Clemens Holzmeister - Architektur und Migration
- Geschrieben von Portal Editor
Unsere Artikel zum Buch des Goethe Instituts " Das Werden einer Hauptstadt – Spuren deutschsprachiger Architekten" sowie Texte zur türkischen Architekturgeschichte hatte letztendlich zum Kennen lernen und zum Treffen mit der Architektentochter Barbara Mohapp in Wien geführt.
Sichtlich erfreut war Frau Mohapp über das Mitbringsel eben dieses Buches, das wir dankenswerterweise im Auftrag des Goethe-Instituts überreichen konnten. Natürlich waren wir sehr gespannt auf weitere Details zum Leben Clemens Holzmeisters, der vor allem in der Türkei sehr bekannt und nach wie vor als Baumeister hoch geschätzt ist.
Durch Anbau von Kaffee in Brasilien selbstständig gemacht
Im Jahr 1913 heirateten Judith Bridarolli und Clemens Holzmeister in Innsbruck und schon ein Jahr später wurde der erste Sohn Guido dieser jungen Familie in Wien geboren. Judith Bridarolli war bis zur Hochzeit eine enge Freundin des berühmten Bergsteigers Luis Trenker, der auch mit Clemens Holzmeister nicht nur gut bekannt war. Trotz dieses "Ausbootens" blieben Trenker und Holzmeister ihr Leben lang freundschaftlich eng verbunden. Ein Jahr später, im Jahr 1920, wurde Tochter Judith in Innsbruck geboren.
Sein Architekturstudium in Wien konnte Clemens Holzmeister im Jahr 1919 gar als "Doktor der technischen Wissenschaften" erfolgreich beenden und trat unmittelbar danach als Lehrer in die Staatsgewerbeschule Innsbruck ein. Zwischenzeitlich leitete er neben der Tätigkeit als Lehrer noch den Installationsbetrieb seines Schwiegervaters Dominikus Bridarolli, der heute von dessen Urenkeln Norbert Engele und Thomas Engele geführt wird. Erste Arbeiten im Bereich der Architektur machten seinen Namen bekannt.
Krematoriums neben dem Wiener Zentralfriedhof
Bereits 1927 erfolgte die erste Berufung Clemens Holzmeisters durch Vermittlung vom Mehmet Hamdi Bey nach Ankara, wo er den Auftrag zum Bau des türkischen Kriegsministeriums erhielt. Ab diesem Zeitraum seiner Tätigkeiten in der Türkei wurde er hoch geehrt und baute in der Folge auch eine palastartige Villa als neuen Wohnsitz Atatürks, den Sitz des Staatspräsidenten. 1939 erfolgte die Trennung von seiner ersten Frau Judith. Wenig später erfolgte im türkischen Exil die Hochzeit mit Gunda Lexer, die ihm seine Tochter Barbara in Athen gebar. Im Jahre 1939 verbrachte Clemens Holzmeister erneut sechs Monate in Brasilien, um Aufträge abzuwickeln, bevor er nochmals nach Tirol zurückkehrte.
Übersiedlung nach Istanbul-Tarabya in die Türkei
Obwohl Clemens Holzmeister nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs offiziell rehabilitiert wurde, kehrte er erst 1954 endgültig nach Österreich zurück, wo er bereits 1953 den Großen Österreichischen Staatspreis erhalten hatte. Von 1955 bis 1957 war er Rektor an der Akademie der bildenden Künste in Wien. 1957 erhielt er das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst und den Preis der Stadt Wien für Architektur. 1963 wurde er Ehrendoktor der Technischen Hochschule in Istanbul. Zu seinem 85. Geburtstag machte er eine Studienreise in die Türkei.
Clemens Holzmeister war ein bedeutender Schöpfer von Monumental- und Sakralbauwerken. Er entwickelte eine Neuinterpretation lokaler Bautraditionen zwischen Einfachheit und Expressivität. Clemens Holzmeister verstarb am 12. Juni 1983 und ist auf dem Petersfriedhof in Salzburg begraben.
Österreich
Sakralbauten
Pfarrkirche zum Hl. Johannes dem Täufer, Batschuns (1921–1923) (Zwischenwasser)
Kloster Maria Hilf mit Exerzitienhaus der Missionare vom Kostbaren Blut in Kufstein (1923, 1928)
Erweiterungen der Pfarrkirche Obergurgl in der Gemeinde Sölden (1924, 1966)
Pfarrkirche Mariahilf (Heldendankkirche) in Bregenz (1925–1931), Vorarlberg
Pfarrkirche Krim in Wien-Döbling (1931/32)
Umbau und Erweiterung der Pfarrkirche Dornbach in Wien-Hernals (1931/32)
Umbau und Erweiterung der Pfarrkirche St. Anton am Arlberg (1932)
Filialkirche Erlöserkirche in Wiener Neustadt; Umbau einer Fabrikshalle zur Kirche (1932)
Christkönigskirche der Pfarre Neufünfhaus in Wien (1932)
Pfarrkirche St. Erhard, Mauer (Wien) (1934–36)
Filialkirche in Hollenstein bei Ziersdorf (1936)
Evangelische Christuskirche in Kitzbühel (1962)
Grabstätte der Familie Krösbacher in Innsbruck, Friedhof Wilten
Pfarrkirche Allerheiligen-St. Georg, Hötting, Innsbruck (vollendet 1964)
Pfarrkirche Pertisau, Tirol (1966–1970)
Pfarrkirche Don Bosco (Großfeldsiedlung) in Wien-Floridsdorf (1971 errichtet)
Schutzengel-Kapelle auf der Schlickeralm im Gemeindegebiet von Telfes
Pfarrkirche Erpfendorf, Tirol
Pfarrkirche Bruckhäusl bei Wörgl, Tirol
Christkönigskirche in Gloggnitz
Aufbahrungshalle Grafenstein (Kärnten) (1965)
Pfarrkirche St. Stephan in Gmünd (Niederösterreich), 1981-1982 Erweiterung
Pfarrkirche in Zwölfaxing (1966–1967)
Filialkirche Holzhausen, Gemeinde Sankt Georgen bei Salzburg, 1985 Erweiterung
Profanbauten
Volksschule in Marbach an der Donau (Erstlingswerk)
Feuerhalle Simmering in Wien (1921–22)
Sanatorium Mehrerau in Bregenz (1922–1923)
Hotel Steinbock in Steinach am Brenner (1923 erbaut; 1986 abgerissen)
Gemeindebau Blathof in Wien (1924–1925)
Hotel Post in St. Anton am Arlberg (1927/28)
Kardinal Piffl-Studentenheim der Akademikerhilfe in Wien (1931/32)
Kurhaus in Bad Ischl (1932)
2 Häuser in der Werkbundsiedlung Wien (1932)
Mahnmal am Fuschertörl, Großglockner-Hochalpenstraße (1933)
Funkhaus Argentinierstraße in Wien (1935–39)
Festspielhaus in Salzburg (1. Umbau 1926; 2. Umbau 1936/38), siehe Kleines Festspielhaus
Landestheater in Linz (1953–1958)
Großes Festspielhaus in Salzburg (1955–1960)
Schülerheim Don Bosco in Fulpmes
Leopold-Figl-Warte am Tulbingerkogel Niederösterreich (1966–67; Eröffnung 1968)
Volksschule Grafenstein (Kärnten) (1969/71)
Volksschule Jenbach, Tirol
Kulturhalle an der Volksschule Himmelberg, Kärnten (1978/80)
Andreas-Hofer-Denkmal in Wien-Wieden am Südtiroler Platz (Entwurf; ausgeführt von Jakob Adlhart)
Deutschland
Sakralbauten
Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt, Maria Grün, Hamburg-Blankenese, 1929–30
Hedwigskathedrale, Berlin, expressionistischer Umbau des Innenraums zur Bischofskirche, kriegszerstört
Pfarrkirche St. Peter, Mönchengladbach-Waldhausen, 1933
Kirche St. Adalbert, Berlin-Mitte, 1933
Pfarrkirche St. Agatha, Merchingen
Kath. Pfarrkirche St. Martin, Nürnberg, Stadtteil Gärten hinter der Veste, 1934-1935,
Wiederaufbau nach einem Plan von Rolf Behringer 1946-1948 [4][5]
Christkönigskirche in Kleve am Niederrhein (1934), 1944 kriegszerstört
St. Maria-Magdalena, Brotdorf
Franziskanerkloster, Hermeskeil
Umbau in der romanischen Kirche St. Georg (Köln)
Pfarrkirche „Zu den heiligen 12 Aposteln“ in Augsburg-Hochzoll, 1964–66
Profanbauten
Schlageter-National-Denkmal, Düsseldorf-Golzheim, 1931
Südtirol (Italien)
Hotel Drei Zinnen, Sexten, 1929–1931
Hotel Adler, St. Ulrich in Gröden, 1926
Villa Dr. Runggaldier, St. Ulrich in Gröden, 1926
Villa Pretz, Bozen, 1930
Umbau und Erweiterung der Pfarrkirche St.Vigil, Untermais, Meran
Türkei (Ankara)
Das Gebäude der Großen Nationalversammlung der Türkei in Ankara
Verteidigungsministerium, 1927–30
Militärakademie, 1930–35
Stadtvilla Atatürk, 1931–32
Zentralbank (Merkez Bankası), 1931–33
„Denkmal des Vertrauens“ in Kızılay – Ankara
Emlak-Bank, 1933–34
Oberster Gerichtshof, 1933–34
Österreichische Gesandtschaft, 1933–34
Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium, 1933–35
Innenministerium, 1932–34
Parlamentsgebäude, 1938–63
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