Carnuntum – das Amphitheater der Militärstadt
- Geschrieben von Portal Editor
Wir waren vom Heidentor entlang der Heidentorgasse bis in den Ortskern von Petronell-Carnuntum zurückgelaufen, dann an der Hauptstraße der Beschilderung zum Militärlager gefolgt.
Als wir fast am Ortsausgang waren und keine weitere Beschilderung mehr vorfanden, waren wir hinsichtlich des Militärlagers etwas verunsichert und kehrten zum Parkplatz zurück. Vielleicht war es Glück oder „Vorsehung“, denn so stießen wir auch die wirklich alte Rundkapelle „Heiliger Johannes der Täufer“, kurz vor dem Parkplatz auf einer Wiese gelegen. Wir hatten schon berichtet.
Mit dem Auto ging es dann entlang der Hauptstraße durch den Ort, wo wir dann der Wiener Straße, besser der L 167 folgten, bis wir in der ersten Kurve auf einen leeren Parkplatz und das gesuchte Militärlager stießen, eigentlich kaum zu übersehen. Aber wenn man es nahe des eigentlichen Ortes Carnuntum vermutet, doch wieder nicht so verwunderlich, eher schon die immense Ausdehnung der römischen Siedlungen hier vor Ort. Vom Parkplatz aus ging es dann zunächst hinab zum Westtor des Amphitheaters.
U-förmiger Tierzwinger am Westtor des Militärlagers
Hinein in das Amphitheater – Gladiatorenkämpfe in der Arena?
Das Amphitheater war anfangs ein weitgehend freistehender Bau, der weit weniger in das natürliche Terrain einschnitt als bislang vermutet wurde. Seit dem 3. Jahrhundert wurden rund um das Theater Wohn- und Gewerbehäuser errichtet, die sich in Richtung Caveamauer ausbreiteten. Einige der Wohn- und Geschäftshäuser waren mit Schlauchheizungen ausgestattet. In der Folge herrschte eine gemischte Bebauung vor, wobei sich Wohn- und Gewerbebauten überlagerten. Es konnten auch zwei Kuppelöfen sowie eine Grube, in der Kalk gebrannt wurde, nachgewiesen werden. In einem der Öfen wurde eine äußerst seltene Münze mit dem Porträt der Dryantilla, Gattin des Usurpators Regalianus, entdeckt.
Der frühe Theaterbau entstand in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts und war bis auf die Substrukturen vollkommen aus Holz. Dieser hölzerne Bau wurde im 2. Jahrhundert, vielleicht sogar planmäßig, niedergebrannt. Das in Stein errichtete Amphitheater war laut einer fragmentierten Bauinschrift aus dem Legionslager in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts von einem gewissen Caius Domitius Zmaragdus aus Antiochia, Ratsherr der Zivilstadt und vielleicht als Armeelieferant zu Reichtum gelangt, der Legion gestiftet worden. Vermutlich wurde es zu Beginn der Markomannenkriege wieder zerstört. Es war nach seinem Wiederaufbau noch bis um 300 nach Christus in Betrieb und wurde bis dahin immer wieder ausgebessert (Mauerungen in Fischgrättechnik), aber schließlich zur Gewinnung von Baumaterial für die Renovierung des Legionslagers unter Valentinian abgebrochen. Die heute sichtbaren Mauerstrukturen sind durchwegs Wiederaufbauten, die erst Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden sind.
Amphitheater von beachtlicher Größe im MIlitärlager
Be- und Entwässerungsanlagen noch funktionstüchtig
Im Zentrum der südlichen Zuschauertribüne befand sich die aufwändig gestaltete „Kaiser- oder Statthalterloge“ (pulpitum). Sie konnte über einen eigenen Zugang betreten werden. Die beiden Säulen wurden erst bei der Sanierung des Theaters im 19. Jahrhundert vom Legionslager dorthin gebracht. Die Loge war wohl nur für besonders hochgestellte Ehrengäste der Spiele bestimmt. Ihr gegenüber, direkt über dem Nordtor, lag die für den Stadtmagistrat der Zivilstadt mit steinernen Sitzbänken. Die Inschrift zu Ehren der vier Ratsmitglieder wurde rekonstruiert. Das Nordtor diente auch als Leichenkammer, zum Abtransport von Tierkadavern und zum Durchleiten des Entwässerungskanals.
Die Hauptzugänge lagen im Osten und Westen des Gebäudes. Es handelte sich um dreigliedrige, verschließbare Toranlagen, die sich trichterförmig von außen nach innen verjüngten. Sie waren in aufwändiger Werksteinarchitektur gestaltet, wobei ein Block bis zu 750 kg wog. Die Zuschauer gelangten von außen über sogenannte Vomitorien in das Amphitheater. Spuren dieser Aufgänge befanden sich unter anderem nördlich des Osttores.
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