Münzgeld - Geschichte des Zahlungsmittels „Münze“
Während unserer Reisen durch die antiken Städte und den daran angeschlossenen Besuchen von Museen in den verschiedenen Regionen Kleinasiens sind wir oft auf sich in den Ausstellungen befindliche Münzsammlungen gestoßen, die schon in der Antike als Zahlungsmittel verwendet wurden.
Manchmal kaum noch als von Menschenhand geprägt zu erkennen, helfen diese Funde jedoch bei der geschichtlichen Zuordnung der Entwicklung menschlicher Siedlungsgeschichte. Warenhandel wurde schon im Altertum betrieben, die Bezahlung erfolgte jedoch fast immer als Tauschgeschäft. Recht häufig fühlte sich bei Tauschgeschäften, in Folge der Ungenauigkeiten, einer der Tauschpartner über den Tisch gezogen, nicht selten öffnete das Tauschgeschäft Tür und Tor zum Betrug.
Trotz recht vielfältiger Funde in Kleinasien und Griechenland lässt sich ein konkreter Übergang vom Tauschhandel zur Bezahlung mit Münzen nur als ein fließender Übergang verstehen. Die ältesten Funde bislang deuten auf etwa 2.000 vor Christus hin, denn die gefundenen Bronzestücke weisen einige Merkmale in der Verwendung als Zahlungsmittel im Unterschied zu Schmuckstücken auf. Motive von Haustieren, die in das Metall geprägt waren, lassen auf die Verwendung als Zahlungsmittel schließen. Der große Vorteil der Münze im Warengeschäft war so eklatant, das sich Münzen großräumig schnell ausbreiten konnten: Münzen hatten gleiche Größe, gleiches Gewicht und gleiches Aussehen, konnten abgezählt werden anstatt gewogen zu werden und vor allem den nicht zu unterschätzen Vorteil, auch und besonders aus heutiger Sicht, des reinen Materialwerts Gold, Silber oder Bronze als Maßstab zum Erhalt des Werts.
Unter dem lydischen König Alyattes II gab es einen weiteren Fortschritt in der Verwendung von Münzen als Zahlungsmittel. Auf König Alyattes II geht die Verwendung klumpenförmiger, natürlich vorkommender Elektron Nuggets zurück, die er zwischen 650 und 620 vor Christus formen und mit seinem königlichen Siegel versehen lies und als Zahlungsmittel verwendete. Gefunden wurden diese Nuggets häufig in Flussläufen als unförmige, natürliche Brocken, die aus einer Gold-Silber-Legierung bestanden und nach grober Bearbeitung zur Verwendung als Geld kamen.
Noch heute gehören Geschichten und Sprichworte über den unerschöpflichen Reichtum des Lyderkönigs Krösus, der als letzter König des Lydischen Reichs zwischen 555 und 541 vor Christus zeitweise parallel zu Alyattes II regierte, zu den oft genannten antiken Herrschern, die für ihren Wohlstand aber auch für ihre Freizügigkeit bekannt waren. „Du lebst wie Krösus“ ist im Sprachgebrauch wohlverstanden gleichzusetzen mit „sehr aufwendig und spendabel“. Krösus gewann seinen Reichtum aus dem Bergbau zwischen Atarneus und Pergamon und im Flusslauf des Paktolos auf der Suche nach Gold und vor allem aus den Tributzahlungen der von ihm eroberten Städte sowie Steuerzahlungen aus Handel und Wirtschaft. Kein Wunder also, das sehr schnell geschmolzenes Gold auch zum Einsatz bei der Münzherstellung kam.
Im Vergleich zu anderen Herrschern damaliger Zeit, hier vor allem der Persischen Könige, war der Reichtum des Krösus zwar gar nicht so immens, jedoch verbreitete sich dieser Eindruck in der gesamten damaligen Welt sehr schnell, da die lydischen Münzen aus purem Gold mit dem Siegel und dem Tiersymbol des Löwen oder des Stiers den Eindruck großen Reichtums vermittelten und als Zahlungsmittel überall zum Einsatz kamen. Nicht zuletzt sagt auch der Name der Münze schon einiges aus: der „Kroiseios“. Auch in der Stadt Sardes bei Izmir lassen die Überreste seiner Palastbauten auf hohen Wohlstand schließen.
Etwa zur gleichen Zeit wurden auf der griechischen Insel Ägina erste Silbermünzen geprägt, die sich ebenfalls schnell als Zahlungsmittel verbreiten konnten. Etwa um 400 vor Christus war in Kleinasien und Griechenland der Einsatz von Münzen im Handel vollzogen und ab jetzt wurden Waren bezahlt. Die Münzen der Region Ägina wurden als Schildkröten bezeichnet, da ihr Tiersymbol auf der Münze eine Schildkröte darstellte, so zeigten die Münzen aus Korinth das Tiersymbol Fohlen, die Münzen aus Athen das Tiersymbol Eule. Zur Zeit gerade wieder hoch aktuell „Eulen nach Athen tragen“.
Da es aber kein einheitliches Münzsystem gab, tauchte schon bald auch das uns heute wohlbekannte Problem des Wechselkurses auf, denn jede Region prägte eigene Münzen. In kleinen Schritten gelang die Verbreitung einer einheitlichen Münze von 17 Gramm, dem attische Tetradrachmon. Durch die parallele Einführung als Scheidemünze (der Metallwert der Münze entspricht nicht dem nominal Wert der auf der Münze genannt wird) war allerdings schon damals der Grundstein für heutige Transaktionen im Wertehandel weltweit gelegt.
Durch Verfeinerung der Arbeitsmethoden konnten neue Motive auf den Münzen geprägt werden. Neben den bislang gefertigten Tierbildnissen waren es vor allem auch die verschiedenen Götterfiguren, die auf den Münzen gezeigt wurden. Da die Prägung nach wie vor per Hammer und Amboss erfolgte, waren viele Münzen vor allem am Rand unvollständig ausgeformt und zeigten Risse. Nach der Regentschaft Alexander dem Großen wurden dann zunehmend auch weltliche Herrscher auf den Münzen abgebildet, wobei Silber nach wie vor Bestandteil der Münze war, was bis vor wenigen Jahren auch in moderner Zeit noch immer so beibehalten worden war.
Ort in Zürich im:
MoneyMuseum
Hadlaubstrasse 106
CH-8006 Zürich
Öffnungszeiten: Di und Fr 13.00–17.30 Uhr