Kurzbesuch auf der Tara – Forschungsschoner
- Geschrieben von Portal Editor
Wir waren für einige Tage in Marseille zu Gast und dabei mehr oder weniger per Zufall auf die Tara gestoßen, als wir in Richtung alter Hafen unterwegs waren.
Vor etwa 15 Jahren hatten wir einen Artikel gelesen, als dieses Schiff zu Forschungsfahrten an den Küsten von Grönland, Südgeorgien und Patagonien unterwegs gewesen war und zwischen 2006 und 2008 als Eisdriftstation eingesetzt wurde. Vergleichbar wie einst Fridtjof Nansen wollte man so den Nordpol zu erreichen. Natürlich war unser Interesse geweckt. Wir bemerkten allerdings auch die Absperrungen und die diversen Fernsehteams, die auf und um das Schiff in dem kleinen Hafenbecken hinter dem Mucem Museum drehten. Nach einigen Fragen und etwas Recherche bei den Anwesenden Crew-Mitgliedern kam uns weiterer Zufall zur Hilfe, denn es waren Besuchergruppen zur Schiffsbesichtigung über zwei Tage angemeldet, wobei eine Gruppe nicht rechtzeitig angekommen war. So hatten wir Gelegenheit, die Tara etwas genauer zu erkunden.
Die Nordpolarreise der Tara – ein Wagnis wie einst von Fridtjof Nansen
In seiner Tätigkeit als Polarforscher durchquerte Nansen 1888 als Erster Grönland über das Inlandeis und stellte während seiner Nordpolarexpedition (1893–1896) gemeinsam mit Fredrik Hjalmar Johansen am 8. April 1895 mit einer geographischen Breite von 86° 13,6' N einen neuen Rekord in der bis dahin größten erreichten Annäherung mit seiner „Fram“ an den geographischen Nordpol auf. Er revolutionierte die Techniken des polaren Reisens und beeinflusste damit alle nachfolgenden Expeditionen in Arktis und Antarktis.
Am 23. Februar 2008 erreichte die Tara dann wieder ihren Heimathafen Lorient im Département Morbihan in der Bretagne. Der Name Lorient stammt übrigens von L’Orient (der Orient), da hier früher der Heimathafen der französischen Ostindien-Kompanie war. Von Beginn an bildete der Hafen den Mittelpunkt eines ausgedehnten Handelsgeflechts, das die Geschäfte zahlreicher Händler, Kaufleute und Produzenten in ganz Europa miteinander verband. Hier legten die Schiffe ab in Richtung der Maskarenen, Indien oder China, um aus dem Orient mit den begehrten Gütern Seide, Gold und Gewürze zurückzukehren.
Aber nun zurück zur Tara – Technik des Driftens
Zu diesem Zweck machte das Schiff am 5. September 2006 an einer dreimal anderthalb Kilometer großen Eisscholle fest. Der Weg bis zum Ausgangspunkt der Expedition wurde von einem Eisbrecher gebahnt. Insgesamt verbrachte das Schiff zwei Polarnächte in der Arktis.
Zwischen April und September 2007 wurden außerdem weitere Wissenschaftler eingeflogen, die ihre Zelte neben der Tara aufschlugen.
Wissenschaftliche Ziele dieser nicht ungefährlichen Mission
Besonders verblüffte die Wissenschaftler, wie schnell das Eis driftete; der Rekord lag bei 120 Seemeilen in zehn Tagen, was einem Kilometer pro Stunde entspricht. Die Tara benötigte für ihre Drift mit dem Eis weniger als halb so viel Zeit, wie rund 110 Jahre zuvor die Fram, obwohl die Tara eine mehrere 100 km längere Strecke zurücklegte. Die Expedition konnte bestätigen, dass die Eisdecke am Nordpol schrumpft. Die mittlere Eisdicke betrug mit 1½ bis 2 m nurmehr rund halb so viel, wie zwanzig Jahre zuvor. Außerdem wird zunehmend mehrjähriges Eis durch einjähriges Eis ersetzt, das im Sommer ganz wegtaut.
Auch andere Untersuchungen waren bereits erschreckend
Im biologischen Teil des Arbeitsprogramms wurde Plankton gesammelt, um die Primärproduktion des Ozeans zu bestimmen. Psychrophile Bakterien sind derart an das Leben bei Kälte angepasst, dass es ihnen gelingt, selbst im Eis zu überleben. Auch sollten Vögel beobachtet werden, vor allem die vom Aussterben bedrohten Elfenbeinmöwen, sowie die Gesänge und Ultraschall-Klicks von Walen registriert werden.
Das Projekt wurde von der EU im Rahmen des Programms „Damocles“ gefördert. Es war Teil des Internationalen Polarjahrs, das für 2007/2008 ausgerufen worden war.
Heutige Missionen und Aufgaben – an Bord erklärt - Auch die heutigen Tätigkeiten ähnlich gelagert
Auch die Bremerhavener Polarstern betreibt vergleichbare Forschungen
Das Bremerhavener Forschungsschiff „Polarstern“ war ab September 2019 für ein Jahr in der Arktis eingefroren. Ziel der Mission: den Einfluss der Polarregion auf das globale Klima zu erforschen.
Es war die größte Arktis-Forschungsexpedition aller Zeiten: Im September 2019 war der deutsche Forschungseisbrecher „Polarstern“ vom norwegischen Tromsø in die Arktis aufgebrochen und ein Jahr lang fest eingefroren im arktischen Eis durch das Nordpolarmeer gedriftet. Versorgt von weiteren Eisbrechern und Flugzeugen hatten 600 Menschen aus 17 Ländern an dem Polar-Abenteuer teilgenommen. Geleitet wurde die Mission vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung.
"Wir sind die letzten hundert Kilometer mit nur einem Drittel der verfügbaren Maschinenleistung durchgerauscht. In den Neunzigern waren noch zwei Eisbrecher nötig. Das zeigt eindrücklich, mit welcher Geschwindigkeit der von uns verursachte Klimawandel zu Änderungen in diesem riesigen Ökosystem der Arktis führt", berichtet Carolin Mehlmann.
Wir wünschen viel Glück bei den weiteren, zukünftig anstehenden Exkursionen und hoffen gleichzeitig sehr, dass sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse und der dadurch klare und absolut notwendige Wandel im menschlichen Verhalten vor allem in der Industrie durch die menschliche Zerstörung unseres Lebensraumes und damit unser aller Existenz doch noch rechtzeitig ändern lässt. Die wohl bekannteste Weissagung der Cree-Indianer:
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“
Im November 1972 benutzte Thomas Porter alias Sakokwenionkwas, ein Sprecher der Mohawk, das Bild vom letzten Baum und letzten Fisch und dem Geld in einer Rede an der Harvard University, die sich an Präsident Richard Nixon richtete. Was alles hätte in den letzten 50 Jahren geändert werden können, wird nun immer teurer und beschwerlicher!
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