Zum Heidentor – Fußmarsch außerhalb von Carnuntum
- Geschrieben von Portal Editor
Nach ausgiebiger Besichtigung des Amphitheaters und der Gladiatorenschule außerhalb der Zivilstadt von Carnuntum machten wir uns dann auf den Weg zum Heidentor.
Zwar hatten wir uns den Lageplan mit der Lage des Heidentors ziemlich genau eingeprägt, auch einige Lageplanfotos gemacht, aber die Entfernung dann doch als geringer geschätzt. Das Heidentor liegt etwa 900 m südlich der Zivilstadt von Carnuntum, also weit vor den Toren der Zivilstadt. Die Archäologen vermuten, dass das Heidentor in der Regierungszeit Kaiser Constantius II (351–361 n. Chr.) errichtet wurde. Einmal an der Landstraße, die zu überqueren ist, waren die Ruinen des Heidentors glücklicherweise zu sehen. Während des Rückwegs erkannten wir dann doch eine bessere Wegführung, zumal der von uns gewählte Weg auch noch über die Bahngleise führte. Hier wäre eine bessere Beschilderung vom Amphitheater aus wünschenswert gewesen.
Grabungen am Heidentor deuten auf Regierungsperiode Constantius’ II.
„…unter hohen Kosten Triumphbögen … an den Flussgrenzen in Gallien und Pannonien errichten und auf ihnen Inschriften über seine Taten anbringen ließ, damit die Menschen von ihm lesen sollten, so lange die Denkmäler stünden.“
– Ammianus Marcellinus
Dies fiel auch in die Zeit der Usurpation des Magnentius, 353 n. Chr.; nach seiner Beseitigung versuchte Constantius die Reichseinheit wieder her zu stellen. 357 bis 359 hielt sich der Kaiser in Sirmium auf, von wo aus er Feldzüge gegen die Stämme der Quaden, Sarmaten und Limiganten führte. Nach deren erfolgreichen Abschluss hielt er dort einen Triumphzug ab und ließ einige Kastelle am mittleren Donaulimes wiederinstandsetzen. Mit dem Bau dieses Siegesdenkmals wurde zum letzten Mal ein markantes Zeichen der uneingeschränkten Macht und Unbesiegbarkeit Roms an diesem Abschnitt des hart umkämpften pannonischen Limes gesetzt, in einer Zeitperiode, in der das Römische Reich großen Umwälzungsprozessen in der Gesellschaft und dramatischen politischen bzw. militärischen Veränderungen ausgesetzt war.
Kaiserstatue inmitten des Quadrifrons
Ebenfalls nur vermutlich, wurde das Gebiet um das Heidentor als Aufmarschzone bzw. zur Truppenkonzentration für die Grenzsicherung oder größere Feldzüge genutzt. Bemerkenswert ist auch, dass das Monument nicht direkt am Rand der Limesstraße (via iuxta Danuvium) oder an der Bernsteinstraße platziert, sondern vielmehr zwischen diesen beiden sehr stark frequentierten Verkehrswegen errichtet wurde. Bis ins frühe 5. Jahrhundert gelang es Rom unter großen Anstrengungen, die obere und mittlere Donaugrenze zu halten. Nach dem Untergang des weströmischen Reiches wurden Legionslager und Zivilstadt aufgegeben und verfielen. Die Gebäude wurden demoliert und ihr Baumaterial zweitverwendet – sogar im Mauerwerk des Wiener Stephansdoms konnten Steine aus Carnuntum nachgewiesen werden. Durch die jahrhundertelange Verwitterung von angewehtem Pflanzenmaterial wurden die meisten Fundament- und Mauerreste allmählich überdeckt; das heutige Bodenniveau liegt ca. eineinhalb Meter über dem antiken. Das Heidentor blieb im Gegensatz dazu über die Jahrhunderte weithin sichtbar.
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