Pilion - Rundfahrt durch geschichtsträchtige Bergdörfer
- Geschrieben von Portal Editor
Auf dem Pilion befinden sich über 40 Bergdörfer und kleine Küstenstädtchen, die zum Teil auf eine geschichtsträchtige Vergangenheit blicken können und die heute in den dichten Wäldern manchmal kaum zu erkennen sind.
So zumindest versuchte Frau Eirini vom Campingplatz Sikia unser Interesse an einer Rundfahrt um die Gipfelregion des Pilion zu wecken. Schon wenig nach unserer Abfahrt hatten wir ihr Anliegen verstanden, denn es gab traumhaft schöne Dörfer am Wegrand, inmitten des Grüns, Wasserfälle in natürlicher Berglandschaft und eine Steilküste, die immer wieder zu Fotostopps einlud.
In der Mythologie wurde der Pilion als Heimat der Kentauren bezeichnet. Cheiron, dessen Höhle am Hauptgipfel Pliassidi lag, erzog hier den Achilleus. Bei der Erstürmung des Olymp stülpten die Aloiden den Pilio auf den Berg Ossa. Von der Hafenstadt Iolkos (entweder Dimini oder dem heutigen Vólos entsprechend) aus starteten Jason und die Argonauten zur Suche nach dem Goldenen Vlies.
Im Nordosten, etwa 4 km südöstlich von Véneto, befinden sich an einer felsigen Steilküste eine große Zahl von Meereshöhlen. Es sind höchst wahrscheinlich die „Öfen“ – ipnoi, von denen Herodot berichtet: Hier soll die persische Flotte unter Xerxes I. bei einem Sturm viele ihrer Schiffe verloren haben (laut Herodot).
Es waren unter anderem die geografischen Gegebenheiten, die den Pilion für die türkischen Besetzer schier uneinnehmbar machten. Die Küstenregionen am Pilion waren (früher) nur sehr dünn besiedelt, es gibt auf der Seite zur Ägäis nur einen einzigen natürlichen Hafen (Damouchari (d'amour chari= 'dank der Liebe') – eine ehemals genuesische Festung mit Spuren eines Kastells). Jeder der kleinen Fischer Orte hatte einen weiter im Landesinneren gelegenen Hauptort, der meist von der See aus nicht einmal zu sehen war. Diese Orte, obwohl nur wenige Kilometer von der Küste, liegen auf Höhen von 200 bis 500 m. Die Pfade von der Küste zu diesen Orten waren versteckt und für Eroberer kaum zu ergründen. Durch diese Umstände ist der Pilion nie von Türken besetzt gewesen. Außerdem genoss die Region Pilio durch ein Abkommen mit den Osmanen ein Sonderrecht, das den Pilioriten eine Art Autonomie gab, ähnlich die der Insel Chios.
Diese Umstände ermöglichten es recht früh ein eigenes nationales griechisches Nationalgefühl entwickeln zu lassen, sodass von hier aus der griechische Freiheitskämpfer Rigas Velestinlis, auch Rigas Fereos (1757–1798) genannt, in die weite Welt (erste Station war Venedig) zog, um den griechischen Freiheitskampf zu organisieren. Rigas Fereos war als Lehrer in Kissós tätig. Die Tatsache, dass es eine griechische Schule zu seinen Zeiten gab, ist Beweis der Freiheit dieser Region, denn in den osmanisch okkupierten Gebieten war das Lehren in griechischer Sprache strengstens untersagt, sodass dort so genannte „kryfa scholia“ (heimliche Schulen) existierten.
Während des griechischen Freiheitskampfes von 1821 kam es auch im Pilio zu einem bewaffneten Aufstand, der aber von türkischen Truppen blutig niedergeschlagen wurde. Ein weiterer Befreiungsversuch scheiterte 1854. Wie schon 1821 weigerte sich ein Großteil der griechischen Oberschicht, die Aufständischen zu unterstützen. Selbst von Verrat der revolutionären Aktionen an die Türken ist die Rede. Die Großgrundbesitzer und auch die Kirchenführer fürchteten den Verlust ihrer Privilegien, die sie unter der osmanischen Herrschaft genossen. 1878 kam es erneut zu mehreren bewaffneten Auseinandersetzungen bei Makrinitza und am Kloster Sourvia. Die Befreiung wurde aber nicht auf dem Schlachtfeld erzwungen. In der Folge des Berliner Kongresses von 1878 einigten sich Griechenland und das Osmanische Reich 1881 darauf, Thessalien mit dem bereits befreiten Griechenland zu vereinigen.
Unsere Rundfahrt endete in Volos, so das wir kurz entschlossen auch noch einen Rundgang durch die Stadt anfügten. Eine weitere Tour durch die grüne Bergwelt des Pilion wird in jedem Fall folgen. Bleiben Sie interessiert.
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