Auf der Suche nach Zielorten der Camper- und Urlaubsreisenden hört man häufig von den drei Fingern der Halbinsel Chalkidiki, namentlich Kassandra, Sithonia und Athos.
Von ihrem besonderem, fast schon mythischen Bekanntheitsgrad profitiert dabei der dritte Finger Athos, wohl aufgrund der Gegebenheit als orthodoxe Kloster- oder Mönchshalbinsel, die nur von männlichen Besuchern, die noch dazu eine Art "Visum" benötigen, besucht werden darf. Von Kassandra weiß der Reisende als touristisches Urlaubsziel zu berichten, wo sich große Hotelanlagen mit Urlaubsstimmung und Nachtleben vereinen. Wer es ruhiger mag, der kommt auf dem mittleren Finger, Sithonia einfach besser zurecht, zumal die dicht bewaldete, bergige Landschaft auch zum Gesamteindruck fast unverbauter Natur beiträgt.
Im Westen wird Sithonia vom Toronäischen Golf begrenzt
Das Gebiet der Halbinselgemeinde Sithonia erstreckt sich vom südlichen mittleren Zentralland der Halbinsel Chalkidiki mit dem Gebiet der Ortschaft Metangitsi entlang der Halbinsel Sithonia nach Süden und nimmt dabei die Halbinsel in ihrer gesamten Fläche ein. Im Westen wird Sithonia vom Toronäischen Golf, im Osten vom Singitischen Golf begrenzt. Im Norden grenzt die Gemeinde Sithonia mit den Gemeindebezirken Nikiti, Agios Nikolaos und Metangitsi an die Gemeinde Polygyros, im Nordosten bildet der Gemeindebezirk Agios Nikolaos der Gemeinde Sithonia die Grenze mit dem Gemeindebezirk Panagia der Gemeinde Aristotelis. Das östliche und südöstliche Gemeindegebiet werden vom Gemeindebezirk Agios Nikolaos gebildet: es bildet nach Osten und Südosten hin die Küste des Singitischen Golfs.
Die Gemeinde Sithonia umfasst mit ihrem Gebiet vollständig den Isthmus der Halbinsel Sithonia, der geprägt ist von hügeliger Landschaft. Nach Norden erhebt sich in Richtung Zentralland der Chalkidiki der Berg Vrachoto mit 492 m Höhe und trennt dabei die Gemeindebezirke Metangitsi im Norden und Agios Nikolaos im Süden. Weiter nach Nordwesten geht dieser Berg in den Psilo mit 455 m Höhe über. Der Gemeindebezirk Metangitsi liegt in einer leicht hügeligen Senke, die von Nordwest nach Südosten zum Meer führt. Das südlich des Isthmus von Sithonia gelegene Gemeindegebiet wird vom Höhenzug des Itamos mit etwa 808-811 m Höhe dominiert. Dieses bildet den zentralen Gebirgszug der Sithonia-Halbinsel in ihrer Längsachse von Nordwest nach Südost. Ihr höchster Punkt ist der Gipfel Astrapokammeno Pefko mit 817 m Höhe, der zweithöchste Gipfel im Gemeindegebiet ist der unmittelbar südsüdöstlich der Ortschaft Vourvourou gelegene Berg Karvounas mit 567 m, der nach Südwesten hin nahtlos in das Itamos-Massiv übergeht.
Die Küstenlinien der Gemeinde sind reichhaltig gegliedert: Neben offenen Buchten mit ausgedehnten Sand- oder Kiesstränden existieren auch kleine, eher abgeschlossene Buchten. Ein erheblicher Teil der Küste, insbesondere an der Küste des Singitischen Golfs, wird durch Steilküsten gebildet. Zur Gemeinde Sithonia gehören auch eine Vielzahl von Inseln: In Bucht von Vourvourou im Singitischen Golf finden sich die Inseln Diaporos, Agios Isidoros, Ambelitsi und Kalomonisia. Etwas nordwestlich davon zwischen dem Kap Ritsos und der Halbinsel Livari liegt die Insel Kalogria in einer separaten Bucht. Im Toronäischen Golf liegt südwestlich einige Kilometer vor der Küste von Neos Marmaras die Insel Kelyfos. Alle Inseln sind offiziellen Quellen nach unbewohnt, mit Ausnahme der Insel Spalathronisia südlich von Neos Marmaras.
Und noch ein wenig geschichtliches Hintergrundwissen
Das Gebiet der Gemeinde Sithonia ist seit dem Erdzeitalter der Altsteinzeit (Paläolithikum) besiedelt. In der Antike um das 7. Jahrhundert v. Chr. siedelten sich auf dem Gebiet der Gemeinde Menschen aus der Stadt Chalkis auf der Insel Euböa an und gründeten die Städte Singos und Galepsos. Singos befand sich auf dem Gebiet des heutigen Gemeindebezirks Agios Nikolaos, Galepsos auf dem Gebiet des heutigen Gemeindebezirks Neos Marmaras. Die Städte Singos und Galepsos gehörten wie die restliche Halbinsel Sithonia zum ursprünglichen chalkidischen Siedlungsgebiet bis 479 v. Chr. 480 v. Chr. passierte der persische König Xerxes I. das Gebiet der heutigen Gemeinde Sithonia auf seinem Feldzug gegen die griechische Stadtstaaten, insbesondere Athen, und rekrutierte aus den Städten Singos und Galepsos Soldaten für seinen Feldzug. Nach der persischen Niederlage 479 v. Chr. und dem Rückzug des persischen Heeres aus dem heutigen Griechenland schlossen sich die Städte Singos und Galepsos dem Attischen Seebund an und standen damit unter der Hegemonie Athens. In den Tributlisten des Attischen Seebundes ließen sich Zahlungen der Stadt Singos an die Bundeskasse des Seebundes für den Zeitraum 452/451 v. Chr. nachweisen, die Stadt Gale (Galepsos) entrichtete 436 v. Chr. Zahlungen an die Bundeskasse.
Im Vorfeld des Peloponnesischen Krieges traten die Städte Singos und Galepsos aus dem Attischen Seebund aus: sie waren zuvor ein Bündnis mit auf der Halbinsel Kassandra gelegenen Stadt Potidaia eingegangen, die zu einem Konfliktpunkt zwischen den Hegemoniebestrebungen Athens einerseits und Spartas andererseits wurde. Der makedonische König Perdikkas empfahl nach dem Austritt der chalkidischen Städte aus dem Attischen Seebund eine Zusammenlegung der Bevölkerung einiger Städte zu einer größeren Stadt (Synoikismos, Anoikismos). Die Städte Galepsos (Gale) und Singos verloren im Rahmen dieser „Zusammensiedlung“ den größten Teil ihrer Bevölkerung an das nun erheblich gewachsene Olynthos. Im 431 v. Chr. beginnenden Peloponnesischen Krieg wurde das heutige Gemeindegebiet zum Schauplatz von Kämpfen zwischen Athen und Sparta. 425 v. Chr. gelang den Athenern die Eroberung von Singos und Galepsos. Der 421 v. Chr. geschlossene Nikiasfrieden sah für Galepsos und Singos eine Rückkehr der nach Olynthos ausgewanderten/umgesiedelten Bevölkerung vor: diese fand - wenn überhaupt - nur in sehr geringem Umfange statt. Sowohl von der Stadt Galepsos als auch von der Stadt Singos verloren sich nach 421 v. Chr. Hinweise auf deren Siedlungsgeschichte.
Das Gebiet der beiden antiken Städte und der heutigen Gemeinde Sithonia wurde anschließend Bestandteil des Chalkidischen Bundes unter der Führung der Stadt Olynthos. Die Niederlage des Chalkidischen Bundes und Olynths im Ersten Olynthischen Krieg 382 bis 379 v. Chr. änderte an der Zugehörigkeit des heutigen Gemeindegebietes zum Chalkidischen Bund nichts. Der Zweite Olynthischer Krieg 350 bis 348 v. Chr. endete mit der Niederlage und Auflösung des Chalkidischen Bundes und der Zerstörung der Stadt Olynthos: das siegreiche Königreich Makedonien unter Philipp II. übernahm die Kontrolle der gesamten Halbinsel Chalkidiki und damit auch über das heutige Gebiet der Gemeinde Sithonia.
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Andreas Neumeier, 296 Seiten, farbig, 9. Auflage 2022, 18,90 EUR (D), 19,50 EUR (A), 27,90 CHF ISBN 978-3-95654-924-3