Kyffhäuser - Barbarossa und die Mythen um seinen Tod
- Geschrieben von Portal Editor
Wir waren erneut im Osten und damit am Kyffhäuser Höhenzug unterwegs und so hatten uns das monumentale Denkmal des Staufers Friedrich Barbarossa I. erneut in seinen Bann gezogen, gilt König Rotbart doch als einer der größten Kaiser des Mittelalters.
Und das hat er nicht nur seinem Markenzeichen, dem namensgebenden roten Bart zu verdanken, sondern auch weiteren, zahlreichen Mythen.
Die deutsche Einheit, die sich gerade zum 30. Male jährt, hat der berühmte Fürst aus der Dynastie der Staufer trotzdem verschlafen. Vielleicht war ihm der Fall der Mauer zwischen Ost und West auch eine Nummer zu klein und unbedeutend. Der einstige Kaiser war zu Lebzeiten weitaus Größeres gewohnt. Denn sein Reich, das Heilige Römische Reich Deutscher Nationen, erstreckte sich von der Nordsee bis nach Sizilien. Barbarossa gelang es, die einzelnen Herrscher in diesem riesigen Gebiet in Zaum zu halten und das Land zu einen.
Zunehmender Nationalismus befeuert die Mythenbildung
Im 19. Jahrhundert wurde der Stauferkaiser Barbarossa sozusagen neu entdeckt, weil die weit verbreitete Kyffhäusersage zur Grundlage des sich ausbreitenden Nationalmythos in Deutschland wurde: Vor der deutschen Einigung des Jahres 1871 hofften viele auf einen Nationalstaat, wie er – so die damalige Auffassung – zu Zeiten Barbarossas existiert hätte.
Barbarossa wurde zur Identitätsstiftung herangezogen. Das entstehende Kaiserreich im 19. Jahrhundert hatte in Deutschland keine Tradition, deshalb wollte man ihm eine Vorgeschichte geben, und die sah man im Mittelalter. Barbarossa war da der ideale Anknüpfungspunkt.
Wilhelm I., der Gründer des Deutschen Reiches von 1871, sollte von Mythos und vom Ruhm Barbarossas profitieren. Das populäre Geschichtsbild und die angestrebte Machtpolitik wurden miteinander verknüpft. So wurde auf dem Kyffhäuser das gewaltige Reiterstandbild von Wilhelm I. in Verbindung mit dem Monument König Rotbart an der ehemaligen Burganlage des Kaisers errichtet.
Erster Kreuzzug und Tod Friedrich Barbarossa
Dass Barbarossa tatsächlich bislang verborgen irgendwo im Kyffhäuser liegt, ist natürlich äußerst unwahrscheinlich. Doch was wirklich mit ihm passierte, darüber rätseln Historiker und Gelehrte. Fest steht, dass der Kaiser während seines Kreuzzugs 1190 ums Leben kam. Er ertrank im Fluss Saleph, dem heutigen Göksu in der Türkei. Doch warum, ist unklar. Und auch was mit seinem Leichnam passierte, weiß man bislang nicht.
Angeblich hatte ihn aber ein Sterndeuter zuvor gewarnt, er werde den Tod im Wasser finden, weshalb Friedrich für den Kreuzzug den Landweg über den Balkan nach Kleinasien nahm. Kaiser Friedrich Barbarossa ertrank dann tatsächlich während des Dritten Kreuzzug nahe der Stadt Seleucia, die im mit Friedrich verbündeten armenisch-kilikischen Fürstentum lag.
Dem Tal des Göksu folgte schon in hethitischer und später in römischer Zeit eine Heerstraße, die Lykaonien um Konya mit dem Mittelmeer und damit mit dem Seeweg nach Zypern verband. Zunächst dem Fluss folgend, wich sie weiter südlich wegen der Enge des Flusstals streckenweise nach oben in die Hänge aus, wo zum Teil heute noch das antike Pflaster zu sehen ist. Beim Dorf Keben, etwa 20 Kilometer nordwestlich von Silifke, liegt über der antiken Straße das hethitische Felsrelief von Keben.
Die Überreste wurden bis heute nicht gefunden
Die Fragen sind Teil der geheimnisvollen Geschichte um den Tod des Kaisers Barbarossa. Und vielleicht hat auch dieses Geheimnis letztendlich zu der Popularität beigetragen, die auch uns in ihren Bann gezogen hat. Neben vielen anderen auch, wie man an den Besucherzahlen des Denkmals erkennen kann.
Echter Wermutstropfen zum Besuch des Monuments Barbarossa und Wilhelm I ist allerdings der absolut überhöhte Eintrittspreis, der sicherlich damit auch bestimmte Besucherschichten allein deshalb den Besuch unmöglich werden lässt. Ein Kritikpunkt, der aufgrund allseits bekannter Bildungsmisere und schlechter Ergebnisse der Pisa-Studien mit in die Diskussion um die Funktion von Museen und anderen öffentlichen Institutionen gehört.
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