Savon de Marseille – die Seifenmacher von Marseille
- Geschrieben von Portal Editor
Auch in Frankreich, genauer gesagt in Marseille gibt es ein so genanntes Reinheitsgebot, dass sich zwar nicht wie in Deutschland auf Bier bezieht, aber doch auch auf ein sehr bedeutsames Produkt: Seife aus Olivenöl.
Die Produzenten waren so genannte Seifenmacher oder Seifensieder, die bereits im Jahr 1370 erstmals urkundlich in der Region Marseille erwähnt wurden. Dabei ist diese Art der Seifenherstellung wesentlich älter und stammt aus Syrien, genauer aus der Region um Aleppo, aber dazu später mehr. Die Formel zur Produktion dieser Seife wurde im 17. Jahrhundert unter König Ludwig XIV. eindeutig reglementiert, was bis heute gilt. Im Jahr 1688 erließ Jean-Baptiste Colbert ein Edikt, das die Verwendung des Namens „Savon de Marseille“ auf mit Olivenöl hergestellte Seifen in der Region Marseille beschränkte.
Colbert – vorklassischer Ökonom zur Verbesserung französischer Produkte
Am 5. Oktober 1688 regelte ein Edikt von Ludwig XIV., unterzeichnet von Jean-Baptiste Colbert Seignelay, Sohn von Colbert, Sekretär des Königshauses, die Herstellung von Seife. Artikel III des Edikts beinhaltet, dass die Seife in großen Kesseln gekocht werden muss und dass dabei keine tierischen Fette und Öle verwendet werden dürfen. Der Ölgehalt muss mindestens 72 % betragen. Die Seifenfabriken mussten im Sommer ihre Tätigkeit einstellen, da die Hitze die Seifenqualität beeinflusste. Die Einhaltung dieser Verordnung sicherte die Qualität der Seife und machte den Ruf der Marseiller Seifenfabriken aus.
Ursprung der Seife aus Oliven
Wie seit Hunderte von Jahren wird auch heute noch diese Alepposeife in altbekannten Manufakturen mit Liebe von Hand hergestellt, geschnitten und mit dem Stempel versehen, der jedes Stück einzigartig macht. Durch die 100 % natürliche Zusammensetzung der Seife ist sie vollständig abbaubar. Sie bekommt allen Hauttypen, sogar Kindern. Olivenöl reinigt und nährt die Haut ohne sie zu reizen oder auszutrocknen und unterstützt die selbstregulierende Funktion der Haut. Aufgrund ihres ph Wertes (8 bis 9) ist sie zur basischen Körperpflege geeignet.
Nach dem Ablauf dieses Verseifungsprozesses wird kurz vor dem völligen Aussalzen das Lorbeeröl hinzugegeben, dessen Anteil üblicherweise zwischen zwei und 40 Prozent, selten bis 60 Prozent der Ölmenge variiert. Dies erhöht die Festigkeit der Seife bei der späteren Trocknung, das feinporige Schäumen beim Kontakt und Verreiben mit Wasser sowie die rückfettende und antibiotische Wirkung beim Einsatz auf Haut und Haaren.
Bei der Produktion werden je nach Rezeptur außerdem Heil- und Duftkräuter sowie Duftöle (z. B. Rosenöl) beigegeben. Nach dem Sieden wird die Sodalauge abgelassen.
Anschließend wird die Seife solange mit frischem Wasser „gewaschen“, bis sie laugenfrei ist. Nachdem auch dieses Wasser abgelassen worden ist, bleibt die Seife zum Abkühlen und Entwässern über Nacht stehen. Die grüne Seifenpaste wird sodann dem Kessel entnommen und auf einer glatten, mit Folien ausgelegten Bodenfläche ausgekippt und geglättet. Mindestens 24 und bis zu 40 Stunden härtet und trocknet die Seife dort aus.
Die ausgehärtete Masse wird danach in rechteckige Seifenstücke geschnitten. Nach dem Schneiden werden die Stücke mit einem traditionellen Prägestempel gesiegelt. Mit Zwischenräumen auf Holzpaletten gestapelt folgt eine sechs- bis neunmonatige luftige, trockene Lagerung, die neben weiterer Trocknung und Aushärtung bewirkt, dass die Seifenstücke außen oxidieren und so eine Patina mit einem hellen, honig- bis sandfarbenen Ton annehmen, während ihr Kern die ursprünglich grünliche Farbe im Wesentlichen beibehält.
Wirkungen und Einsatzmöglichkeiten
Medizinisch wurde sie insbesondere gegen Krätze, Läusebefall, Schuppenflechte, Nagelbettentzündung, Akne und Ekzeme (Neurodermitis) eingesetzt. Auch bei gewöhnlichen Insektenstichen und Schürfwunden sowie bei Prellungen, Verstauchungen und rheumatischen Beschwerden soll sie Linderung verschaffen. Des Weiteren wird sie zur Haarwäsche (auch Bartwäsche) und gegen Kopfschuppen angewandt.
Die Entstehung der Marseiller Seifenindustrie
Die Marseiller Seifenfabriken aus dem 12. Jahrhundert verwendeten zunächst nur das in der Provence gewonnene Olivenöl als Rohstoff. Das Soda, ein Begriff, der sich zu dieser Zeit auf ein mehr oder weniger reines Natriumcarbonat bezieht, stammte aus der Asche von Pflanzen in salzhaltigen Umgebungen, insbesondere von Salicornien. Es genügt, die Verbrennungsrückstände der pflanzlichen Stoffe mit hohem Salzgehalt zu sammeln und durch Auflösung zu extrahieren. Dazu wurde die feuchte Asche in einen Tuchbeutel gegeben und mit Hilfe von langen Stäben ausgepresst. Die Flüssigkeit, welche das Soda und andere Natriumsalze enthält, wurde in einem Bottich aufgefangen und in der Sonne stehen gelassen, bis die Feuchtigkeit verdampft war. Das gleiche Verfahren wurde bei der Gewinnung von Kaliumsalzen aus Holzasche angewandt. 1371 wird Crescas Davin als der erste Seifenhersteller aus Marseille genannt, der Soda verwendet. 1593 ging Georges Prunemoyr über den handwerklichen Maßstab der Seifenproduktion hinaus und gründet die erste Manufaktur in Marseille.
Im Jahr 1660 gab es sieben Fabriken in der Stadt, deren Jahresproduktion fast 20.000 Tonnen betrug. Unter Ludwig XIV war die Qualität der Seife so hoch, dass „Savon de Marseille“ zu einem geläufigen Namen wurde. Es handelte sich dabei um eine grüne Seife, die hauptsächlich in Riegeln von 5 kg oder Laiben von 20 kg verkauft wurde.
Die Region Marseille hatte im 19. Jahrhundert ca. 90 Seifenfabriken. Nach 1950 setzte mit dem Aufstieg synthetischer Reinigungsmittel ihr Niedergang ein. China und die Türkei sind heute die größten Hersteller von Savon de Marseille. Der Name „Savon de Marseille“ ist keine eingetragene Ursprungsbezeichnung, sondern entspricht nur einem kodifizierten Herstellungsprozess, der einen Mindestgehalt an Fettsäuren garantiert. Bei diesem Verfahren können andere Fette als Olivenöl verwendet werden, einschließlich Talg tierischen Ursprungs.
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