Delphi - die Schatzhäuser entlang der Heiligen Straße
- Geschrieben von Portal Editor
Unser Weg über die Heilige Straße von Delphi wird von den Schatzhäusern und Anathemen gesäumt, die die griechischen Städte und Poleis zur Aufbewahrung ihrer Weihgeschenke errichteten.
Im Gegensatz zu den ordentlich aufgereihten oder gruppierten Schatzhäusern anderer Heiligtümer wie in Olympia oder in Delos waren die Schatzhäuser in Delphi nur locker geordnet. Zwar lagen sie überwiegend entlang der Heiligen Straße, doch füllten sie auch freie Flächen abseits dieses Wegs, besetzten besondere Plätze aus Repräsentationsgründen, wobei die neuen "Reichen Städte" oftmals auf bereits bestehende Schatzhäuser mit Konkurrenzbauten reagierend.
Den lediglich 13 in der antiken Überlieferung von Delphi insgesamt genannten Schatzhäusern, stehen die Fundamente und Baureste von 32 ausgegrabenen Schatzhausbauten allein im Bereich des Apollon Heiligtums gegenüber – bei Pausanias, aber auch bei Herodot, Plutarch, Appian und Strabon werden nur 13 Schatzhäuser erwähnt. Sie zeugen von dem erheblichen Aufwand, der mit ihrer Stiftung verbunden war und sich in Material und Bauschmuck ausdrückte. Recht sicher identifiziert, teils anhand der Zeitstellung, teils anhand des Bildschmucks oder gar wie im Fall von Knidos der erhaltenen Weihinschrift, sind im Apollon Bezirk zehn der Bauten, meist im 6. Jahrhundert v. Chr. errichtet, manche im 5. Jahrhundert v. Chr., als letztes das Schatzhaus von Theben erst 346 v. Chr. errichtet.
Schatzhaus von Korinth
Der älteste derartige Bau wurde um 600 v. Chr. von dem korinthischen Tyrannen Kypselos nach Delphi gestiftet und barg die von dem lydischen König Gyges geweihten Weihgeschenke aus Gold und Silber, die laut Herodot 30 Talente, also annähernd 800 Kilogramm wogen. Der Bau wird mit dem 6,50 × 13,00 Meter großen Fundament östlich des Tanzplatzes identifiziert, war rechteckig und auf den Altar des Apollon ausgerichtet. Säulen und Anten, wie sie für spätere Schatzhäuser meist kennzeichnend sind, scheint der Bau des Kypselos noch nicht besessen zu haben. Nach dem Sturz der Tyrannis in Korinth trat die Stadt selbst als Stifterin des Schatzhauses auf, wie die erhaltene Weihinschrift beweist.
Schatzhaus von Knidos
Als freie Bürgerschaft stifteten laut Bauinschrift die Einwohner von Knidos um 550 v. Chr. ein Schatzhaus und Standbilder nach Delphi. Hier begegnet zum ersten Mal der für diese Kleinbauten typische Grundriss des Antentempels, doch wurden die Säulen zwischen den Anten durch weibliche Stützfiguren, Karyatiden, ersetzt. Der etwa 5,10 × 6,60 Meter große Bau ionischer Ordnung ist das älteste Marmorgebäude auf dem griechischen Festland und wurde aus parischem Marmor ausgeführt. Die im Wechsel aus flachen Bindern und hohen Läufern errichteten Wände wurden von einem umlaufenden Figurenfries bekrönt.
Schatzhaus von Siphnos
Ein ganz ähnlich gestaltetes Schatzhaus, ebenfalls mit Karyatiden versehen, weihten die Einwohner von Siphnos um das Jahr 525 v. Chr., auf dem Höhepunkt ihres Wohlstandes, wie Herodot anmerkt, aus dem Zehnten ihrer Einkünfte, die sie aus Silber- und Goldminen erwirtschafteten. Das 5,95 × 8,37 Meter große und 6,74 Meter hohe Schatzhaus, an der Südseite der Heiligen Straße an ihrem unteren Teil und somit direkt oberhalb des schroff abfallenden Terrains gelegen, erhob sich auf einem hohen Unterbau, der die Geländegegebenheiten ausgleichen musste. Auch dieses Schatzhaus, das anhand der erhaltenen Architekturteile fast vollständig zu rekonstruieren ist, war in ionischer Ordnung aus Marmor errichtet und über und über mit Bauornamenten überzogen. Deutlich ist der Versuch zu erkennen, die Vorgabe des knidischen Schatzhauses zu übertreffen. Der Figurenfries gehört zu den wenigen fest datierten Zeugnissen griechischer Plastik und bildet einen wichtigen Fixpunkt für die Datierung spätarchaischer Kunst. Eine Götterversammlung, der Kampf der Griechen gegen die Trojaner, der Kampf der Götter gegen die Giganten waren Themen des farbig hinterlegten und bemalten Frieses.
Schatzhaus von Sikyon
Gegen Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. errichtete die Stadt Sikyon am unteren Teil der Heiligen Straße ein Schatzhaus in Form eines kleinen dorischen Antentempels von 6,34 × 8,48 Meter Größe. Es war bis zum Ende der Antike das erste Schatzhaus, auf das man traf, wenn man die Heilige Straße von Südosten hinaufging. In seinen Fundamenten verbaut fand man Bauteile zweier älterer Bauten: einer kleinen, um 600 v. Chr. errichteten Tholos und eines um 560 v. Chr. gebauten prostylen Schatzhauses mit einer Vorhalle von 4 × 2 Säulen.
Wir werden in weiteren Artikeln mit weiteren Bildern von Delphi berichten.
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