Griechen und Römer modernisieren Städtebau
Sicherlich haben Sie sich schon oft gefragt, nach welchen Kriterien Siedlungen und Städte der Antike angelegt wurden.
Während unserer Besichtigungen antiker Orte war es teilweise kaum nachvollziehbar, welche Gründe nun gerade für diesen bestimmten Ort zur Stadtgründung sprachen, war doch das Gelände fast nicht zu bebauen oder war kaum geeignetes Baumaterial oder auch kaum Wasser vorhanden. Immer wieder stellten wir uns diese Fragen und sicherlich ist es Ihnen auch schon oft so ergangen – Zeit, dem Thema antike Stadtgründungen mal etwas auf die Spur zu kommen.
Aus der Forschung weiß man, dass es Städtebau gibt, seit es planende Vorgänge zur Errichtung menschlichen Zusammenlebens gab. Die ältesten bekannten Städte waren nach regelmäßigen Anordnungen angelegte Städte. Dies deshalb, weil nur durch sorgfältige Planung eine räumlich enge Zuordnung der einzelnen Teilbereiche bei zugleich geringem Bodenverbrauch möglich war. Dies war wiederum nötig, um keine zu großen Anlagen der Stadtbefestigung zu erhalten. Zu den ältesten geplanten Städten gehören Städte in China, Indien, Mesopotamien, Ägypten, die teilweise bis über 5000 Jahre alt sind.
Der Tempelbezirk im Zentrum der Stadtplanung
Die Städte Mesopotamiens waren meist um einen Tempelbezirk herum angelegt. Eine Stufenpyramide (Zikkurat) markierte den Stadtmittelpunkt und war Wohnsitz des Stadtgottes. Babylon (Bab-ili: Tor Gottes, Hebräisch: Babel) war die historische Metropole in Mesopotamien. Die Stadt lag beiderseits des Euphrats, über den eine Brücke führte. Die Nord-Süd-Achse, die Prozessionsstraße war die erste großstädtische Prachtstraße der Welt. An ihrem nördlichen Ende stand das Ischtar-Tor. Babylons Zikkurat, der Turm zu Babel, erreichte unter Nebukadnezar II. über 90 Meter Höhe. Ein Teil der ausgedehnten Palastanlagen waren die auf Gewölben errichteten „Hängenden Gärten“, eines der sieben Weltwunder der Antike.
Die Griechen übernahmen eine Vielzahl dieser Planungsgrundlagen, ersetzten halt die Pyramide im Stadtzentrum mit ihren Heiligtümern und Glaubenseinrichtungen. Weitere öffentliche Gebäude wurden dem Zentrum zugefügt, so wurde in allen griechischen Stadtgründungen eine großzügige Agora eingerichtet. Je nach den Volksgruppen unterscheidet man nach:
Dorischen Stadtgründungen wie Aspendos, Gelibolu, Halikarnassos, Herakleia Pontike, Knidos, Kyrene,Phaselis, u.w.
Ionischen Stadtgründungen wie Izmir, Iasos, Sinop, u.w.
Hellinistischen Stadtgründungen wie Antiochia am Orontes, Antiochia in Pisidien, Pergamon, Seleukia, u.w.
Minoische Stadtgründungen wie Knossos, u.w.
Mykenische Stadtgründungen wie Mykene, Argos, u.w.
Rastersystem als Planungsgrundlage bei Römischen Städten
Erst die Römer bauten exakt durchgeplante Städte, die nach bestimmten Rastersystemen für die Strassen umgesetzt wurden. Hier ging die Planung soweit, dass natürliche Gegebenheiten, wie z.B. Flussläufe konsequent auch in die Nutzung mit einbezogen wurden. Die Be- und Entwässerung römischer Städte ist so faszinierend exakt durchdacht und ausgeführt, dass sie in manchen Städten noch heute mitgenutzt werden.
In Kleinasien wurden zahlreiche neue Städte durch die römische Herrschaft von Europa aus von etwa 100 vor Chr. bis etwa 400 nach Chr. errichtet. Die römische Stadt besaß im allgemeinen einen regelmäßigen, rechtwinkligen Grundriss, dem hippodamischen Schema, welcher meist nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet war. Zwei Hauptachsen (cardo auf der Nord-Süd-Achse und decumanus auf der West-Ost-Achse) schnitten sich im Mittelpunkt der Stadt, dem Forum. Dadurch wurde die Siedlung in vier Stadtviertel, auch Quartiere oder insulae genannt, getrennt. An einem Ende des decumanus maximus stand üblicherweise die Porta praetoria, welche bei einer Militärsiedlung das Tor in Richtung Feind war.
Ein Forum (lateinisch, Plural: Fora oder eingedeutscht Foren) war in den Städten des römischen Reiches ein Platz, der das politische, juristische und religiöse Zentrum des Orts bildete. Es entsprach dabei weitgehend der griechischen Agora.
Zum Bau einer Stadt gehören unter anderem folgende Aspekte, die der „Städtebauer“ beachten muss:
• die geeignete Lage einer Stadt (im Territorium, an Flüssen, zu Grenzen, zu Nachbarstädten)
• die Einordnung in die Topografie
• die Beschaffenheit und Verfügbarkeit des Bodens
• die grundlegende Form der Besiedlung, d.h. die Form und Anordnung der Straßen, Baufelder (die Stadtmorphologie)
• die Gliederung der Stadt in Baubereiche, freizuhaltende Zonen (Parks, Grünflächen, Luftschneisen, Friedhöfen, Sportflächen)
• die dreidimensionale Gestalt der Stadt (offene / geschlossene Bebauung, Höhenstaffelung, Blickpunkte, Stadtsilhouette, städtebauliche Raumbildung
durch Straßen und Plätze)
• Hierarchie der Räume (Platzsysteme oder ein Hauptplatz)
• Zahl und Hierarchie der innerstädtischen Zentren (Hauptzentrum, Nebenzentren, Stadtteilzentren, Nahversorgungszentren)
• städtische Infrastruktur wie: die Versorgungsmöglichkeiten mit Wasser, Heizmaterial, der Schutz gegen Wind, Überhitzung, die Entsorgung von Abwasser, Abfällen.
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