Bosnienkrieg und Zerstörung der Stari most Brücke
- Geschrieben von Portal Editor
Mostar liegt am Fluss Neretva und verzaubert den Besucher mit seinen engen Gassen, die an einen osmanischen oder türkischen Basar erinnern. Wenn man durch die Straßen schlendert, dann wird man um das wichtigste Bauwerk des Ortes, der Brücke Stari most nicht herum kommen.
Seit ihrem Bau im Jahr 1566 hat die Brücke nicht nur die beiden Stadtteile über den Fluss hinweg miteinander verbunden, sondern galt auch als wichtige Verbindung zwischen den in Mostar lebenden Kulturen. Lange Zeit lebten Muslime und Christen, Kroaten und Serben friedlich zusammen in der kleinen Stadt und verliehen ihr so den multikulturellen Charme. Die Brücke galt seit Jahrhunderten als die symbolische Brücke zwischen Ost und West. Sie erscheint als prägende Figur sogar auf dem Wappen Mostars.
Teilung der Stadt durch Zerstörung der Stari most Brücke
Als 1993 die Stari Most zerstört wurde, trieb dieser Vorfall einen Keil in die Stadt. Von nun an war Mostar wieder durch einen Fluss getrennt, sie war nicht mehr eins. Die Kroaten lebten vermehrt im westlichen Teil der Stadt, die Muslime lebten fortan eher abgeschieden auf der östlichen Seite des Flusses. Das, was Mostar vorher ausgezeichnet hat, der tägliche Mix verschiedener Kulturen, die Vereinigung unterschiedlicher Ethnien – all das war nun Vergangenheit. Mit dem Niedergang der Brücke ging eine Zeitlang auch ein Teil Mostars zu Bruch.
Nach Drahtseilhängekonstruktion erfolgt der Brückenneubau
Wiedereröffnung der Stari most im Jahr 2010
2010 konnte die Brücke endlich wiedereröffnet werden. Mostar ist seitdem endlich wieder eins, es gibt keine Trennung mehr zwischen den Uferseiten.Und auch die Distanz zwischen den Kulturen ist wieder aufgehoben. Ein Stadtbewohner beurteilt die „neue“ Stari Most als Wiedervereinigung zwischen den Menschen: Das wird auch durch dieses Zitat hier besonders deutlich:„Ich habe mich einfach nur gefreut, ich bin mit meiner Freundin damals über die Brücke gegangen, und wir waren sehr glücklich, eine Verbindung zwischen den Menschen nach dem Krieg, und deshalb ist es, glaub ich, wichtiger als vor dem Krieg, die Brücke.“
Strafgerichtshof sieht bewusste Zerstörung eines Kulturdenkmals
Nach Meinung der Anklage des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) im Fall Prlic et al. wurde die Brücke durch den Kroatischen Verteidigungsrat gezielt zerstört.
Im Mai 2013 verurteilte der Strafgerichtshof sechs Verantwortliche der Kroatischen Republik Herceg-Bosna wegen schwerer Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, aber auch wegen Zerstörung der Brücke erstinstanzlich zu langjährigen Haftstrafen:
Jadranko Prlić, Regierungschef der Republik Herceg-Bosna, zu 25 Jahren
Bruno Stojić, deren Verteidigungsminister, zu 20 Jahren
Slobodan Praljak, ehemaliger General, zu 20 Jahren
Milivoj Petković, ehemaliger General, zu 20 Jahren
Valentin Ćorić, Kommandant der bosnisch-kroatischen Militärpolizei, zu 16 Jahren
Berislav Pušić, ehemaliger Offizier, zu 10 Jahren
Nicht nur wegen ihrer architektonischen Einmaligkeit, sondern auch aufgrund der großen Symbolkraft der Brücke wurden das Bauwerk und seine historische Umgebung am 15. Juli 2005 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen und sind damit die erste Welterbestätte in Bosnien-Herzegowina. Die UNESCO würdigte die Brücke als „Symbol der Versöhnung und internationalen Zusammenarbeit […] und […] Symbol für das Zusammenleben von verschiedenen religiösen, kulturellen und ethnischen Gemeinden“. Zudem ist sie ein geschütztes Kulturgut nach der Haager Konvention.
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