Mimnermos von Kolophon - nur ein Dichter?
Neben dem Maler Apelles und dem Philosophen Xenophanes war der Dichter Mimnermos (um 640 – 570 vor Christus) der wohl bekannteste Bürger der im 6. Jahrhundert vor Christus aufstrebenden Stadt Kolophon.
Auch wenn seine exakten Lebensdaten bislang nicht eindeutig geklärt wurden und seine Werke nur in Teilen überliefert sind, gehörte Mimnermos zu den großen griechischen Dichtern und Philosophen.
Mimnermos gilt gemeinhin als Begründer oder Urvater der Klagegedichte, der sogenannten Elegien, die meistens auf traurigen, klagenden Geschichten im Inhalt beruhen. In der alten griechischen Literatur verstand man unter Elegie ein Gedicht, dessen Verse in Pentametern verfasst worden sind. Später entwickelten die Philosophen diese Gedichte in Form von Distichen, die sich aus Pentametern und Hexametern zusammensetzten. Sind es zunächst Loblieder auf den Wein wechseln die Themen schnell zu Kriegsliedern und Totenklagen bis hin zu Trauer- und Klagegesänge. Von Euripides (484 – 406 vor Christus) wird dann später der ursprüngliche Charakter der Elegie als Klagelied genutzt, wie zum Beispiel in seiner Tragödie „Iphigenie auf Tauris“ deutlich wird, wo sie mit „barbarischem Jammerruf asiatischer Melodien“ bezeichnet wurde.
Mimnermos gilt gemeinhin als Begründer oder Urvater der Klagegedichte
Mimnermos von Kolophon wuchs in der beginnenden Krisenzeit heran, in der sich die ionischen Städte in Unabhängigkeitskämpfen gegen die stärker werdenden lydischen Könige zu wehren versuchten. Waren seine Verse zunächst der Liebespoesie zuzuordnen, änderten sich die Inhalte nun in den Kampf um die Unabhängigkeit und die zunehmende, wie er es nannte, „Verweichlichung“ seiner Landsleute im Vergleich mit der Tapferkeit derjenigen, die einst den lydischen König Gyges besiegt hatten.
Viele seiner wichtigsten Gedichte waren einer Person „Nanno“ gewidmet oder gar nach ihr benannt, die wohl seine Geliebte war. Dies gilt insbesondere für einen Satz von Klageliedern, die an Nanno, die Flötenspielerin, gerichtet waren. Mimnermos setzte sich auch stark mit dem Gegensatz von liebesfroher Jugend und leidvollem Alter auseinander, einem Thema das ein wiederkehrendes Motiv in der Sammlung seiner Gedichte in zwei Bänden ist. Aber auch geschichtliche Themen und natürlich die Mythologie spielen in den erhalten gebliebenen Aufzeichnungen eine große Rolle, die später als Basis den alexandrinischen und römischen Elegikern dienen, im Vortrag oftmals auch mit Instrumentalbegleitung.
Was für ein Leben, für Lust gibts ohne die goldige Liebe?
Laßt mich sterben sobald dieser Genuß mir entsteht,
Zärtliches Liebesgetändel, Umarmung und heimliches Bettspiel!
Wonniger Jugend Maiblüthen sind Männern und Frau'n
Ganz hinreißend: wenn aber das grämliche Alter herankommt,
Welches den häßlichen Mann gleich mit dem stattlichen macht,
Dann umdüstern die Sinne beständig verdrießliche Grillen,
Und mit Mißmuth nur sieht er das himmlische Licht,
Weil er von Frauen verschmäht und den Knaben zuwider dahinlebt.
So ist das Alter von Gott ganz mit Beschwerden erfüllt. (S. 60)
Übersetzt von Johann Adam Hartung (1801-1867)
Quelle: Die Griechischen Elegiker
Griechisch mit metrischer Übersetzung und prüfenden und erklärenden Anmerkungen von J. A. Hartung
Erster Band Leipzig Verlag von Wilhelm Engelmann 1859
Ein wenig zum Leben des Mimnermos
Seine wichtigsten Gedichte waren ein Satz Klagelieder, die an eine Nanno gerichtet und nach ihr benannt waren. Sie war seine Geliebte und Flötenspielerin. Gesammelt wurden diese Gedichte in zwei Büchern. Immer wiederkehrendes Motiv und Hauptthema ist der Gegensatz von liebesfroher Jugend und leidvollem Alter, aber auch Mythisches und Geschichtliches nahm er in den Kreis seiner Poesie auf. An sie knüpften dann alexandrinische und römische Elegiker an.
Seine Lebensdaten sind weitgehend unbekannt, jedoch lassen Schilderungen einer Sonnenfinsternis auf die Jahre um 600 schließen.
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