Türkei - Vorgeschichte und Altertum
Große Teilgebiete der heutigen Türkeiwaren bereits in der Altsteinzeit besiedelt, so begann das Neolithikum besonders im Osten der heutigen Türkei schon recht frühzeitig.
Allerdings erst in der jüngsten Zeit konnte durch Grabungen wie am Göbekli Tepe, in Nevali Cori und in Catalhöyük das beginnende Neolithikumauch grundsätzlich zeitlich zugeordnet und somit nachgewiesen werden.
Woher die jeweiligen Bevölkerungsgruppen kamen und welcher „Stammeszugehörigkeit“ sie waren, ist immer noch weitestgehend unbekannt.
Klarer werden die Verhältnisse erst mit Beginn des dritten Jahrtausends vor Christus, wo sich in Anatolieneindeutig die Hattier, die auch Prohattier genannt werden, in ihren Siedlungsgebieten nachweisen lassen. Dieser Eigenname bezieht sich allerdings mehr auf die Region, denn auf deren Selbstbezeichnung. Gleiches gilt auch für die Hurriter, die in Nordmesopotamien ansiedelten.
Die Hattier waren eine kleinasiatische Volksgruppe, die bereits vor den Hethitern in Anatolien lebten. Man weiß heute, das auch Hattusa, die spätere Hauptstadt der Hethiter ursprünglich eine Stadtgründung der Hattier war. Mit der Machtübernahme durch die Hethiter wurden allerdings die Hattier nicht vertrieben, so das es schon bald zu Vermischungen kam. Auch die Sprache konnte lange Zeit bis etwa 1.500 vor Christus erhalten werden. Danach galt die Sprache nur noch als Ritualsprache der Hethiter, in der hattische Sprüche im sakralen Bereich noch genutzt aber wohl kaum noch verstanden wurden. Wie auch in späteren Kulturen wurden viele Bräuche und Riten von den Hethitern übernommen. So wurde der ursprünglich hattische Name Wurušemu für die wichtigste Göttin des Pantheon, die Sonnengöttin von Arinna, genauso von den Hethitern übernommen wie auch der ursprünglich hattische Gott Telepinu.
Erste Siedlungsgebiete der Hurriter konnte zum Ende des dritten Jahrtausends am nordöstlichen Gebirgsrand Mesopotamiens nachgewiesen werden. Der Druck und der Einfluss der sumerisch-akkadischen Hochkulturen auf die Hurriter war jedoch immer sehr ausgeprägt, was wiederum zur Vermischung mit den Kulturen der Hethiter beitrug. Gegen Ende 1.800 vor Christus kam es zu großen Expansionen der Hurriter aufgrund überlegener Waffentechnik in Form von pferdebespannten Streitwagen, die den Gegnern weit überlegen waren. So konnten die Hurriter Feldzüge bis nach Palästina und Ägypten siegreich vornehmen. Mit den militärischen Erfolgen einher gingen neue Stadtgründungen, so auch die der hurritischen Stadt Hazor, im Norden des heutigen Israel. Schnell wuchs die Bedeutung dieser Stadt zur Metropole und damit wurde Hazor etwa um 1.500 vor Christus zur größten Stadt in Kanaan. Eine durch Vermischung entstandene Gruppe von semitischen und hurritischen Einwanderern, die Hyksos, eroberten zwischen 1.719 und 1.692 vor Christus das östliche Nildelta und gründeten dort deren Hauptstadt Avaris.
Um etwa 1.600 vor Christus gründete eine andere Gruppe das Reich von Mittani, das, so vermuten die Archäologen heute, seine Hauptstadt mit Namen Waššukanni nahe des Tell Fecheriye in Nordsyrien hatte. Das Reich Mittani bedeckte ein Gebiet zwischen dem oberen Euphrat und dem Tigris. Interessanterweise trugen die Könige der Mittani allerdings keine typisch hurritischen Thronnamen, wie man vermuten könnte. Es gibt eine Vielzahl von offenen Fragen, weshalb sich zahllose Forscher seit etwa 2006 an Grabungskampagnen in der Region beteiligen. Durch die Ausweitung der Hethiter verlor Mittani um 1.335 vor Christus seine Unabhängigkeit und wurde in der Folge nach assyrischen Angriffen unter dem Heerführer Salmanassar I zerschlagen. Trotz dieser heftigen Niederlage sind einige hurritische Fürstentümer noch lange Zeit erhalten geblieben.
In der zweiten Hälfte des dritten Jahrtausends vor Christus wanderten, wie schon erwähnt, die indogermanischen Hethiter in Anatolien ein, deren Herkunft ebenfalls fast gänzlich unbekannt ist. Nach vielen kleinen Ansiedlungen einzelner Fürsten konnte um 1.600 vor Christus eine Vereinigung aller Hethiterstämme erreicht werden und damit das Großreich mit der Hauptstadt Hattusa gegründet werden. Warum bereits 400 Jahre später das Reich der Hethiter zusammenbrach, ist bis heute unbekannt. Man vermutet als Ursache den starken Expansionsdruck durch die Phryger. Nur in einzelnen Kleinkönigreichen im Südosten der heutigen Türkei und in Syrien konnten sich die Hethiter in ihrer urtümlichen Kultur bis etwa 600 vor Christus erhalten.
Fast zeitgleich mit den Hethitern waren auch die Luwier, die ebenfalls den indogermanischen Volksgruppen zugerechnet werden, und die Phryger nach Anatolien eingewandert. Der Geschichtsschreiber Homer berichtet in seinen Erzählungen auch über die Phryger, die aus Thrakien stammen sollen. Es gibt historisch nur wenig Nachweise aus der Frühzeit der Besiedlungsgeschichte der Phryger. Belegen lässt sich die ehemalige HauptstadtGordion, die bereits um 1.200 vor Christus groß aufblühte. Etwa um 750 vor Christus erreichte das Phrygerreich seine größte Ausdehnung um die Hauptstadt Gordion bis zur Stadt Midas. Bereits 50 Jahre später war das Schicksal der Phryger besiegelt als die wohl aus Russland stammenden Kimmerier in das Land einfielen.
Etwa zu gleicher Zeit entstand im westlichen Kleinasien das Reich der Lyder, deren Hauptstadt Sardes heute ein Besuchermagnet für Türkeireisende ist, ohne das der Besucher dabei so überlaufen wird wie in Pergamon oder Efesus, weshalb wir Sardes unbedingt als Reiseempfehlung ansprechen möchten. Ebenfalls zeitgleich entstand weiter im Osten das Reich der Urartu. Wohl aufgrund des ständigen Kampfes mit den Assyrern konnte dieses Großreich aber nur zwei Jahrhunderte überdauern.
Größtenteils ausgehend von Milet wurde die gesamte Küstenregion Anatoliens schon seit Mitte des zweiten Jahrtausends von ionischen, aiolischen und dorischen Griechen in Beschlag genommen, die zunächst Kolonien bildeten bevor sich Städte entwickeln konnten. Dies gilt für den gesamten Raum der Ägäis und auch der Schwarzmeer Region. Die griechischen Besiedlungen zeigen dabei durchaus Vermischungen, so konnten auch mykenische Kulturen sowohl an der Süd- wie auch an der Westküste gefunden werden. Wie weit die jeweiligen Gruppen auch ins Inland vordrangen ist meist noch relativ unerforscht. Immer wieder gibt es Neuentdeckungen ganzer Stadtanlagen, die bislang unter Büschen und Bäumen verborgen waren.
Ab etwa 700 vor Christus konnten Perser und Meder große Teile Lydiens erobern und damit auch die griechischen Ansiedlungen. Mit den Eroberungen Alexanders des Großen endeten viele der kleinen Herrschaftsbereiche und es entstand das Großreich Alexanders.
Parallel zu den vorgenannten bestanden lokale Herrschaftsgebiete:
- der Lukka im 15. bis 13. Jahrhundert v. Chr. in Lykien
- der Mitanni im 15. und 14. Jahrhundert v. Chr. in Nordmesopotamien und Syrien
- von Arzawa etwa gleichzeitig mit den Hethitern im Südwesten Kleinasiens
- der Aramäer etwa 1200 bis 1000 v. Chr. in Nordmesopotamien
- der Karer und Leleger um das 4. Jahrhundert v. Chr. in Westanatolien um Mylasa und Labranda
- der Lykier 400 bis 300 v. Chr. (siehe Lykischer Bund)
- der Parther von 200 v. bis 200 n. Chr. im Nordosten und im heutigen Armenien
- von Kommagene von 163 vor bis etwa Christi Geburt im östlichen Zentralanatolien