Begegnung mit den Deichschafen an der Unstrut
- Geschrieben von Portal Editor
Schafe liefern uns Wolle, Milch und Fleisch und gehören zu den ältesten Haustierrassen, soweit wohl jedem bekannt, dem schon einmal eine Herde Schafe begegnet ist.
Die ersten domestizierten Hausschafe werden auf etwa 8000 v. Chr. im „Fruchtbaren Halbmond“ in der heutigen Türkei, dem Iran und Irak datiert. An der Nordseeküste lebend erfüllen Schafe darüber hinaus noch einen bedeutend anderen Zweck. Sie sorgen für die Deichsicherheit und die Deichpflege, dass allerdings nicht nur an der Nordsee, wie wir erleben konnten, denn die Nordsee hat zwar die höchsten Deiche zu bieten, aber die Deiche entlang der Flussläufe sind auch nicht ohne.
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Nach einigen hundert Metern gelangten wir so an eine Brücke über den Unstrut-Flut-Kanal, der hier die Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Thüringen bildet. Einige Angler versuchten von der Brücke aus ihr Glück und auch einige Radler hatten sich zwecks Pause auf der Brücke eingefunden. Wenig später sollten wir dann dem Gruppenzwang einer Schafherde folgen, die mit Schäfer und Hirtenhunden unterwegs entlang des Unstrut-Flut-Kanals grasten und nun unter der Brücke hindurch auf die nächste Fläche umgesiedelt werden sollten. Zunächst recht zögerlich, dann aber doch mit hoher Geschwindigkeit meisterte die Herde die Brückenunterquerung, wo bei der Schäfer und auch seine Hirtenhunde lieber den Weg über die Brücke suchten.
Hochwasserschutz seit Jahrhunderten – auch an Flüssen
- Schafe halten die Grasnarbe dicht: Schafe haben einen sehr tiefen Biss und halten somit das Gras sehr kurz. Deshalb werden die Halme dicker, es kommt zu einer besseren Bestockung, besser Verdichtung und damit Festigkeit.
- Schafe sorgen für die Stabilisierung der Deiche: Durch die bessere Bestockung werden auch die Graswurzeln kompakter und stabilisieren die Erde. Das Gras wird so zur Schutzschicht für den Deich und damit für Mensch und Natur, die sich dahinter befinden.
- Vorsicht Mäharbeiten: Schafe „mähen“ die grünen Halme gleichmäßig ab, sodass sich die Deichachten den motorisierten, teureren Rasenmäher sparen können.
- Mit Druck und Trippelschritt: Schafe haben ein optimales Verhältnis von Körpergewicht zu Klauengröße. Mit den kleinen starken Hufen und dem richtigen Körperdruck verfestigen sie die Grasnarbe auf den Deichen – wie eine Trippelwalze. Die Schäfer nennen diesen praktischen Nebeneffekt der Deichschafhaltung den „goldenen Tritt“. Eine Fähigkeit, die kaum eine Maschine ersetzen kann.
- Schafe sind die besten Deichschützer: Im Gegensatz zu Kühen und Pferde treten Schafe mit ihren kleinen Füßen keine Löcher in den Deich. Durch die Festigkeit der Grasnarbe können Wühlmäuse und Maulwürfe keine Löcher in den Deich graben. Das wäre ein hohes Risiko für die Deichsicherheit, denn in die Löcher könnte bei Hochwasser Wasser eindringen und die Deiche unterspülen. Es besteht dann die Gefahr eines Deichbruchs.
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