Zielort am Radweg entlang der Unstrut – Kloster Memleben
- Geschrieben von Portal Editor
Wir waren mit den Rädern unterwegs entlang der Unstrut, wo wir auf die kleine Ortschaft Memleben stießen, die ein Ortsteil der Gemeinde Kaiserpfalz im westlichen Burgenlandkreis unweit von Nebra und Freyburg ist.
Ganz in der Nähe und im Rahmen der Erforschung der Funde der Himmelsscheibe von Nebra entdeckte die Friedrich-Schiller-Universität Jena auf dem Wendelstein unter anderem eine eisenzeitliche Vorratsgrube mit dem Skelett einer Ziege. Andere Funde deuten auf eine Nutzung des Fundplatzes schon in der späten Bronzezeit.
Die Bedeutung der über tausendjährigen Geschichte der Ortschaft Memleben wuchs unter der Regierungszeit des ersten sächsischen Königs des ostfränkischen Reichs Heinrich I. Heinrich I. der hier am 2. Juli 936 vermutlich nach einem Schlaganfall verstarb. Sein Sohn Otto I. hielt sich ebenfalls häufig in Memleben auf, mehrfach stellte er dort bedeutende Urkunden aus. Dem Ort kam damit reichsweite Bedeutung zu. Auch Otto I. starb in Memleben, wohl am 7. Mai 973. Nach Widukind von Corvey wurden sein Leichnam in der Marienkirche in Memleben beigesetzt. Der Sohn Ottos des Großen, Otto II., stiftete und erbaute zu Ehren seines Vaters zu Beginn des Jahres 979 ein Benediktinerkloster, das er weiterhin durch zahlreiche Schenkungen förderte.
Das Kloster Memleben im Wandel der Geschichte
1641 plünderten die Franzosen Memleben, wobei 164 Menschen starben. 1722 zerstörte ein Blitz das Kirchendach der alten Klosterkirche. Jahre später wurde damit begonnen, die Kirche abzubrechen. Heute sind die Überreste dieser Kirche noch zu sehen und einen Besuch wert. 1763 wurde der Ort durch einen Brand fast vollständig zerstört, entsprechend sind dem Ortsbild die alten Bauten großenteils verloren gegangen. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses kam Memleben 1815 an Preußen und wurde 1816 dem Landkreis Eckartsberga im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt, zu dem er bis 1944 gehörte. 1936 feierte Memleben unter nationalsozialistischer Herrschaft seine tausendjährige Geschichte in Erinnerung an den 1000. Todestag von Heinrich I.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Memleben ein großes Volkseigenes Gut (VEG) gegründet, das auch Eigentum an dem ehemaligen Kloster erhielt. Es wurde baulich viel verändert, neue Scheunen, Ställe, Wohnungen und Büroräume entstanden. Während der Zeit der DDR wurde im VEG Memleben auf den Feldern der Region intensiv Getreidezucht betrieben, so gab es auch riesige Schweinemastanlagen und Kuhställe in Memleben.
Kloster und Kaiserpfalz – Ruinen überdauern die Zeit
Im 12. Jahrhundert wurde mit dem Bau einer neuen, kleineren Klosteranlage begonnen. Von der Klosterkirche, die in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts fertiggestellt worden ist, ist besonders die spätromanische Krypta hervorzuheben. Sie ist der einzige, im Originalzustand erhaltene Raum der Klosteranlage. Die frühgotischen Mittelschiffsarkaden der Kirche prägen den romantischen Charakter der gesamten Anlage. Auf den Pfeilern im Langhaus sind lebensgroße Schattenbilder zu erkennen.
Heutige Nutzung – nicht nur für Radler ein Anziehungspunkt
Mit einem über 10.000 Euro dotierten Sonderpreis wurde die Gemeinde Memleben für die Weiterentwicklung des Museums Kloster und Kaiserpfalz Memleben durch den Wirtschaftsminister Sachsen-Anhalts 2007 im Rahmen des Romanikpreises ausgezeichnet. Zur Begründung des Preises hieß es, durch das Engagement von Gemeinde, Verwaltungsgemeinschaft und Förderverein seien dort zwei Dauerausstellungen, ein Klosterladen und das museumspädagogische Angebot „Lebendiges Kloster“ entstanden. Das Kloster ist eine Station an der Straße der Romanik.
Seit Oktober 2008 gehören die Reste des Klosters Memleben der Stiftung Kloster und Kaiserpfalz Memleben, eine kommunale Stiftung, die Zustiftungen des Landes Sachsen-Anhalt erhielt.
Nach rund 500 Jahren zogen im August 2011 für eine Woche wieder Benediktinermönche im Kloster Memleben ein. Diese stammten aus der Benediktinerabtei Münsterschwarzach. Im Rahmen des Programms „Belebtes Kloster“ konnten so Besucher den Gebeten in der Krypta beiwohnen, an thematischen Gesprächsrunden teilnehmen oder im Skriptorium unter Anleitung der Mönche die Benediktinerregel abschreiben. Die museumspädagogischen Veranstaltungen in dieser Woche wurden ebenso von den Mönchen begleitet. Eine Weiterführung fand auch in den Jahren 2012 sowie 2013 statt.
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