Der Stern von Vergina - Herkunft und Bedeutung
- Geschrieben von Portal Editor
Während des Besuchs des wirklich sehenswerten Museums von Vergina waren wir einige Male auf den so genannten Stern von Vergina gestoßen, dem sechzehnstrahligen Sonnensymbol, das uns zunächst auf der großen, goldenen Aschenkiste Philipps II aufgefallen war.
Nach Meinung des griechischen Archäologen Manolis Andronikos war der Stern von Vergina das Emblem der makedonischen Königsdynastie zur Zeit Philipps II (382 v. Chr.– 336 v. Chr.) und Alexander des Großen (356 v. Chr.– 323 v. Chr.).
Das Symbol des Sterns von Vergina war 1978 bei archäologischen Ausgrabungen in den gleichnamigen Königsgräbern in der griechischen Region Makedonien entdeckt worden. Die Identifizierung als Emblem der Königsdynastie wird von Manolis Andronikos mit der Häufung des Symbols im Grabzusammenhang begründet. Neben dem sechzehnstrahligen Stern auf der großen Aschenkiste gibt es einen zwölfstrahligen Stern auf der kleinen Aschenkiste (die als einer Witwe zugehörig angesehen wird), tauchen Reste des Symbols auch auf gefundenen Schilden auf. Außerdem taucht der Stern häufig auf hellenistischen Münzen und Schilden auf.
Als 1987 die Regionen Griechenlands abgeschafft wurden (die allerdings später wiedereingeführt wurden) entwickelte sich eine Flagge, die den Stern von Vergina in Gold auf blauem Grund trägt, zum Identität stiftenden Zeichen der griechischen Makedonier. In Anbetracht dass die griechische Regierung dies als separatistischen Schritt fehl interpretierte, erlangte die Flagge nie offiziellen Status, gelangte jedoch auch in den amtlichen Gebrauch, z. B. benutzen zwei Einheiten der griechischen Streitkräfte das Symbol auf einem Schild in ihrer Fahne.
Erhebliche Zweifel an der Identifizierung als „Emblem“ bietet die weite Verbreitung ähnlicher „Sterne“ mit verschiedener Anzahl von Strahlen sowohl in der griechischen wie auch nichtgriechischen Kunst als einfaches Verzierungsmuster, so taucht das Symbol unter anderem auch auf der Schulter eines Kriegers auf einer athenischen Grabstele auf. Demnach ist der „Stern von Vergina“ nichts weiter als ein vom Handwerker mehr oder weniger zufällig ausgewähltes Dekor. In völligem Kontrast zur wissenschaftlich zweifelhaften Deutung steht der dem Symbol von der Republik Mazedonien und Griechenland zugemessene Wert.
Der Stern von Vergina war Bestandteil der ersten, von Griechenland nicht anerkannten Flagge des Staates Mazedonien, wurde aber nach Protesten Griechenlands, das den Stern ebenfalls als nationales Symbol beansprucht, durch eine achtstrahlige Sonne ersetzt. Griechenland hatte 1995 den Stern bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) als exklusives nationales Symbol beansprucht, auf blauem Grund schmückt er nun die inoffizielle Flagge der griechischen Provinz Makedonien, deren Hauptstadt Saloniki ist und die im Norden an den Staat Mazedonien angrenzt. Zwischen den Griechen und Mazedonien gibt es nicht nur wegen der Namensgebung Streit. Seit sich die frühere jugoslawische Teilrepublik Mazedonien 1991 von Belgrad lossagte, befürchtet die Regierung in Athen Gebietsansprüche des Nachbarn auf den zu Griechenland gehörenden Teil der Landschaft Mazedonien.
Bis heute blockieren die jeweiligen griechischen Regierungen Beitrittsverhandlungen Mazedoniens mit der Europäischen Union und eine Aufnahme in die Nato - aus Furcht vor nationalistischen Kreisen in Skopje, die oftmals von einem Großmazedonischen Reich sprechen. Einmal mehr nationalistische Ideen auf beiden Seiten, die den grundlegenden Wünschen und Bedürfnissen der Menschen nach Frieden und Völkerverständigung widersprechen.
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