Die Kathedrale von Marseille – ein imposantes Gebäude
- Geschrieben von Portal Editor
Gleich zu Beginn unseres Aufenthaltes in Marseille waren wir ja von unserer Unterkunft zu einem ersten Erkundungsgang Richtung Vieux Port unterwegs gewesen und dabei auch an der kaum zu übersehenden Kathedrale von Marseille vorbeigekommen.
Kurz war unser erster Besuch gewesen, denn aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit wurde die Kathedrale wenig später geschlossen. Trotzdem waren wir am folgenden Tag froh, die wenigen Minuten der verbliebenen Öffnungszeit auch für einige Fotos genutzt zu haben, denn der Besucherandrang am kommenden Tagen war enorm, so dass wir beschlossen, nicht auch noch ins Gedränge zu geraten.
Die Kathedrale, im Französischen Cathédrale Sainte-Marie-Majeure de Marseille, meist allerdings Cathédrale de la Major genannt, ist die Bischofskirche der römisch-katholischen Erzdiözese Marseille. Das ab 1852 erbaute monumentale neoromanisch-byzantinische Gotteshaus steht am Westrand der Altstadt oberhalb des Quai de la Joliette.
Die Ruinen der ursprünglichen Vieille Major gleich nebenan
Die Fundamente dieser ebenfalls mächtigen Anlage wurden beim Bau der Nouvelle Major ausgegraben und teilweise mit genutzt. Die Kirche trug ursprünglich das Patrozinium St. Lazarus, wurde jedoch schon seit der Zeit Karls des Großen nur als Marienkirche erwähnt. Sie wurde bei drei Sarazenen Einfällen, zuletzt im Jahr 923, zerstört und anschließend wiederhergestellt. Dennoch war sie zur Zeit von Bischof Pons II. so baufällig, dass dieser noch im Jahr seines Todes 1073 einen vollständigen Neubau in Angriff nahm.
Die beiden westlichen mit dem Hauptportal wurden im Hochmittelalter abgerissen, um Platz für eine neue Stadtbefestigung zu schaffen, möglicherweise weil die Meeresbrandung ein Stück des Ufers abgebrochen hatte. Das Portal wurde an die Südseite des Langhauses verlegt. Es folgte der Anbau mehrerer Kapellen und einer Sakristei.
Den Chor flankierten zwei quadratische Türme, von denen der südliche, Tour de l'Évêché genannt, in der Gestalt des 19. Jahrhunderts erhalten ist.
Napoleon III legt symbolischen Grundstein für den Neubau
Die Glocken wurden eingeschmolzen, die Skulpturen zerstört, die historische Einrichtung verkauft.
Der Bau erlitt schwere Schäden, die sich bei Erhaltungsmaßnahmen des frühen 19. Jahrhunderts teilweise noch verstärkten.
1823 wurde die notdürftig restaurierte Vieille Major wieder Bischofskirche. 1852 besuchte Napoleon III. Marseille. Veranlasst durch Bischof Charles Joseph Eugène de Mazenod legte er symbolisch den Grundstein des Neubaus.
Auf der Meerseite wurde eine große Terrasse mit bogenförmigen Substruktionen zur Fundamentierung geschaffen.
Anschließend wurde in vier Jahrzehnten die neue Kathedrale erbaut und ausgestattet, deren Kosten die ursprünglichen Planungen weit überstiegen und deren Mosaiken nie vollendet wurde, was sehr schade ist.
Leider wird den Bodenmosaiken heute viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Wir beschließen nach diesen Erkenntnissen wieder am Abend zurück zur Kathedrale zu kommen, wenn die Zahl der Besucher merklich nachlässt.
Die Cathédrale Sainte-Marie-Majeure de Marseille heute
Auch die Querhausarme und der langgestreckte Umgangschor tragen Kuppeln.
Entworfen wurde der Bau von Léon Vaudoyer und Henri-Jacques Espérandieu.
Bei seiner Vollendung 1896 erhielt es den Titel einer Basilika minor.
Sie vor allem erzeugen den byzantinischen Gesamteindruck.
Am Apsisscheitel ist die Marienkapelle mit dem Grab des 1995 heiliggesprochenen Bischofs Mazenod angefügt; auch sie trägt eine Kuppel.
Flankiert wird der Chor von der Herz-Jesu- und der Lazarus-Kapelle.
Der Westbau – geografisch im Süden – ist als Portalriegel mit hohem Zentralbogen, zwei aufgesetzten, Kuppelhauben bekrönten Glockentürmen und reichem Skulpturenschmuck gestaltet.
Prägende Gestaltungselemente des Gesamtbaus sind der streifenweise Wechsel von hellem und dunklem Werkstein sowie die Kombination von Rundbögen mit Dreiecksgiebeldächern.
In die drei von massiven Pfeilern getragenen Jochbögen des Langhauses sind Emporen eingezogen, die von je zwei schlanken Säulen getragen werden.
Chor und Vierungsbereich sind mit figürlichen und ornamentalen Mosaiken ausgestattet. Der übrige Bauschmuck ist eher karg; er blieb hinter den Planungen zurück.
In Hauptblickrichtung steht das große neuromanische Altarziborium mit dem ursprünglichen Hochaltar.
Einmal mehr beeindruckend mit welch finanziellem Aufwand auch hier ein Gotteshaus errichtet wurde.
Und wie immer kommt in uns die Frage auf, ob solch ein Prunk und solch eine Pracht wirklich mit dem Sinn einer christlichen Religion vereinbar ist, eine Frage, die sich leider bei all dem Elend in dieser Welt immer wieder neu stellt.
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