Der erste Schnee ist da und schnell sind auch die ersten Schlitten und Kunstoffbobs und Schalen wieder zu sehen. So sind Hobby-Rodler und Schlittenfahrer mit ihren diversen Gefährten wieder an den Hängen anzutreffen.
Auch der Beginn der diesjährigen Weltcup Veranstaltungen steht an und zieht wieder eine breite Medienöffentlichkeit und die Besucherströme an die Bahnen.
Bobs – Einrichtung soll den Schlitten steuerbar machen
Als im Jahr 1888 ein Engländer in St. Moritz zwei Schlitten hintereinander unter einem Brett montierte, war damit die Geburtsstunde des Bobsports eingeleitet. Dabei war das Anliegen des Engländers eigentlich nur, eine Art Lenksystem zu entwickeln, das über eine technische Einrichtung den vorderen Schlitten steuerbar machen sollte, um den Schlitten einfach besser steuern zu können. Erste Rennen, die seiner Zeit auf den „natürlichen“ Rodelbahnen wie in St. Moritz ausgetragen wurden, waren so überzeugend, das die Konstruktion weiter entwickelt wurde.
Heute kaum noch vorstellbar, war der Bobsport zu der Zeit eine Wintersportart, die auf den Waldwegen, die zum Abtransport des Holzes angelegt worden waren, durchgeführt wurden. Heute Teil des olympischen Programms bei den Winterspielen, handelt es sich um eine Hightech-Sportart, die in tausendstel Sekunden gemessen wird, so extrem gleichwertig sind die Gerätschafften der teilnehmenden Mannschaften.
Schnelle, steuerbare Schlitten wurden zu High-Tech Bobs
Dabei entstammt der Begriff „Bob“ dem englischen Verb „to bob“, was frei übersetzt so viel heißt wie „ruckartig bewegen“. Und so sahen die ersten bewegten Bilder des Bobsports denn auch aus. Die damaligen Sportler versuchten zu Beginn der Fahrt durch Zurücklehnen dem Fahrtwind möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten, was ja auch grundsätzlich der richtige Ansatz ist. Dann aber schnellten die Piloten ruckartig und gemeinsam mit ihren Oberkörpern vor, um dem Bob mehr Schwung zu verleihen und damit die Geschwindigkeit zu erhöhen. Hier ist der Ursprung für das damals kreierte Wort „bobben“ zu sehen.
Im Jahr 1901 entwickelte und baute Carl Benzing im thüringischen Friedrichsroda den ersten deutschen Stahl Bob, der über ein Lenkungssystem mittels Seilzug verfügte. Benzing (1869 bis 1955) gilt aufgrund des Baus dieses offenen Fünfer Bobs, der liebevoll mit „Schwarzer Peter“ betitelt wurde, als der erste wirklich „richtige“ Bob Deutschlands. Als nur wenige Jahre später auch die Spießbergbahn in Friedrichsroda fertiggestellt werden konnte, war die Wiege des deutschen, so überaus erfolgreichen Bobsports, geschaffen. Schon 1901/2 hatte es in Friedrichsroda auf dem Roten Weg ein erstes Bobsleigh-Rennen mit immerhin zehn teilnehmenden Bobs gegeben. Einige Jahre später, im Jahr 1911, wurde der Bob- und Schlittenverband Deutschland gegründet.
Die Bobs haben kaum noch etwas gemein mit der ehemaligen Schlittenkonstruktion
Nach dem Ersten Weltkrieg, genau seit 1923, wurde erstmals im Rahmen der Fédération Internationale de Bobsleigh et de Tobogganing (FIBT) Bobsport auf internationaler Ebene betrieben und seit 1924 gibt es Wettkämpfe bei den Olympischen Winterspielen sowie auch Weltmeisterschaften. Zu Beginn waren noch fünf Piloten pro Bob im Einsatz, so bei den Spielen des Jahres 1924 und 1928. Heute sind die Klassen in je zwei Gruppen für Männer und Frauen auf zwei bzw. vier Piloten beschränkt. Die Bobs haben eigentlich kaum noch etwas mit der ehemaligen Schlittenkonstruktion zu tun, lediglich die vorderen Kufen sind über einen Seilzug lenkbar. Ansonsten entstammt die gesamte Konstruktion und Technik dem Windkanal, so aerodynamisch sind Vollverkleidung und Technik.
Die beiden bestehenden Klassen für Männer und Frauen sehen als Mindestleergewicht für Zweierbobs 170 Kilogramm vor, bei den Viererbobs 210 Kilogramm. Das Reglement wird nach wie vor von der Internationalen Bobföderation (FIBT) bestimmt. Auch das Maximalgewicht wird entsprechend der Gleichbehandlung festgelegt. Bei den Zweierbobs für die Frauen beträgt es 340 Kilogramm, bei den Männern 390 Kilogramm, ist ein Team leichter wird mit Ballast entsprechend ausgeglichen. Bei den Viererbobs, die es für Frauenwettkämpfe nicht gibt, besteht als Maximalgewicht die Obergrenze bei 630 Kilogramm.
Aufgrund der verschiedenen Versuche der Manipulation der Kufen hat das FIBT im Jahr 2006 für alle Teilnehmer die Kufen Breite auf 14 mm reglementiert und gleichzeitig auch die zu verwendenden Kufen bei allen Wettkämpfen auf einen Hersteller beschränkt, den die FIBT selbst festlegt und damit selbst die Kufen vertreibt. Somit ist lediglich eine Sorte rostfreien Edelstahls im Einsatz und die Manipulationen haben ein Ende gefunden. Heute dürfen die Kufen mit ihrem leichtgewölbten Längsprofil zwar noch bearbeitet werden, das Materialgefüge ist aber für alle gleich. Die Spurbreite, besonders bei Fernsehübertragungen immer deutlich am Start zu erkennen, beträgt 67 Zentimeter. Alle Bauteile sind heute, vergleichbar der Formel 1, weitestgehend spezifiziert. Dies gilt für die Federung, die Achsen und ihren Abstand, die Gelenke, den Drehwinkel und die Rechenbremsen. All dies ist notwendig geworden, da die Ausführungen der Bobs nur noch minimale Geschwindigkeitsunterschiede erlauben, es kommt also tatsächlich auf die Klasse der Piloten hinsichtlich ihrer Fahrtechnik und Kraft an.
Weitere Bahnen entstanden in Winterberg und Altenberg
Vergleichbar zu anderen Sportarten waren auch die Bob Piloten in der Anfangszeit kaum gegen Unfälle geschützt. Erst nach einigen Unglücken auf den Naturpisten, die lediglich von hohen Schneebanden rechts und links der Strecke begrenzt waren, begann man über die Sicherheit der Piloten und Zuschauer nachzudenken. Bilder der ersten Rennen zeigen das Gefahrenpotential ganz deutlich, Zuschauer direkt an der Piste und kaum Kurvenüberhöhungen sorgten für Knochenbrüche und sonstige Verletzungen. Mit der Zunahme der Zuschauerzahlen begann man auch über sorgfältig geplante Natureisbahnen nachzudenken. Jetzt wurden künstliche Banden eingerichtet und Kurven sorgfältig ausgebaut. Es folgte der Bau komplett künstlicher Bahnen, womit die Zahl der Natureisbahnen sich zwangsläufig wieder reduzierte.
Die erste Kunsteisbahn Deutschlands war im heutigen Mekka der Bobpiloten in Königssee entstanden. Weitere Bahnen entstanden in Winterberg und Altenberg, einer Bahn, die unter Fachleuten immer noch als schwierigste Bob Bahn der Welt gilt. Heute sind alle Bahnen, auf denen Bob Rennen im Rahmen der Olympischen Spiele ausgetragen werden, in Form von Betonkanälen ausgebaut, die dann mit Kunsteis versehen werden. Einzige Ausnahme ist die Bahn von St. Moritz, die als Natureisbahn immer noch für Weltcup-Rennen genutzt wird.
Bitte lesen Sie auch:
Krippenfiguren an der Stadtkirche St. Wenzel in Naumburg
Lieblingsmärkte der Zürcher - Wochenmarkt Bürkliplatz