho hervor und wurde vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt umgehend entschieden zurückgewiesen.
Gebhard und Krause berufen sich unter anderem auf die von Jörg Adam durchgeführten Untersuchungen von Bodenproben und Erdanhaftungen, die nach ihrer Interpretation gegen die Zusammengehörigkeit der Gegenstände sprechen. Mellers Entgegnung zufolge haben sie die Aussagen Adams teils verkürzt wiedergegeben und entgegenstehende Befunde aus Adams Forschungsbericht unerwähnt gelassen.
Im November 2020 wies eine 13-köpfige Forschergruppe um Ernst Pernicka vom Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie in Mannheim die Zweifel an der bisherigen Datierung der Himmelsscheibe in einer im Fachblatt Archaeologia Austriaca der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) publizierten Studie, zu deren Autoren auch Jörg Adam gehört, deutlich zurück. Gebhard und Krause hätten im September mit unvollständigen und teilweise falschen oder verfälschend wiedergegebenen Daten argumentiert. Neben der Radiokarbondatierung werde das hohe Alter der Scheibe auch durch die bekannten Lagerstätten der bei der Herstellung der Himmelsscheibe genutzten Metalle und die am eindeutig identifizierbaren Fundort im umliegenden Erdreich nachgewiesenen Gold- und Kupferkonzentrationen gestützt. Auch das Bildmotiv, namentlich die Darstellung eines Schiffes auf dem Artefakt, sei für die Bronzezeit typisch.
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