Abdera – wichtiger Handelsort für Konstantinopel und Rom
- Geschrieben von Portal Editor
Unseren Weg zurück in die Türkei hatten wir auch dieses Mal von Skopje in Mazedonien und dann von Thessaloniki entlang der alten Römerstraße Via Egnatia gewählt, der heute sehr gut ausgebauten Autobahn A2 durch Griechenland, die bis zur Grenze mit der Türkei über den Evros bis nach Kesan führt.
Das einzige Manko dieser ansonsten tollen, gut zu fahrenden Strecke sind fehlende Rastplätze um die Aussicht auf die griechische Ägäis ein wenig mehr zu genießen.
Stopp in Abdera, der antiken Handelsstadt an der Küste
Während des Studiums zur Geschichte der Philosophen Demokrit und Protagoras war der Name der Stadt Abdera mehrfach gefallen und so hatten wir etwas tiefer gehend recherchiert und herausgefunden, dass diese Stadt entgegen sonst bekannter Siedlungspolitik von der ionischen Stadt Klazomenai aus, etwa 20 Kilometer von Izmir entfernt bei Güzelbahce, im Jahr 656 vor Christus unter Timesias erstmalig besiedelt worden war. Heute ist Abdera ein kleiner Ort von etwa 4.000 Einwohnern in der Präfektur Xanthi.
Allerdings hatten die ersten Siedler aus Klazomenai wenig Glück in ihrer griechischen Kolonie, denn in kriegerischen Auseinandersetzungen mit den dort ansässigen Stämmen der Thraker wurden fast alle Neuansiedler getötet.
Erste Siedler aus Teos
Weit vor den Römern wussten auch die Siedler aus Teos um die Bedeutung der strategischen Lage Abderas an der späteren römischen Handelsstraße Via Egnatia Bescheid, denn als erfahrene Kaufleute war ihnen die Position zwischen Konstantinopel und Rom als Handelsstation völlig klar.
Schon weit vor den Römern hatten auch die Ionier ein System von Handelsrouten etabliert, das zu Wasser und zu Lande gleichermaßen funktionierte, denn Abdera hatte als Handelsposition auf der Schiffsroute zum Schwarzen Meer ebenfalls einen guten Namen.
Die ionische Kolonie an der Küste verfügte über Salz aus dem Orient, Handwerk und Kunst sowie keramische Produkte. Die Thraker hatten landwirtschaftliche und tierische Produkte, Holz für den Häuser- und Schiffsbau sowie verschiedene Metalle, so dass ein reger Handel entstand bei dem kriegerische Auseinandersetzungen nur störten. Die Ionier akzeptierten das Volk der Thraker auch mehr und mehr als „zivilisierte“ Barbaren. Der Wohlstand in der Stadt wuchs, was sich aus Münzfunden in Ägypten und Mesopotamien deuten lässt, so weitreichend hatte sich der Handel ausgeweitet. Aus Aufzeichnungen weiß man auch von den immens hohen Steuern, die von der Kolonie Abdera an Athen zu zahlen waren.
Abdera hatte eine gut funktionierende Verwaltung
Mit dem Ausbau der Via Egnatia durch die Römer, die einen Großteil ihres Getreides aus der heutigen Ukraine bezogen, verlor Abdera bald seine einst mächtige Handelsposition, wurde heruntergewirtschaftet und auch die Ausweitung der Sümpfe am Nestos trug zum Untergang der Stadt bei. Im Mittelalter war die Stadt nur noch bedeutungslos.
Uns jedenfalls waren Ruinenfelder und Museum interessant genug, Abdera schon auf der nächsten Reise mit etwas mehr Zeit noch einmal zu besuchen; vielleicht in der Kombination Strand und Kultur für einige Tage im Spätherbst.
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