Thessaloniki - Ausstellung zum Thema Recycling
- Geschrieben von Portal Editor
Auch wenn es hinsichtlich der Zusammenstellung der Einzelmessen zunächst etwas verwunderlich erschien, so wurde der Gesamteindruck der Messe Thessaloniki dann doch deutlich klarer, wozu die getrennten Hallen im großen Messegelände unter dem Funkturm erheblich beitrugen.
Motorradmesse in den Hallen 17 und 3, Blumen und Sträucher im Außenbereich, Literatur und Recycling in den Hallen 14 und 15, wobei uns die Sonderaustellung Recycling und Kunst besonders interessant erschien, zumal es wirklich aussagekräftige Exponate gab.
Vor der Zeit der großen Industrialisierung im 18. Jahrhundert bestand der Müll hauptsächlich aus den Exkrementen von Menschen und Tieren, aus Lebensmittelabfällen, Ton- oder Glasscherben und wahrscheinlich auch aus der Asche von den Feuerstellen. Die wohl älteste Form des Recyclings ist die traditionelle Düngemittelnutzung von pflanzlichen und tierischen Abfällen, insbesondere Ernteresten, Mist und Gülle, in der Landwirtschaft, die wohl so alt ist wie diese selbst. Diese vollständige Wiederverwertung ist Basis der so genannten Subsistenz Wirtschaft.
Im antiken Rom wurden die Exkremente eingesammelt und den Bauern im Umland als Dünger verkauft. Im Mittelalter verfiel diese Organisation größtenteils – Exkremente und Abfälle wurden teilweise einfach nur auf die Straße gekippt und allenfalls von Haustieren „verwertet“. Später waren es Schrott- und Lumpensammler, die sich um das Einsammeln, Sortieren und Weiterleiten von wieder verwertbarem Material kümmerten. Die „Wegwerf-Mentalität“ der Industriezeit existierte aufgrund des Mangels an Gütern wie leeren Flaschen, gebrauchten Holz- oder Metallgegenständen und Ähnlichem nicht. Es war selbstverständlich, diese Gegenstände weiter zu verwerten. Aus Lebensmittelabfall wurde Haustierfutter, aus Knochen und Haaren wurden nützliche Dinge und aus Lumpen wurde Papier hergestellt. Holz- und Papierabfälle verheizte man und Metallteile wurden sowieso eingeschmolzen oder umgeschmiedet.
Erst mit Aufkommen der Grünen Bewegung in den 1970/80ern fand in vielen Ländern ein Umdenken in der Richtung statt, dass Müllentsorgung einer der Hauptfaktoren der Umweltverschmutzung darstellt. Gleichzeitig entstand einerseits ein Bewusstsein um die Begrenztheit natürlicher Ressourcen insgesamt, andererseits wurde das Deponieren etwa in urbanen Ballungsräumen zunehmend undurchführbar. Erste Anfänge zurück zu einer neuen Wiederverwertung war die anfangs freiwillige Mülltrennung, die zum Sinnbild einer ganzen Generation in der westlichen Welt wurde. Ausgehend von Altpapier-Wiederverwendung wurden zunehmend Technologien erarbeitet, die die Wiederaufbereitung aller Arten von Altstoffen wirtschaftlich machen, wodurch Abfall zu einem bedeutenden Wirtschaftsgut wurde: Geprägt wurde dafür der Ausdruck Sekundärrohstoff.
Stellt sich die Frage: Welche Rolle können Recycling und / oder Nachhaltigkeit in der Kunst spielen?
Recycling und Wiederverwertung ist ein wichtiges Thema für uns alle, so natürlich auch für Künstler. In dieser Gruppe ist es aber immer in andere Diskurse verknüpft. Nicht jeder Künstler recycelt ausschließlich, sondern macht, wie John Chamberlain das mit seinen Schrottskultpuren schon sehr früh getan hat, etwas Neues daraus. Künstler nahmen bewusst das, was schon da oder gebraucht war, also mindere Gegenstände wie bei Pistoletto mit seiner Venus in Lumpen. Das ist die bewusste Haltung, in den Fluss des Lebens einzugreifen, eben indem etwa Gebrauchtes genommen wird anstatt großer Materialien, die Rohstoffe brauchen.
Dieser Ansatz ist auch in vielen Exponaten der Sonderausstellung deutlich zu erkennen, ob es sich dabei um Treibholz handelt, das am Strand angespült wurde oder auch um Schrott von diversen Autoverwertungen handelt. Auch Vermischungen von Altmaterial mit herkömmlicher Zeichen- und Malkunst werden ausgestellt.
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