Die Stadtkirche von Winterthur – sieben Hauptphasen
- Geschrieben von Portal Editor
Fast zentral in Winterthur befindet sich eines der ältesten noch erhaltenen Bauwerke der Stadt, die Stadtkirche, deren Baugeschichte sich in sieben Hauptphasen zwischen dem Frühmittelalter und der Reformation gliedern lässt.
Wir waren bereits einige Male an dem einfach mit „Stadtkirche“ bezeichnetem Sakralbau vorbeigekommen, jetzt sollte auch ein ausgiebiger Innenbesuch stattfinden.
Erste Fundamente der Stadtkirche aus dem 7/8 Jahrhundert
Im späten 11. oder im 12. Jahrhundert wurde die Kirche vollständig abgetragen, um eine romanische Saalkirche mit seitenschiffartigem Anbau im Süden zu bauen. 1146 besuchte Bernhard von Clairvaux die Kirche von Winterthur und predigte dort zum Volk, wie aus dem Reisebericht seiner Begleiter hervorgeht. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich 1180, als der Konstanzer Bischof Berthold einen Streit zwischen den Leutpriestern von Oberwinterthur und Graf Hartmann III. von Kyburg schlichtete. Nördlich des Chors erhielt die Kirche später einen Turm und daneben ein ebenfalls seitenschiffartiges Beinhaus. Ab dem 13. Jahrhundert gab es somit drei Kirchenschiffe.
Stadtkirche – Vergrößerung der Seitenschiffe
Die siebte und jüngste Bauphase ist dann durch Quellen dokumentiert. Die Anzahl der Kirchgenossen vergrösserte sich, andererseits war die Repräsentation dem Rat ein wichtiges Anliegen. So wurde von 1486 bis 1490 auf der Südseite des Chors ein zweiter Turm errichtet. Das Langhaus entstand 1501 bis 1518. Es reichte zehn Meter weiter nach Westen, war aber etwas schmaler als zuvor. Nach der Reformation wurde der Innenraum in mehreren Schritten umgestaltet.
Türme, Uhren und Glocken der Stadtkirche
Die ältesten Spuren des Nordturms, der damals noch alleine stand, sind von 1180 bis 1362 nachweisbar. 1486 bis 1490 gesellte sich dann der Südturm dazu, der 1490/1494 zwei Glocken erhielt, die heute nicht mehr erhalten sind. Seine heutige Form erhielt der Nordturm im 16. Jahrhundert, die älteren Turmmauern sind noch im Fundament erhalten.
1630 erhielt der kleinere Südturm eine erste Sonnenuhr, 1659 wurde er auf 55 m aufgestockt (wobei er nun grösser war), der bisherige Käsbissenturm wurde durch die heutige barocke Haube ersetzt. Zudem erhielt der Turm an den Ecken Drachen-Wasserspeier und eine Uhr des Winterthurer Uhrmachers Tobias Liechti.
1869 erhielt die Kirche ein fünfstimmiges Geläut von Johann Jakob Keller, das auf beide Türme verteilt ist. Die beiden grossen Glocken hängen im Südturm, die anderen im Nordturm.
Glocke 1 wiegt 3999 kg und hat den Schlagton a°
Glocke 2 wiegt 2005 kg und hat den Schlagton cis'
Glocke 3 wiegt 1170 kg und hat den Schlagton e'
Glocke 4 wiegt 496 kg und hat den Schlagton a'
Glocke 5 wiegt 255 kg und hat den Schlagton cis"
Die Wandmalereien von Paul Zehnder
Die romanische Innenausmalung der Kirche von Paul Zehnder entstand in den Jahren 1923 bis 1930. Dargestellt sind sowohl Propheten des Alten Testaments an den Wänden der Seitenschiffe als auch Szenen aus dem Neuen Testament im Mittelschiff. Bei der Verklärungsszene über dem Chorbogen steht Christus auf dem Berg Tabor zwischen Elija (mit dem Buch) und Mose (mit der Gesetzestafel).
Aus vorreformationistischer Zeit erhalten ist eine Grabplatte von Elisabeth von Bach († 1519), einer süddeutschen Adeligen und Gönnerin der Stadt. Eine weitere Grabplatte von Magdalena von Fulach (1587–1650), die bei der Renovation 1923 entdeckt wurde, gilt als verschollen. Bei Besichtigungen kann man heute noch konservierte Überreste der Überbauungen seit dem 9. Jahrhundert besuchen sowie die Wappenmalerei Hans Haggenbergs von 1493.
Orgel der Stadtkirche von Karl Joseph Riepp
Als erste Kirche im Kanton Zürich erhielt die Stadtkirche 1809 wieder eine Orgel. Diese wurde der Kirche vom Musikkollegium geschenkt und stammt ursprünglich aus dem Kloster Salem und wurde 1766 bis 1768 von Karl Joseph Riepp gebaut. Der Prospekt hierzu stammt von Joseph Anton Feuchtmayer. Seit 1888 steht im Gehäuse der originalen Orgel eine Walckerorgel mit 56 Registern, 3 Manualen und Pedalklaviatur, in dem Register aus dem Vorgängerinstrument wiederverwendet wurden.
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