Filiz Penzkofer - Wie Klang und Rauch
Filiz Penzkofer wurde 1985 in München geboren. Sie studierte Germanistik, Journalismus und Turkologie in Bamberg und Ankara. Heute wohnt sie in Berlin und verdient sich ihr Geld als freie Journalistin und als Kolumnistin für den Bayerischen Rundfunk.
Wir freuen uns, Filiz im Kreise unserer Co-Autoren begrüßen zu dürfen - Herzlich willkommen.
Filiz über Filiz
Und wie heißt du wirklich? Filiz. Nein, mit Vornamen? Filiz. Echt jetzt? Ja. Wenn es darum geht, meinen Namen zu erklären, dann habe ich eine Engelsgeduld. Kein Wunder, ich mache das ja auch schon fast mein Leben lang. Wenn es nach meinem Vater gegangen wäre, würde ich Laura heißen. Aber als es um die Bedeutung des Namens ging, musste er passen. „Was heißt Laura?“, fragte Mutter bei einer ihrer Diskussionen. „Nichts!“, musste mein Vater zugeben. „Aber es klingt doch schön, nicht wahr? „Wie Klang und Rauch!“, konterte Mutter, die eine Vorliebe für deutsche Floskel-Verdreher hatte. Dann überzog ein strahlendes Siegerlächeln ihr schmales Gesicht. „Filiz heißt Sprössling UND klingt schön!“, rief sie triumphierend. Damit war die Entscheidung gefallen.
Weil ich oft nach der Bedeutung des Namens gefragt werde: Filiz kann Blume heißen, aber Mutter besteht auf den Sprössling. „Eine Blume verblüht, aber der Sprössling ist immer am Anfang. Er steht für Hoffnung und Neubeginn!“, sagt sie zu jedem, der sich für die Bedeutung meines Namens interessiert. Mit mir hat Mutter die Hoffnung allerdings schon fast aufgegeben. Ich gebe zu, es ist nicht leicht, von der regionalen Bauchtanzgruppe wegen mangelndem Bauchgefühl ausgeschlossen zu werden, vor allem wenn man die Einzige unter 50 und mit orientalischen Migrationshintergrund ist. Aber mich deswegen „deutscher als Angela Merkel“ zu nennen, finde ich übertrieben. Meine türkische Oma sagt immer: „Mein Herz, wenn du so gut türkisch reden könntest, wie bayerisch, wärst du in der Türkei jetzt vielleicht Premierministerin.“
Erstens will ich gar keine Premierministerin werden und zweitens glaube ich, meine türkische Oma weiß gar nicht so genau, was das eigentlich ist, dieses Bayerisch. Denn wenn ich versuche, meinem Großvater zuliebe Bayerisch zu sprechen (er kommt aus der Ecke), dann versteht der kein Wort. (Nach einem dieser bayerischen Selbstversuche hat er mich einmal sogar darum gebeten, doch bitte Deutsch und nicht Türkisch mit ihm zu reden). Ansonsten gibt es keine Probleme. Ich mag den Bosporus genauso gerne wie die Alpen, frühstücke mal Simit mit Schafskäse und Oliven, mal ein schwarzes Landbrot mit Höhlenkäse und Senf, fluche über deutsche und türkische Politik und bin genauso unbegabt am Saz wie an der Gitarre. Nach meiner Schulzeit habe ich mal nach meinen türkischen Wurzeln gegraben, bin für ein paar Monate nach Istanbul gegangen, habe während meiner Unizeit einige Monate in Ankara studiert, wollte herausfinden, was in mir türkisch, was deutsch ist. Ich habe herausgefunden, dass das eigentlich total egal ist. Beide Kulturen haben mich geprägt und schließlich und irgendwann bin ich zu dem geworden, was ich bin. Ein Mensch mit einem nur schwer auszusprechendem Vornamen: Filiz. Ja, mit Vornamen. Echt Jetzt.
Filiz Penzkofer wird auch auf dem 1. Deutsch-Türkischen Literatur und Begegnungsfestival lesen. Ihre Themen:
Filiz erzählt in ihrer Kurzgeschichte „die Taxe des Bösen“ von einem turbulenten Kurztrip nach Istanbul, in der sie und ihre Freundin Mariechen auf höchst amüsante Weise mit ihren eigenen Vorurteilen konfrontiert werden. Außerdem bringt Filiz Penzkofer einen Handkoffer voll Kurzgeschichten mit, die über ein appetitanregendes Date mit Kannibalen, über Killerwelse in Franken und von der türkischen Großmutter erzählen, die immer wieder gerne für Aufregung sorgt.