Thessaloniki - Metropole - Moderne und Historie
- Geschrieben von Portal Editor
Nach unseren ersten Erkundungen in Thessaloniki, die bei uns für einige, nicht erwartete Aha-Erlebnisse gesorgt hatte, ist es an der Zeit, eine erstes Zwischenbilanz unseres Besuchs in Thessaloniki zu ziehen.
Aufschlussreich und unerwartet waren wir auf das Fahrradewegenetz gestoßen, um nur ein Beispiel zu nennen. Auf der einen Seite sind da die aus den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts so typischen Plattenbauten, die auch an der herrlichen Uferpromenade des Thermaischen Golf dominieren, dann öffnen sich inmitten der Häuserschluchten plötzlich tiefe Ausgrabungsfundorte antiker Bauten aus der römischen Kaiserzeit.
Eine überaus junge und quirlige Stadt, so zumindest das Straßenbild
Im Laufe der Geschichte hat Thessaloniki vor allem aufgrund der Lage an der Via Egnatia nie an Bedeutung für Handel und Wirtschaft verloren, trotz der wechselhaften "Führungskräfte" von Römern und Byzantinern und fungierte hinter Konstantinopel als das zweitgrößte Handels- und Kulturzentrum des byzantinischen Reichs.
Ende des 12. Jahrhunderts ist das Byzantinische Reich durch innere Konflikte geschwächt
Im 10 - 13. Jahrhundert blühte Thessaloniki durch den regen Handel der Venezianer wirtschaftlich allerdings auf, was sich unter anderem auch durch den Bau vieler Kirchen ausdrückte. Für Thessaloniki begann eine glanzvolle Epoche, von der auch heute noch zahlreiche Kirchenbauten zeugen, die Hagia Apostoloi, die Hagia Ekaterini, das Vlatades-Kloster oder auch die große Mole, die den Hafen schützte und von der ein Teil bis heute erhalten ist. Man hat manchmal den Eindruck, dass man das Alter der Gebäude tatsächlich daran erkennen kann, wie tief es im heutigen Geländeniveau gegründet ist. Allein die Funde der römischen Via Egnatia direkt an der modernen Straße Egnatia liegen etwa 5 Meter unter heutigem Straßenniveau.
Osmanische Truppen schlagen den aufflammenden griechischen Befreiungskampf nieder
Am 29. März 1430 eroberten, nach fast zweimonatiger Belagerung durch Sultan Murad II., die Türken Thessaloniki und fügten es ihrem Osmanischen Reich ein, aus Thessaloniki wurde Selânik. Im 17. Jahrhundert war Selânik wichtigstes Handelszentrum des Balkans. 1821/1822 schlugen osmanische Truppen den aufflammenden griechischen Befreiungskampf nieder, der im Süden Griechenlands erfolgreich war und dort zur Gründung des Königreichs Griechenland führte. Doch auch diese lange Periode der osmanischen Fremdherrschaft, die immerhin in Teilen des Landes bis 1913 andauerte und somit auch tiefe Spuren hinterließ, konnte nichts daran ändern, dass Thessaloniki die größte und wichtigste Stadt auf dem heutigen griechischen Terrain war.
1869 wurden die südlichen Teile der byzantinischen Stadtmauer niedergerissen, um Platz für die Stadterweiterung zu schaffen. Am 6. Mai 1876 töteten verärgerte Muslime bei einem Tumult den deutschen und den französischen Konsul, was die diplomatischen Beziehungen zum Osmanischen Reich erheblich belastete.
1888 entstand die Deutsche Schule Thessaloniki
1893 wurde die erste Straßenbahn installiert, die von russischen und ungarischen Pferden gezogen wurde und zur weiteren Expansion der Stadt beitrug.
In dieser Zeit wurde auch das einzige bulgarische Gymnasium im osmanischen Reich, das zunächst unter dem Namen Bulgarische Männerschule „Gymnasium Kyrill und Method“ bekannt war, errichtet. Später folgte auch eine Frauenschule.
1888 entstand die Deutsche Schule Thessaloniki, die 1915 bis 1924 und 1944 bis 1956, also infolge der Weltkriege, geschlossen war.
Im Jahre 1908 nahm die Jungtürkische Revolution mit İsmail Enver und Mustafa Kemal von Thessaloniki aus ihren Anfang. 1909 verbannten die Jungtürken den abgesetzten Sultan Abdülhamid II. nach Thessaloniki und stellten ihn in der Villa Alatini unter Hausarrest. Thessaloniki blieb bis zu den Balkankriegen unter osmanischer Herrschaft.
Nach den beiden Balkan-Kriegen in 1912 und 1913 wurde noch im Jahre 1913 Thessaloniki zusammen mit großen Teilen Makedoniens Griechenland zugesprochen wurde. Dies hatte zur Folge, dass fast alle Moscheen abgerissen oder wieder zu Kirchen zurück gebaut wurden.
Unter anderem brannten das europäische Viertel mit dem britischen und dem griechischen Konsulat, das griechische Krankenhaus, die Sophienkirche, die byzantinische Kirche mit dem Regierungsarchiv, die Metropolitenkirche und sieben Synagogen nieder.
Nachdem Vitaliano Poselli sich erfolgreich als Architekt in Thessaloniki etabliert hatte, folgte um 1890 sein Landsmann Pierro Arigoni, die beide zahlreiche private und öffentliche Bauten entwarfen und wesentlich das Bild der Stadt prägten, darunter auch die Straßenzüge am Aristoteles Square bis hinauf zur Egnatia.
Obwohl die Stadt viele interessante Sehenswürdigkeiten vorzuweisen hat und urban geprägt ist, wird sie oft nur als Durchreisestation zu den Touristengebieten auf der Halbinsel Chalkidiki genutzt. In Ladadika, das ehemals das Viertel der Olivenölhändler war, findet man einen Stadtteil mit vielen traditionellen und auch preiswerten Tavernen und Ouzerien. ES gibt noch vieles zu entdecken. Bleiben Sie neugierig.
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