Auf vielen Bazaren an der türkischen Riviera findet man die Stände oder gar kleine Werkstätten, die ihre leider nur noch selten selbst hergestellten Figuren und Vasen aus Onyx Marmor feilbieten.
Dabei handelt es sich tatsächlich um ein reines Naturprodukt, das in unzähligen Farben und Formen schimmernd, manchmal fast transparent, das Licht durchscheinen lässt, wodurch die innere Struktur noch besser zur Geltung kommt - kurz ein toller Blickfang besonders wenn von der direkten Sonneneinstrahlung beleuchtet.
Natürliches Erscheinungsgebiet der Kalksinter
Dabei ist eigentlich schon die Namensgebung im doppelten Sinne irreführend, denn es handelt sich weder um Onyx noch um Marmor. Schon die Fundorte des Rohstoffs geben eigentlich genügend Hinweise, worum es sich bei diesem Material handelt: Kalksinter (Süßwasserkalk), die sich durch Ausfallen feinster Kalkteilchen aus Quellwasser oder unterirdischen Süßwasserläufen, beispielsweise in Karstgebieten, gebildet haben. Auch wenn Sickerwasser in Kalklagerstätten eindringt und auf natürliche Hohlräume trifft, können diese Gesteinssinter entstehen. So gesehen ist die Region um Antalya aufgrund des Karsts durchaus ein natürliches Erscheinungsgebiet der Kalksinter ebenso wie die Kalksinterterrassen von Pamukkale, die als eines der Weltwunder angesehen werden können, da hier der Kalkausfall aus dem physikalisch hartem Wasser direkt an der Oberfläche stattfindet.
Onyx im Zusammenhang mit den Tierkreiszeichen
Bereits in der Antike, aber auch im Mittelalter wurden verschiedene Edel- und Schmucksteine mit bekannten Planeten und Sternbildern in Verbindung gebracht und als Amulett bzw. Heilstein mit angedichteten magischen Eigenschaften genutzt. Diese Art der Nutzung lebt auch in der Esoterik fort, jedoch ist eine Zuordnung rein willkürlich und unterscheidet sich von Autor zu Autor. So sind beispielsweise Onyx und Sardonyx nach Richardson und Huett (1989) dem Mars zugeordnet, nach Ahlborn (1996) der Sardonyx dagegen dem Jupiter und nach Uyldert (1983) der Onyx dem Saturn.
Ebenso ist bei den Tierkreiszeichen eine Vielzahl von Tierkreissteinen im Gebrauch. Der Onyx wird dabei je nach Quelle zwar hauptsächlich dem Steinbock, aber auch den Zwillingen oder dem Löwen zugeordnet und der Sardonyx entweder der Jungfrau oder der Waage. Da die Tierkreissteine zugleich als Geburtssteine betrachtet wurden und werden, sind viele Schmucksteine auch bestimmten Monaten zugeordnet. Allerdings ist die Verbindung willkürlich und steht nur selten im Zusammenhang mit den entsprechenden Tierkreiszeichen. Deutlich wird dies vor allem beim Onyx, der je nach Quelle dem Februar oder dem August zugeordnet ist (Steinbock 22.12.–20.1.; Zwillinge 21.5.–21.6.; Löwe 23.7.–23.8.).
Als Heilstein soll Onyx verschiedenen esoterischen Schriften zufolge unter anderem Augenentzündungen und Erkrankungen der Zehennägel lindern bzw. heilen. Wissenschaftliche Belege für die angeblich heilenden Wirkungen gibt es allerdings nicht.
Modifikation der chemischen Verbindung Calciumcarbonat
Kalksinter taucht oftmals unter verschiedenen Begriffen in Erscheinung, so wird neben dem an sich schon falschen Begriff Onyx Marmor oftmals von Kalzit Alabaster oder orientalischem Alabaster gesprochen. Bestimmte Kalksinter sind optisch dem Gipsalabaster sehr ähnlich, allerdings nur in der Erscheinungsform. In der Verarbeitung ist der Onyx Marmor wesentlich härter, fast glasartig zu beschreiben. In der Entstehung entwickeln sich oftmals kryptokristalline oder ausgesprochen kristalline Sinterkalke, die so hart sind, dass sie nur Riss frei bearbeitet werden können. Die Entstehungszeit dieser Sinterkalke liegt meist im Erdzeitalter Quartär, in dem auch eine Vielzahl von Höhlen mit ihren Tropfsteinen als Stalagmiten und Stalaktiten entstanden sind.
Der Hauptbestandteil des Onyx Marmors besteht aus den Mineralien Calcit oder Aragonit als Modifikation der chemischen Verbindung Calciumcarbonat.
Über Gelb, Orange, Rot und Grün findet man ein breites Farbenspektrum
Ihre fast transparenten Eigenschaften haben dem Onyx Marmor auch die Verwendung als Glasersatz gebracht, so wurde im Dom von Orvieto anstelle des Glases zu dünnen Scheiben aufgetrennter Onyx Marmor eingesetzt. Die besonders kryptokristallinen Sorten erweisen sich als besonders Lichtdurchlässig. So sind selbst Scheiben von fast 3 Zentimeter Stärke noch ausreichend transparent. Durch verschiedenartige Einlagerungen im Material, häufig sind es Verbindungen aus zwei- und dreiwertigem Eisen, ergeben sich interessante und meist sehr attraktive Bänderungen, die zu der großen Beliebtheit der Onyx Marmore beitragen. Bedingt durch die Art der Entstehung erscheint eine meist ringförmige Struktur im Querschnitt der Kalksinter, die meist schon allein aufgrund ihrer Größe die Verwendungsmöglichkeiten stark einschränken. Sowohl die Formen als auch die Farben sind sehr vielfältig, von Weiß, über Gelb, Orange, Rot und Grün findet man ein breites Farbenspektrum. Interessant sind hier vor allem die Kalksinter, die auch wechselnde Mineraleinlagerungen aufweisen können und entsprechend ein mehrfarbiges Bild ergeben.
Attraktivität des Onyx Marmors in Hinsicht auf die innere Struktur
Lagerstätten des Onyx Marmors zum industriellen Abbau gibt es kaum, nur selten findet sich ein natürliches Vorkommen in der Mächtigkeit, das sich aus den gewonnenen Blöcken auch große gesägte Tafeln herstellen lassen. Etwas häufiger trifft man auf Mischungen von Kalksinter und normalem Kalk, bzw. Travertin.
Oft verliert sich dadurch aber die gerade so geschätzte Attraktivität des Onyx Marmors in Hinsicht auf die innere Struktur. Ein weiterer Nachteil ist die geringere mechanische Stabilität, wodurch Risse und daraus resultierend leicht brechende Werkstücke entstehen. Dies hat zur Folge, dass sehr viel Material ausgesondert werden muss, was wiederum zu hohen Verkaufspreisen führt.
Sollten Sie während Ihrer Reisen auf eine der Onyx Marmor Werkstätten treffen, nehmen Sie sich etwas Zeit zur Betrachtung der manchmal wirklich außergewöhnlichen Strukturen dieses Kalksinters, gleich was daraus gefertigt wurde. Denken Sie bitte auch an das Erdzeitalter des Entstehens des Rohstoffs, allein durch diese Kenntnis gelingt bereits die Einordnung und Bedeutung dieses Naturprodukts von Menschenhand zu einer Vase, einem Aschenbecher oder einem „steinernem Ei“ geformt.
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