Nach den wirklich aufschlussreichen und familiär geprägten Tagen bei der Familie Bralic in Solin, dem ausgiebigen Besuch des Diokletians Palastes, dem römischen Aquädukt und den antiken Ruinen von Salona setzen wir unsere Tour entlang römischer Straßen in Richtung Ohridsee in Mazedonien fort.
Ohne auf die Autobahn zurück zu fahren (die Gebühren waren uns einfach zu hoch), wählen wir zur Weiterfahrt von Split in Richtung Dubrovnik die Küstenstraße No. 8.
Hinter Gruda passieren wir die Grenze von Montenegro
Wir haben keine Eile, da wir uns bereits auf einem Campingplatz bei Budva in Montenegro zur nächsten Übernachtung angemeldet hatten. Zwar zieht sich die Küstenstraße fast endlos dahin, denn sie ist nur 2-spurig ausgebaut, aber in dieser Jahreszeit aufgrund geringen Verkehrsaufkommens gut befahrbar.
Kurz nach der Ortschaft Opuzen müssen wir für etwa 10 Kilometer Route Kroatien verlassen, denn die Weiterfahrt in Richtung Dubrovnik führt durch das Staatsgebiet von Bosnien-Herzegowina. Natürlich mit all den üblichen Grenzkontrollen. Merkwürdig, wie Mensch gemachte Grenzverläufe Situationen schaffen, die niemand so je vermutet hätte.
Ein heftiger Verkehrsunfall auf der engen Straße entlang der Bucht von Klek in Kroatien nach Neum in Bosnien-Herzegowina bringt eine etwa einstündige Pause mit sich, denn ein Wenden ist hier zwischen sumpfigen Schilfgebieten und Küstenkanal unmöglich. So bleibt keine Alternative zum Abwarten bis die Straße wieder geräumt ist. Schon wenig später verlassen wir Bosnien-Herzegowina und haben auch Dubrovnik nur passiert, da wir im kommenden Jahr einige Tage hier zu verbringen geplant haben. Kurz hinter Gruda passieren wir die Grenze von Montenegro. Auf der E65 geht es jetzt der Küstenstraße folgend bis Bijela, wo wir wenig später die Fähre Lepetani - Kamenari nutzen, um uns den Weg entlang der riesigen Bucht umgeben von hohen Bergen zu ersparen. Von Robi wussten wir, dass wir damit zwar eine landschaftlich wunderschöne Strecke verpassen würden, allerdings auch 2 - 3 Stunden Fahrzeit einsparen würden.
Budva ist einer der ältesten Städte an der Adria
Es ist bereits Abend, als wir die Stadt Budva und damit das Ziel der heutigen Tagestour erreichen. Budva ist einer der ältesten Städte an der Adria, der Ort soll, so der Mythos, einst von Kadmos, einem Sohn des griechisch phönizischem Königs Agenor gegründet worden sein. Vom 10. Jahrhundert vor Christus an war Budva eine Kolonie griechischer Siedler. Im 4. Jahrhundert wird die Stadt in Schriftenstücken als illyrische Siedlung erwähnt, bevor sie im 2. Jahrhundert unter römische Herrschaft gelangte. Die Altstadt lag ursprünglich auf einer Insel, ist heute aber durch Sandbänke mit dem Festland verbunden.
Die komplette Altstadt wurde während des Erdbebens 1979 fast vollständig zerstört und nach Plänen aus österreichischen Archiven Stein für Stein im venezianischen Stil rekonstruiert. Budva gehörte ab 1442 zur Republik Venedig bis es im 16. Jahrhundert von Osmanen angegriffen und geplündert wurde. Mit dem Untergang der Republik Venedig gelangte Budva bis zum 1. Weltkrieg zu Österreich, so das aufgrund dieser Tatsache Planunterlagen in den österreichischen Archiven vorhanden waren. Nur im Jahr 1813 war Budva Teil des montenegrinischen Machtbereichs. Heute ist die berühmte Altstadt wieder komplett von einer mittelalterlichen Stadtmauer umgeben und damit ein Anziehungspunkt für Touristen aus vielen Ländern, was unschwer an einigen mächtigen Hotelburgen zu erkennen ist. Budva ist ein attraktiver Badeort. Die Altstadt steht unter Denkmalschutz.
Wir haben zunächst Probleme mit dem Auffinden des Campingplatzes, da wir die schmale Auffahrt schlicht übersehen haben. Die Eigentümerin, die wir zwecks Buchung ja schon von Kroatien aus angerufen hatten, spricht recht gut Deutsch, allerdings war ihre Erläuterung zum Auffinden der Einfahrt dann doch fehlerhaft und auch das Navi war keine wirkliche Hilfe. Da die Straße nach Verlassen der Stadt kontinuierlich und in Serpentinen anstieg, galt es zunächst eine Wendemöglichkeit zu finden. Aber auch dies gelang und so waren wir wenig später doch auf dem Campingplatz angelangt, wo wir bereits erwartet wurden. Nach erholsamer Nacht sollte es am nächsten Morgen in Richtung Albanien weitergehen.
Wir verließen Budva auf der E80, einer Straße, die bei Petrovac wirklich hoch und in heftigen Serpentinen in die Berge Richtung Podgorica führt. Da es an der Küste stark regnete, waren wir uns nicht sicher, ob es oben in den Bergen nicht schneien würde. Zwar mit Winterreifen ausgerüstet, wollten wir das Risiko nicht unbedingt eingehen. Wir hatten von LKW Fahrern gehört, das es einen neuen Straßentunnel geben soll, der weniger beschwerlich in Richtung Podgorica führt. So folgten wir weiter der E80 in Richtung Sutomore und gelangten dann automatisch an den etwa 6 Kilometer langen Straßentunnel. Eine gute Entscheidung.
Kurz hinter Podgorica führte uns die E762 Richtung der Grenze zu Albanien. Wir waren uns zwischendurch nicht mehr sicher, ob wir uns wirklich auf dem richtigen Weg befanden. Kein Verkehr, die Straße teilweise eher mit einem wenig befestigten Feldweg zu vergleichen. Das soll eine Europastraße sein? Nun gut, wir erreichten entlang des Seeufers schließlich die Grenzstation. Die üblichen Formalitäten waren schnell erledigt und schon waren wir auf dem Weg Richtung Shkoder und Tirana. Erstaunlich gut ausgebaute Straßen ermöglichten gutes Vorankommen, bis zur Hauptstadt Tirana... Verwirrende Verkehrsführung, heftiger Verkehr der unterschiedlichsten Fahrzeugtypen und schlechte Beschilderung bedeuteten auch für uns die Fehlleitung in ein Industriegebiet, wo wir zunächst die Orientierung verloren hatten. Also zurück zur Hauptstraße und mittels Himmelsrichtung am Navi weiter. Irgendwann dann plötzlich ein Hinweisschild in Richtung Elbasan. Gerettet.
Route der römischen Straße Via Egnatia
Mit der Ortschaft Elbasan hatten wir auch die Route der römischen Straße Via Egnatia erreicht, die einst das antike Rom mit Konstantinopel oder Byzanz verband. Ausgangsort der Via Egnatia war die Hafenstadt Durres, die im römischen Reich als ein bedeutender Umschlags Ort des Handels für Waren aus den römischen Provinzen Anatoliens mit Rom galt. Von Dürres führte diese Route zunächst nach Elbasan, dann entlang des Shkumbin Flusses bis zum Ohridsee, von hier über Struga, Ohrid und Bitola in Richtung Edessa in Griechenland. Wir folgten mit unserem Wohnwagengespann dieser antiken Route durch teilweise faszinierende Landschaften. Der Shkumbin und das Tal erscheint teilweise unberührt von Fortschritt, obwohl sich auch hier eine neue Straßenführung im Bau befindet. Wir können uns sehr gut schon jetzt in die Beschreibungen der Wanderungen entlang der Via Egnatia von Marietta van Attekum hinein versetzen. Es muss herrlich sein, dieses Tal zu Fuß zu erwandern. Unser momentanes Ziel allerdings ist Struga am Ohridsee, wo wir uns auf einem kleinen privaten Campingplatz angemeldet haben.
So folgen wir weiterhin der E852 bis zur Grenzstation zwischen Albanien und Mazedonien, hoch oben in den Bergen (41°05'24.7"N 20°36'27.6"E). Auch die Kontrollen hier verlaufen ohne Schwierigkeiten und so geht es hinab zum Ohridsee, dessen Wasserspiegel bereits auf 695 Metern über dem Meer liegt. Wir sind gespannt auf den Campingplatz, einem Familienbetrieb und werden, wie so oft, nicht enttäuscht. Direkt am Seeufer mit kleiner Restauration und zur familiären Begrüßung gibt es einen ersten mazedonischen Mocca.
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