Nationalfeiertag Oxi - Nein in Thessaloniki
- Geschrieben von Portal Editor
Zu einem besonderen Ereignis waren wir heute, am 28.10.2015, in die Innenstadt von Thessaloniki aufgebrochen, denn heute ist der zweit höchste Nationalfeiertag in Griechenland, der auch Oxi-Tag genannt wird.
Das griechische Wort 'oxi' (ochi) hier in der Bedeutung von "nein". Dieses besondere Datum wird jedes Jahr als Erinnerung an ein besonderes Geschehen im Jahr 1940 von vielen Griechen mit patriotischer Hochachtung für Gesellschaft und Staat in Form einer großen Parade gedacht, die in Thessaloniki stattfindet. An der monströsen und aufwendigen Parade nimmt das Militär mit verschiedensten Verbänden und Veteranen, historische Motivgruppen, Sicherheitskräfte der Polizei, der Feuerwehr, der Rettungsdienste, verschiedene Verbände und Organisationen sowie viele Schulklassen teil.
Der geschichtliche Hintergrund in Kürze: Am 7. April 1939 wurde Albanien von den Italienern besetzt. Dies war eine Vorwarnung des italienischen Diktators Benito Mussolini in Richtung Griechenland. Um sicher zu sein, dass das griechische Volk diese Botschaft verstanden hatte, ließ Mussolini am 15. August 1940 im Hafen der Insel Tinos den Leichten Kreuzer „Elli“ torpedieren, der dort wegen der Feierlichkeiten am Muttergottestag geankert hatte.
Am 28. Oktober 1940 wurde dem griechischen General und Staatschef Metaxas in seinem Haus im Athener Vorort Kifissia um kurz nach drei Uhr morgens durch den italienischen Botschafter Emanuele Grazzi ein Ultimatum übergeben. Es beinhaltete die Forderungen, dass Griechenland den Achsenmächten erlauben sollte, griechisches Territorium zu betreten und nicht näher spezifizierte „strategisch wichtige Punkte“ zu besetzen, eine Ablehnung dieser Forderung würde ab 6:00 Uhr mit Krieg beantwortet werden.
Metaxas’ Antwort lautete „Sowohl die Sache, als auch die Art und Weise, sehe ich als Kriegserklärung Italiens.“ Wie Grazzi in seinen Erinnerungen schreibt, lautete die wörtliche, auf Französisch formulierte Antwort Metaxas’ „Alors, c’est la guerre“ („Nun, dann ist Krieg“). Grazzi erwiderte daraufhin „Pas nécessaire, mon excellence“ („Nicht notwendigerweise, Exzellenz“), woraufhin Metaxas entgegnete „Non, c'est nécessaire“ (etwa: „Doch, es ist notwendig“). Dieser Dialog wird im Nachhinein mit einem schlichten „Nein“ verkürzt.
Als Antwort auf Metaxas’ Ablehnung marschierten italienische Truppen von Albanien aus – einem damals italienischen „Protektorat“ – schon um 5:30 Uhr in Nordgriechenland ein. Damit war Griechenland als Krieg führende Partei in den Zweiten Weltkrieg eingetreten. Am Vormittag des 28. Oktober 1940 gingen große Teile der griechischen Bevölkerung ungeachtet der eigenen politischen Orientierung auf die Straße, um ihren Protest gegen den italienischen Einmarsch zu bekunden. Die Schlagzeile der Tageszeitung Elliniko Mellon vom 30. Oktober 1940 zu den Ereignissen lautete „Ochi“, dies trug wesentlich zur Verbreitung dieser Verkürzung in der Beschreibung des Ereignisses bei.
Dieses „Nein!“ von Ioannis Metaxa steht heute während des Nationalfeiertags als Symbol des respektvollen Umgangs mit den Nachbarstaaten. General Ioannis Metaxas wollte sein Land, so ist aus historischen Aufzeichnungen erkennbar, im Zweiten Weltkrieg neutral halten.
Die Griechen starteten am 14. November 1940 einen Gegenangriff und schlugen die Italiener im Pindos-Gebirge in die Flucht. Metaxa wurde von dem Moment an als Befreier gefeiert und marschierte bis zum Nord-Epirus (Süd-Albanien). Daraufhin musste Hitler seinem zurückgeschlagenen Verbündeten Mussolini zu Hilfe kommen, um die Lage auf dem Balkan im Sinne der Achsenmächte unter Kontrolle zu bekommen. Die Besetzung Griechenlands durch die deutsche Armee begann im April 1941 im Norden des Landes als Balkanfeldzug und endete im Mai 1941 mit der Eroberung Kretas, wodurch sich der geplante Überfall auf die Sowjetunion („Unternehmen Barbarossa“) verzögerte und jahreszeitlich in eine schlechtere Ausgangsposition rückte, womit der Untergang dieser beiden Diktaturen seinen Anfang nahm. Soweit zum geschichtlichen Hintergrund.
In Griechenland wurde nach dem Zweiten Weltkrieg der Jahrestag zum öffentlichen Feiertag erklärt. Er ist nach dem 25. März, der an die Befreiung Griechenlands von der osmanischen Herrschaft erinnert, der zweitwichtigste Nationalfeiertag. Üblicherweise werden Militärparaden sowie Schüler- und Studentenumzüge organisiert, sowie Gebäude und Denkmäler mit griechischen Flaggen geschmückt. Bis 1974 war das Schmücken von Wohngebäuden sogar Pflicht jeden einzelnen Bürgers.
An diesem Tag hatten sich tausende Menschen entlang der Paradestraße Leof. Meg. Alexandrou und Geor. Papandreou versammelt, um dem Spektakel beizuwohnen. Wie viel tausend Menschen allein an der Parade selbst teilnahmen, ist nicht einmal zu schätzen. Allerdings hatte die Parade eher den Charakter eines riesigen Volksfestes, denn schon vor der Parade konnten Einsatzfahrzeuge der zivilen Organisationen als auch Panzer und Einsatzfahrzeuge des Militärs recht freizügig besichtigt werden, was vor allem vielen Kindern große Freude bereitete. Hoffentlich kommen letztgenannte Fahrzeuge nie wieder zum Einsatz, was gerade im Hinblick auf die vielen Konfliktherde Weltweit wohl ein Wunschtraum bleiben wird.
Mit einer Staffel Düsenjäger der Luftwaffe sowie einer Gruppe verschiedenster Helikopter, die den Paradenzug entlang der Küste überflogen, wurde auch der Abschluss der Parade eingeleitet. Ein Flugzeug der militärischen Kunstflugstaffel zeigte verschiedenste spektakuläre Übungen, die aus Sicherheitsgründen allerdings überwiegend über dem Meer stattfanden. Wir wollten den Tag mit einem kleinen Spaziergang durch die Innenstadt beenden bevor es zurück auf den Camperstopp Zampetas gehen sollte.
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