Die Kreuzzüge 1095 - 1291 im Vorderen Orient
Wann immer in unserer modernen Zeit des 21. Jahrhunderts, gleichgültig ob in den Medien oder von hohen politischen Führern das Wort „Kreuzzüge“ verwendet wird, es hat immer eine große politische Bedeutung und große Auswirkung auf das menschliche Miteinander, gleichwohl die eigentlichen Namensgeber der „Kreuzzüge“ bereits mehr als 800 Jahre zurück liegen.
Warum nennt das amerikanische Militär seine Mittelstreckenraketen „Cruise Missiles“? Warum spricht der amerikanische Ex-Präsident George W. Bush nach den Attentaten vom 11. September 2001 von absolut notwendigen „Kreuzzügen gegen den Terrorismus“ und warum nennt sich eine der Gruppen des getöteten Osama bin Ladens „Islamische Weltfront gegen Juden und Kreuzfahrer“? Eine Vielzahl offener Fragen, die zu diskutieren und im Sinne friedlicher Koexistenz zu beantworten sind.
Betrachten wir allein die Historie, so sind mit dem Begriff „Kreuzzüge“ im Allgemeinen die von der Römisch-Katholischen Kirche propagierten und finanziell unterstützten militärischen Feldzüge zur Ausbreitung oder Wiederherstellung des katholischen Glaubens und damit zur Errichtung christlicher Reiche gemeint. Oftmals wurden die „Teilnehmer“ mit reicher Beute in Form von Landbesitz oder gar ganzen Landstrichen belohnt, die sogar adlige Titel beinhalteten.
Die geistlichen Führer der damaligen Zeit veranlassten ganze Heerscharen von Menschen im Namen des Christentums den „heiligen Krieg“, der aus der Sichtweise der Kirchenführer auch ein „gerechter Krieg“ war, gegen Andersgläubige zu forcieren. Von „Gott geboten“ war im frühen Mittelalter dann häufig die Rechtfertigung für militärische Operationen, was sich in der Interpretation des christlichen Glaubens immer stärker durchsetzte. Neben den bereits erwähnten irdischen Gütern versprachen die Kirchenfürsten auch immer stärker den kirchlich, himmlischen Lohn für die gottgefälligen Eroberungen vor allem in Kleinasien.
Ursächlich waren mit „Kreuzzügen“ also die Feldzüge des 11. – 13. Jahrhunderts gemeint, die von der abendländischen Christenheit im Vorderen Orient und in Nordafrika mit dem Ziel der Befreiung Jerusalems und des „Heiligen Landes“ von den Besatzern, den Muslimen, gemeint. Die Zahl der durchgeführten Kreuzzüge ist dabei geschichtlich nicht klar zu definieren, waren es nun die oftmals erwähnten 7 Kreuzzüge oder doch nur 5. Das Ziel war immer das Gleiche: Vertreibung der Muslime mit militärischen Mitteln.
Ursächlich auf die Zerstörung der muslimischen Reiche im Vorderen Orient ausgerichtet, wurde aber auch bereits auf dem Weg zu den Zielorten häufig mit Andersgläubigen im Namen der Kirche kurzer Prozess gemacht: Während des Kreuzzugs im Jahr 1096 wurden allein im Rheinland in Mainz etwa 1.000 Juden ermordet, weil man sie als Ungläubige betrachtete und so den kirchlichen Freibrief nutzte. Im vierten Kreuzzug traf es besonders die orthodoxen Christen des Byzantinischen Reichs in Konstantinopel, die trotz freien Durchzugs der Kreuzfahrer zu deren Opfern zu zählen sind, da auch sie als Ungläubige betrachtet wurden.
In Palästina werden im Zusammenhang mit den Kreuzfahrern Ritterorden gegründet, die zunächst als Hospitalbruderschaften fungierten, die sich dann allerdings schnell zu bewaffneten Kreuzrittern wandelten, wenn es um Verteidigung oder Eroberung ging. Noch heute sind diese Gruppen in unterschiedlicher Form aktiv: die Templer, der Johanniterorden und der Deutsche Orden.
Aber nicht nur die großen Kreuzzüge sollen hier erwähnt werden. Im Zeichen des Kreuzes wurde auch in weiten Teilen Europas gegen von der Kirche definierte Feinde oder Ungläubige zu Felde gezogen. Als Beispiele seien hier die Gruppen der „heidnischen“ Wenden oder auch Prussen genannt, die in den sogenannten Slawenfeldzügen des Jahres 1147 durchgeführt wurden. In der Fortsetzung im Jahr 1231 zogen dann die Ritter des Deutschen Ordens zur Kolonialisierung und zur Missionierung der Prussen durchs Land. In Frankreich der Jahre 1209 bis 1229 gab es die Feldzüge gegen die Albigenser. In Spanien sollte das arabisch-islamische Reich zurück erobert werden, was seit 1031 unter der Bezeichnung „Reconquista“ vorangetrieben wurde. Unter Führung des Erzbischofs von Bremen wurden in der Schlacht bei Altenesch im Jahr 1234 die freien und nach Aussage der Kirche häretischen Bauern im Stedinger Land bei Oldenburg vernichtend geschlagen.
All diese Kreuzzüge, ob klein oder groß, ob im Inland oder Ausland, sind die grausamsten und unchristlichsten Kapitel in der Geschichte des abendländischen Christentums. Der wohl bedeutendste Kreuzzugshistoriker Steven Runciman hat einmal den folgenden Satz geprägt:
„Die Kreuzzüge sind ein einziger langer Akt der Unduldsamkeit im Namen Gottes, welcher Sünde ist wider den Heiligen Geist“.