Zwischen Sankt Andreasberg und Sonneberg befinden sich neben vielen Wander- und Radtourzielen auch der so genannten Dreibrodestein, drei riesig massive Blöcke aus Granit, die Ziel unserer heutigen Radtour sein sollen.
So geht es zunächst wieder Richtung Ziegenbergerteich nach links in Richtung Brautbrunnen / Braunseck, wo sich die Harzerstempelstelle 138 befindet. Über den Zimmermannsplatz gelangen wir in die Ortschaft Riefensbeek, wo wir dem Lauf der Söse folgend ein Stück auf der Landstrasse 498 bis zur Abzweigung Große Söse fahren.
Jetzt folgen wir dem Lauf der Großen Söse, biegen kurz vor dem großen Wehr in Richtung Siebertalhütte nach rechts ab und folgen dem GPS-Weg. Übrigens: die Siebertalhütte ist eine Sonderstempelstelle. Wir folgen weiter den Angaben unseres GPS und haben nach etwa 26 Kilometern unser Ziel Dreibrodestein erreicht. Der Dreibrodestein ist auch Stempelstelle Nr. 154 der Harzer Wandernadel. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Das war keine ganz leichte Strecke, ständig bergauf und bergab, manchmal Schotter, manchmal Wurzelpiste! So ist schnell der Entschluss gefasst, den Rückweg nach einem Zwischenstopp in St. Andreasberg über die L519 und dann die Bundesstrasse 242 zu nehmen. Aber nun gehört zunächst einmal die Aufmerksamkeit dem Dreibrodestein.
Was ist Wollsackverwitterung und das bei Granitfelsen?
Der Dreibodestein verdeutlicht imposant und beeindruckend die Urkräfte der Natur, hier insbesondere der Eiszeit, da diese Felsblöcke aus Skandinavien her transportiert und hier im Harz abgelagert wurden. Wahrscheinlich wurden die Blöcke in Skandinavien nicht mehr gebracht (kleiner Scherz). Auch zeigt der Dreibrodestein auf beeindruckende Weise die chemische und physikalische Gewalt der Verwitterung, die für solche Granitformationen typischerweise mit Wollsackverwitterung bezeichnet wird.
Die Wollsackverwitterung ist eine besondere Erscheinungsform der Verwitterung von Gesteinen. Durch das Zusammenwirken von physikalischen und chemischen Prozessen entstehen bei der Wollsackverwitterung kantengerundete Gesteinsblöcke, die wie Kissen, Matratzen oder eben Wollsäcke übereinandergestapelt liegen.
Der bildliche Begriff „Wollsack“ leitet sich dabei von mit Wolle gefüllten groben Säcken ab, die insbesondere historisch sowohl als Schlafunterlage als auch zum Transport von Wolle verwendet wurden.
Vorwiegend bei grobkristallinen, massigen Gesteinen wie Granit, Granodiorit, Diorit und entsprechenden Gneisen, auch manchmal bei Sandstein ist diese Verwitterungserscheinung zu beobachten. Die „Wollsäcke“ bilden oft weitgehend vegetationsfreie Felsburgen, wie an den Externsteinen und an vielen Stellen im Harz, im Schwarzwald am Karlstein bei Hornberg und am Günterfelsen bei Furtwangen, in der Teufelsküche im Oberpfälzer Wald oder flächenhaft in Form von Felsenmeeren, im Luisenburg-Felsenlabyrinth im Fichtelgebirge, in der Blockheide (Waldviertel, Niederösterreich) oder im Felsenmeer im Odenwald. Im sächsischen Erzgebirge ist der „Hefekloßfelsen am Brandberg“ bei Breitenbrunn/Erzgebirge aufgrund dieser Form auch ein beliebtes Ausflugsziel.
Sagen und Mythen um den Dreibrodestein
Einer Sage nach entstanden die Felsen aus drei Broten einer herzlosen Frau, welche einem hungernden Bergmann nicht helfen wollte. Mit den Worten „Meine drei Brote sollen lieber zu Steinen werden“ ignorierte sie den Bergmann und daraufhin wuchsen die Brote zu riesigen Steinen und drückten die Frau in den moosigen Untergrund. Die Granitblöcke sollen demnach eine Warnung vor Herzlosigkeit sein.
Eine weitere Sage lautet so: Zwischen elf und zwölf Uhr nachts findet sich immer die Haulemutter, die auch Frau Holle genannt wird, an den drei Steinen ein, die wie drei riesige übereinander geschichtete Brote aussehen. Dann sitzt sie auf den Felsen und weint jämmerlich – daher wird sie Haulemutter genannt. Die Haulemutter ist verdammt und die Steine waren einstmals Brote.
Nur wenn jemand die Steine zurück zu Broten verwandeln kann, wird sie erlöst.
Im Tal unter den Steinen fließt ein Gebirgsbach, der „Dreibrodewasser“ genannt wird. Im Sommer, an bestimmten Tagen, kann es passieren, dass die bereits erwähnte Frau Holle den Vorübergehenden auf den Rücken springt. Das macht sie aus lauter Wut, weil keiner kommt um sie zu erlösen. Sie zwingt dann die Unglücklichen, sie bis an den Bach, einen Fußweg von etwa sieben Minuten, zu tragen.
Hölzerne Bänke und Tische am Dreibrodestein laden auch uns zu einem Picknick ein. Wir trafen hier auf eine ältere Dame, die uns von ihren Wanderungen im Harz erzählte, immerhin bereits seit 60 Jahren, kennt somit jeden Steig.
Unmittelbar neben dem kleinen Rastplatz befindet sich noch ein Kriegsdenkmal für die in den beiden Weltkriegen gefallenen Waldarbeiter und Beamten des Forstamtes St. Andreasberg. Natürlich gibt es auch den gemütlicheren Weg: Der Parkplatz „Dreibrodesteine“ an der L519, von wo aus man bereits nach 1 km das Naturdenkmal erreicht. Es bietet sich an von diesem Parkplatz aus auch den kurzen, barrierefreien Weg zum „Rehberger Grabenhaus“ HWN 155 zu wandern.
Wir heben uns das Rehberger Grabenhaus für eine weitere Tour auf.
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