Levante - Region des Sonnenaufgangs
- Geschrieben von Portal Editor
Ein Begriff, der in einigen unserer Artikel auftaucht und nun endlich einmal geklärt werden soll, denn Levante entstammt dem Italienischen in der Bedeutung von "Sonnenaufgang" und ist damit etwa gleichbedeutend mit dem Begriff "Morgenland".
Zur Zeit des Römischen Imperiums, vor nunmehr 2000 Jahren, galt die Region des östlichen Mittelmeers, folglich alle heutigen Länder, die östlich von Italien liegen, als zur Levante zugehörig. Dies waren damals insbesondere die griechische Halbinsel mit all den verstreut liegenden Ägäisinseln, das mediterrane Küstengebiet der heutigen Türkei, Zypern, Libanon, Palästina, das historische Syrien und Ägypten.
Immer wieder hört man den Begriff Levante auch in dem Zusammenhang mit der so genannten neolithischen Revolution, dem Zeitraum der menschlichen Entwicklungsgeschichte als aus umherziehenden Sammlern und Jägern sesshafte Bauern wurden, die sich mit Getreideanbau und Viehzucht beschäftigten. Ob dies allein auf klimatisch bedingte Veränderungen mit dem Ausbleiben großer Gazellengruppen einher ging, ob es sich um genetische Veränderungen in der Erbmasse der Jäger und Sammler handelte, die nun Milchprodukte vertragenkonnten, darüber streiten sich bis heute die Gelehrten. Auch der Begriff des "Fruchtbaren Halbmonds" wird im Zusammenhang mit der Levante immer wieder verwendet, wenn gleich die neolithische Revolution sich besonders auch in den Flussgebieten von Euphrat und Tigris, sprich in Mesopotamien, abspielte. Hier entstanden später einige der ältesten Stadtkulturen der Welt. Überhaupt ist auch der Begriff neolithische Revolution etwas irreführend, den wir verbinden damit eine plötzliche Veränderung. Heute geht man davon aus, das diese Revolution vom Sammler und Jäger zum Bauern etwa 5000 Jahre gedauert hat und etwa 15.000 - 20.000 vor Christus einsetzte.
Die heutigen Staaten Syrien, Libanon, Israel, Jordanien sowie die palästinensischen Autonomiegebiete.
Aus europäischer Sicht erhielt die Levante durch die intensiven Handelsbeziehungen mit den italienischen Stadtstaaten eine besondere Bedeutung, die bereits vor den Kreuzzügen im frühen Mittelalter mit dem Byzantinischen Reich und sogar den Seldschuken etabliert waren. Im Osmanischen Reich galten alle römisch-katholischen Christen als Levantiner. Die Levante war ein wichtiger Umschlagplatz für Orientwaren, die über den Indischen Ozean und die asiatischen Karawanenwege (Seidenstraße) herangeschafft wurden und die man gegen europäische Erzeugnisse wie zum Beispiel Tücher und Stoffe eintauschte. Der Levantehandel trug erheblich zum Reichtum von Städten wie Marseille und Livorno oder Stadtstaaten wie Genua und Venedig bei, wurde aber durch das Vordringen des Osmanischen Reiches schwer gestört, da die Osmanen in der Mitte des 15. Jahrhunderts Handelssperren verhängten. Durch die Erschließung neuer Seewege im 15. und 16. Jahrhundert nahm die wirtschaftliche Bedeutung der Levante stark ab.
Im Italienischen bedeutet "il levantino" auch soviel wie ein "gerissener Mensch
In Europa hatte man sogar spezielle Begriffe für Menschen, die aus der genannten Region stammten: Levantino. Noch im 19. Jahrhundert galt jemand von gemischteuropäisch-orientalisch geprägter Herkunft als Levantiner. Menschen die dort geboren und erzogen worden waren, vielleicht Abkömmlinge von Europäern und orientalischen Müttern (oder umgekehrt), spielten in der sozialökonomischen Geschichte der damaligen Handelsstädte des Orients oftmals eine Sonderrolle. Kaufleute galten als Vermittler zwischen Orient und Europa und immer schon als gerissen. Vielleicht gilt auch deshalb der Begriff Levantino bis heute, denn im Italienischen bedeutet "il levantino" auch soviel wie ein "gerissener Mensch".
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